Am 23. September hat die EU-Kommission die acht Gewinner:innen der EU Organic Awards bekannt gegeben. Die Preise gehen nach Deutschland, Finnland, Italien, Österreich, Schweden und Spanien.

EU Organic Awards 1Beste Bio-Gastronomie in der EU bietet die schwedische Restaurantkette Kalf & Hansen. Rune und Fabian Kalf-Hansen bieten zu 100 Prozent saisonale nordische Bio-Küche an. Bild: Elise Johanson

Die ausgezeichneten Projekte und die Menschen hinter ihnen zeigen, wie die Bio-Produktion innovative Wertschöpfungsketten und neue Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen kann. Für die diesjährige Ausgabe der EU-Bio-Preise gingen fast hundert Bewerbungen aus der gesamten EU ein, 24 Bewerber aus 11 Ländern kamen in die engere Wahl. Es wurden insgesamt acht Auszeichnungen in sieben Kategorien vergeben für innovative und nachhaltige Projekte.

Inspiration für andere

Zur besten Bio-Landwirtin wurde Reinhilde Frech-Emmelmann in Österreich gekürt. Sie hat im Jahr 1998 die ReinSaat GmbH gegründet, und zwar als biodynamischen Demeterbetrieb. Der Hof im Bundesland Niederösterreich ist spezialisiert auf ökologisches und GVO-freies Saatgut mit über 800 kernresistenten Sorten. Das fördert die biologische Vielfalt und eine nachhaltige Landwirtschaft in ganz Europa.

Bester Bio-Landwirt ist der deutsche Gemüsebauer Benny Schöpf. Er koordiniert den Anbau des grössten genossenschaftlich organisierten Landwirtschaftsbetriebes in Deutschland, dem Kartoffelkombinat. Die Genossenschaft hat ihren Sitz in Bayern. Die wöchentliche Versorgung von 2300 Haushalten mit Bio-Gemüse setzt den Schwerpunkt auf faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Verfahren und fördert ein alternatives landwirtschaftliches Wirtschaftssystem.

EU Organic Awards 2Reinhilde Frech-Emmelmann, Gründerin der ReinSaat GmbH in Österreich, wurde zur besten Bio-Landwirtin gekürt. Bild: Rubert Pessl

Der Preis Beste Bio-Stadt geht an die BioStadt Bremen. Da mehr als 30 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe Bio-zertifiziert sind, fördert die Stadt nachhaltige Lebensmittelsysteme durch Gemeinschaftsprojekte und innovative Landwirtschafts¬initiativen. Die BioStadt Bremen arbeitet daran, das gesamte kommunale Catering in Schulen, Kinderkrippen und Krankenhäusern bis zum Jahr 2025 zu 100 Prozent auf Bio umzustellen.

Der Preis für die beste Bio-Region geht an das finnische Südsavo. Über vierzig Jahre wurde in dieser Region über die Zusammenarbeit von mittlerweile 200 bäuerlichen Bio-Betrieben, Forscher:innen und lokalen Behörden eine starke ökologische Landwirtschaftskultur aufgebaut. Es werden nachhaltige Verfahren gefördert, um die Wasserqualität und die biologische Vielfalt zu erhalten. In Südsavo hat auch das finnische Bioforschungsinstitut seinen Sitz.

Beste Bio-Landschaft ist der Biobezirk Sörmland in Schweden, südlich von Stockholm. Er ist seit den 1940er Jahren ein Vorreiter im ökologischen Landbau, in dem unter anderem landwirtschaftliche Betriebe, Lebensmittelverarbeiter und Restaurants zusammenkommen. Zwanzig Prozent der Anbauflächen sind Bio-Flächen, der Landkreis fördert lokale Bio-Produkte, nachhaltigen Tourismus und sensibilisiert für die gesundheitlichen Vorteile von Bio-Lebensmitteln.

Bestes Bio-Lebensmittel verarbeitendes KMU ist die italienische Kooperative Gino Girolomoni Cooperativa Agricola. Diese Genossenschaft, ansässig in der Region Marken, ist auf die Herstellung ökologischer Teigwaren spezialisiert und setzt den Auftrag ihres Gründers Gino Girolomoni fort. Mit 80 Hektaren biologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen und Anlagen, die mit Energie aus erneuerbaren Quellen betrieben werden, werden jährlich neun Millionen Tonnen Teigwaren erzeugt. Dadurch werden mehr als 300 Landwirt:innen und 60 lokale Arbeitskräfte unterstützt.

Bester Bio-Lebensmitteleinzelhändler ist SAiFRESC in Spanien. Das Unternehmen wurde 2011 von drei Landwirten gegründet, hat den Übergang zum ökologischen Landbau vollzogen und die Landwirtschaft in der Huerta de Valencia neu belebt. Mit dreissig Hektaren ökologisch bewirtschafteter Fläche produzieren sie siebzig Bio-Erzeugnisse, verkaufen neunzig Prozent ihrer Ernte vor Ort und verringern den Umfang an Verpackung. Die Initiative fördert die Kreislaufwirtschaft und bietet Bildungsworkshops zum Bio-Landbau an.

Bestes Bio-Restaurant/Gastronomie ist die 2014 gegründete schwedische Restaurantkette Kalf & Hansen. Rune und Fabian Kalf-Hansen bieten zu 100 Prozent saisonale nordische Bio-Küche an, und zwar in zwei Restaurants, über Catering-Dienstleistung sowie Bio-Mahlzeiten in schwedischen Zügen. Sie priorisieren lokale Beschaffung, Nachhaltigkeit und erschwingliche Preise, um enge Beziehungen zu lokalen Produzent:innen aufzubauen.

Nachhaltiges Lebensmittelsystem

Die EU-Bio-Preise werden gemeinsam von der Europäischen Kommission, dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss, dem Europäischen Ausschuss der Regionen, COPA-COGECA (Zusammenschluss der beiden großen landwirtschaftlichen Dachorganisationen) und IFOAM Organics Europe (Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen) organisiert. In der Jury sind auch Europäisches Parlament und der Rat vertreten.

Der EU-Bio-Tag wurde 2021 vom Europäischen Parlament, dem Rat und der Europäischen Kommission ins Leben gerufen. Durch die Produktion hochwertiger Lebensmittel mit geringen Umweltauswirkungen spielt der Bio-Landbau eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung eines nachhaltigen Lebensmittelsystems für die EU. Im Anschluss an den EU-Aktionsplan zur Förderung der ökologischen/biologischen Produktion in der EU, der 2021 angenommen wurde, arbeitet die Kommission daran, die Vorteile dieser Produktion weiter zu fördern.

Die Strategiepläne im Rahmen der derzeitigen gemeinsamen Agrarpolitik bieten mehr finanzielle Unterstützung – 14,7 Milliarden Euro von 2023 bis 2027 – für EU-Landwirt:innen, die dauerhaft auf Bio-Landbau umstellen. Fast alle Mitgliedstaaten verfügen nun erstmals über umfassende Produktionsstrategien für diesen Bereich.

IFOAM: Let's celebrate organic

Quelle: «EU-Bio-Preise: zwei der acht Auszeichnungen gehen nach Deutschland», Presseartikel EU-Kommission, 23.9.24

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