Der Dienstleister und Grosshändler Bio Partner kann das enorm gestiegene Bestellvolumen nur unter neuen Voraussetzungen bewältigen. Bionetz.ch hat bei Manuela Kägi, Leiterin Handel & Gastronomie und Vorsitzende der Geschäftsleitung bei Bio Partner, nachgefragt.

wareneingang besmir ukaj biopartner seon lager 143Lager von Biopartner in Seon. Bild: zVg

Bionetz: Seit Corona kaufen die Menschen wie wild Bio-Produkte, das ist erfreulich, aber wie manifestiert sich das bei Bio Partner?

Manuela Kägi: In der ersten Woche Juni haben wir 419 Tonnen mehr Waren ausgeliefert! Das sind 52 vollgefüllte LKWs und etwa 40 Prozent mehr als in der Vor-Corona-Zeit. Diese Ware müssen wir zusammenstellen und zwischenlagern bevor sie zu den Bioläden ausgeliefert werden kann.

Haben sie denn genug Angestellte, die diese zusätzliche Arbeit ausführen können?

Wir haben Temporärpersonal eingestellt und Teammitglieder aus der ganzen Firma helfen im Kundenservice und im Lager aus. Aber unsere Platz-Kapazität ist erreicht. Im Kühllager arbeitet die maximale Anzahl an Personen. Wenn mehr Leute darin arbeiten, stehen sie sich nur noch im Weg. Im Autostore, eine Roboter-Anlage, die viele Produkte auf kleinem Raum lagern und präzise ausgeben kann, haben wir 6 Kommissionierplätze. Mehr geht aus Platzgründen kurzfristig nicht. Im Bereitstellungsraum, wo die fertigen Rollcontainer für den Transport bereitstehen ist es auch voll. Wir nutzen momentan sogar die LKW als zusätzlicher Bereitstellungsraum. Diese kommen zurück von ihren Touren, werden direkt an den Kühlraum angeschlossen und für die Bereitstellung genutzt.

Das tönt danach als müssten Sie sofort ausbauen!

Corona hat uns alle von einem Tag zum anderen in eine neue Welt mit neuen Regeln katapultiert, niemand hatte dazu einen Plan oder konnte sich darauf vorbereiten. Bio Partner will den Biofachhandel stärken und gemeinsam mit ihm wachsen. Um dieses Wachstum zu ermöglichen, prüfen wir unsere Infrastruktur und die Prozesse, aber das geht nicht von heute auf morgen.

Was passiert in Zukunft?

Wir brauchen Zeit und wir werden bei anhaltendem hohem Volumen neue Wege finden müssen, um einen daran angepassten Service zu erreichen.

Gibt es denn besonders strenge Tage?

Anfangs und Ende der Woche gibt es grosse Bestell-Spitzenwerte, bedingt durch den höheren Bedarf in den Bioläden, bzw. dem Einkaufsverhalten der Konsument*innen an jenen Tagen.

Gibt es überhaupt so viele Bioprodukte wie nachgefragt werden?

Die Warenverfügbarkeit ist eine Herausforderung: Die Produktion läuft auf Hochtouren und die Rohstoffe werden knapp. Gerade bei den Grundnahrungsmitteln, besonders bei Demeter-Produkten, zeigt sich die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen: Hier müssen wir die neue Ernte abwarten.

Und wie geht es den Bioläden?

Wir sprechen mit vielen Läden und stellen fest, dass die Ladenteams absolute Sonderleistungen erbringen. Sie haben enormen Kundschaftszuwachs, arbeiten vielfach Extraschichten und hatten seit Wochen keine freien Tage geschweige denn Ferien. Spezialleistungen wie neu eingeführte Lieferservice sind aufwändig und es bleibt kaum Zeit, die Regale aufzufüllen. Längere Bestellfristen und Warenengpässe erschweren ihre Arbeit zusätzlich.

Bekommen Sie auch Ungeduld und Missmut zu spüren?

Ja, bei einigen bekommen wir zu spüren, dass die Ungeduld steigt: Sie möchten zurück zu den gewohnten Servicezeiten und sind der Meinung, dass dies – nach drei Monaten Corona – doch endlich möglich sein sollte. Andererseits erhalten wir auch sehr viele schöne Rückmeldungen von Kund*innen, die sich für den zuverlässigen Service bedanken und für die längeren Fristen ihr Verständnis aussprechen. Das sind wichtige Motivationsschübe für unsere Mitarbeitende.

Was wünschen Sie sich für die nächste Zeit?

Sowohl die Ladenteams an der Front wie wir in der Vorstufe geben alles für einen guten Service. Nur gemeinsam meistern wir die Sondersituation! Zusammen muss unser Ziel sein, dass die vielen neuen Kund*innen, die während der Corona-Zeit in die Bioläden gefunden haben, unserer Branche erhalten bleiben!

foto manuela kaegi 2019 8v4a9952 rgbManuela Kägi, Leiterin Handel & Gastronomie und Vorsitzende der Geschäftsleitung bei Bio Partner. Bild: zVg

 

Nun geht die Frage an die Bioläden: Wie haben Sie als Inhaber*in oder Mitarbeitende die Coronazeit bisher erlebt?

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