BioFach/ Vivaness 2011: Bio wird erwachsen

Die jährliche Reise nach Nürnberg lohnte sich auch im Jahr 2011. Trotz mehrerer über die ganze Welt verteilter Zweigmessen ist die Hauptmesse noch immer der wichtigste Treffpunkt der weltweiten Biobewegung. Tradition hat mittlerweile auch Partnermesse Vivaness mit ihrem vielfältigen Angebot von der Naturkosmetik bis hin zu ganzen Biomodenschauen. Was in Nürnberg ausgestellt, gehandelt und entschieden wird, hat grosse Bedeutung für die Marktentwicklung sowohl weltweit, wie auch in den einzelnen Ländern. Die glaubwürdige Weiterentwicklung der Biobewegung entscheidet sich dabei weniger an der Sortimentsgestaltung, als an konkreten Antworten auf die Frage: Ist Bio auch nachhaltig?

Die BioFach/ Vivaness 2011 beeindruckte wieder durch viele Produktneuheiten. Teilweise geht es immer noch um die Ausweitung des Biosortiments im Sinne von "das gibt es jetzt auch in Bio". Überraschend häufig sind jedoch auch echte Produktneuheiten zu sehen, welche nicht einfach Kopien aus konventionellen Angeboten darstellen.

Die eigentliche Weiterentwicklung zeigt sich aber nicht in der Frage, ob es dieses oder jenes Produkt nun auch als Convenience-Angebot gibt. Im Kongressprogramm ebenso zeigte sich ebenso wie bei den konkreten Messeangebote: Eine umfassende Ausweitung der Bioqualität ist für die glaubwürdige Weiterentwicklung des weltweit rund 60 Milliarden US-Dollar umfassenden Biomarktes dringend nötig.

Bio - Fair Trade – Nachhaltigkeit – was zusammen gehört, muss zusammen wachsen!

Die Kurzformel "nachhaltige Bioqualität" reicht von der regionalen Wertschöpfung über Transport- und Energiefragen, Klimaneutralität bis zu Verpackungen aus erneuerbaren und biologisch abbaubaren Materialien. Ins Zentrum nicht nur der Fachdiskussion, sondern immer mehr auch einer breiteren Öffentlichkeit rückt zudem die Frage: Ist Bio denn auch fair? "Organic und fair gehört zusammen!" ist seit Jahren die strategische Zielsetzung der globalen Biobewegung. Nach wie vor ist dies eine Langzeitzielsetzung, da die Heraus-forderungen im Einzelfall zumindest kurz- und mittelfristig nicht immer lösbar sind.
Der Messerundgang und die Sonderschau "Organic and fair" zeigte aber auch, das diese durchaus möglich ist. Zu sehen war ein grosses Bio-Fair Trade-doppelzertifiziertes Produktangebot, das längst über das klassische Schokolade- und Kaffee-Sortiment hinaus reicht.

Die Fair Trade-Auszeichnung der Bioprodukte beschränkt sich nicht auf das weltweit verbreitete FLO-Zeichen (Fair Trade Labelling Organizations, in der Schweiz v.a. als "Max Havelaar" bekannt). Längst sind verschiedene Biolabelorganisationen selber aktiv geworden und integrieren Fair Trade- und weitere Nachhaltigkeitskriterien in ihre Richtlinien. Für die Zertifizierungsstellen bildet die fachkundige Integration dieser Zusatzanforderungen in praxistaugliche Vollzugsabläufe immer mehr einen wichtigen Wettbewerbsvorteil. Diese Entwicklung ist v.a. auch daher von grosser Bedeutung, weil eine flächendeckende Bio-Fair Trade-Doppelzertifizierung nur dann praktikabel und sinnvoll ist, wenn sich die Zertifizierungsaufwände nicht unverhältnismässig erhöhen.

"Blühende Bio-Fair Trade-Landschaften in Sicht?"; bis dahin sind noch einige Herausforderungen zu meistern. Das global etablierte FLO-Cert-Vollzugssystem ist z.B. keineswegs mit demjenigen der Biozertifizierung harmonisiert, was technisch durchaus möglich und für eine glaubwürdige Gewaltentrennung wichtig wäre. Der Hauptgrund liegt darin, dass dies seitens der FLO-Verantwortlichen keineswegs als prioritäres Ziel angesehen wird. Wenn wir bei den historischen Zitaten bleiben wollen: Ob und wann tatsächlich "zusammen wächst, was zusammen gehört" wird sich ebenso erweisen, wie die Frage, wen die Marktgeschichte belohnen oder durch allfälliges Zuspätkommen bestrafen wird.

Soweit unsere erste Kurzbilanz zur BioFach 2011. Ihre Eindrücke, Erfahrungen und Meinungen dazu wir integrieren sie gerne in unsere BioFach-Auswertung.

Kontakt:
Peter Jossi – p.jossi@bionetz.ch

Informationen:
www.biofach.de
www.biofach.de/de/presse/presseinformationen/
www.vivaness.de

BioFach 2011

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