- 06. April 2021
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Wie können Biobauern gegen eine umweltfreundlichere Landwirtschaft sein? Der Vorstand von Bio Suisse, dem Dachverband der Bio-ProduzentInnen, empfiehlt ein Nein zur Trinkwasserinitiative, die am 13. Juni zur Abstimmung kommt.
Fausta Borsani// Der Vorstand von Bio Suisse lehnt die Trinkwasserinitiative ab. Die Annahme dieser Initiative würde in der Schweiz einer ökologischen Landwirtschaft den Weg ebnen, die u.a. keine giftigen Pestizide mehr verwendet, weniger Tiere hält und daher weniger Überdüngung hervorruft. Ausserdem würde unsere Gesundheit profitieren, weil die Bedrohung durch resistente Bakterien und die Belastung unseres Trinkwassers wegfallen würde. Dieses ist heute durch kanzerogene und hormonwirksame Stoffe v.a. aus der Landwirtschaft weiträumig verseucht.
Einige Bio-LandwirtInnen stellen sich aber gegen das Verdikt ihres Vorstandes und finden es unverständlich. Unter ihnen Biobauer Markus Bucher aus Grossaffoltern: «Wir können schlicht nicht unsere Lebensgrundlage weiter zerstören.» Er setzt sich deshalb für die Trinkwasserinitiative ein. Auch für Karl Schefer, Chef von Bio-Wein-Pionier Delinat ist es unfassbar, dass der Vorstand von Bio Suisse gegen die Trinkwasserinitiative ist. Laut K-Tipp und Kassensturz schrieb er Anfang Februar in einem Brief an den Bio Suisse-Vorstand: «Wir gehen davon aus, dass diese Information nur falsch sein kann.» Die Antwort von Bio Suisse: «Bei einem Ja ist davon auszugehen, dass die grosse Mehrheit der Grünlandbetriebe auf Bio umstellen wird. Eine massive Überversorgung der Märkte mit Bio-Milch und -Fleisch würde in diesem Fall das heute faire Preisgefüge gefährden.» Einfacher ausgedrückt: wenn alle ökologisch produzieren, kostet Bio weniger und die Bio-Bauern verdienen weniger.
Soweit die Angst, aber stimmt das? Abgesehen davon, dass der Bio-Konsumenten-Preis heute vor allem durch die Margen der Grossverteiler hochgehalten wird, diktieren diese auch den Produzentenpreis. Würde die Trinkwasserinitiative angenommen, gingen die heutigen Milliarden an Subventionen ausschliesslich an die ökologische Landwirtschaft – zugunsten der bisherigen und umstellenden Bio-Betriebe. Diese hätten also viel zu gewinnen. Biobauer Stephan Jaun aus Wattenwil (BE) hat jedenfalls keine Angst vor weiteren Kolleginnen, die nachhaltig Landwirtschaft betreiben: Sein Fleisch und Gemüse geht heute direkt an Private und Restaurants. Er fürchtet sich nicht davor, finanziell unterzugehen, wenn die Trinkwasserinitiative angenommen wird und glaubt an einen Innovationsschub, den diese auslösen würde.
Migros und Coop hätten an tieferen Bio-Margen allerdings keine Freude. Und auch sie sind gegen die Trinkwasserinitiative: sie würden mit einer Ausweitung der nachhaltigen Produktion weniger auf Bio-Produkte draufschlagen können. Sie, allen voran Coop, sind die wichtigsten Abnehmer von Bio-Produkten in der Schweiz und zahlen viel Geld an Bio Suisse. Haben sie den Bio Suisse Vorstand mit diesem finanziellen Argument weichgeklopft?
Zur Sendung Kassensturz vom 6. April 2021: Aufstand der Biobauern gegen die Geschäftsleitung von Bio Suisse