Cécile Meier, die Geschäftsinhaberin von Casa Natura in Oerlikon schreibt anlässlich des 40-Jahre Jubiläums ihres Ladens einen persönlichen Brief an Kundschaft und Lieferanten und lässt die schöne Geschichte des Ladens Revue passieren.

fachgeschaft02Cécile Meier in ihrem Bioladen Casa Natura. Bild: zVg

Als meine Mutter und ich am 1. August 1980 an der Salerstrasse 12 in Oerlikon unser erstes Geschäft – damals war ein Reformhaus noch ein Nischengeschäft – eröffneten, war mir nicht bewusst, auf was für ein wunderbares Abenteuer wir uns eingelassen hatten.

Da ich als eine der ersten jungen Frauen in der Schweiz eine Reformfachlehre abgeschlossen hatte und als Ernährungsberaterin und Zeitgenossin, die schon früh auf Bio und regionale Produkte setzte und mit meiner Mutter im Rücken, die als gelernte KMU Frau, das nötige Rüstzeug für alle finanziellen Belange mitbrachte, machten wir aus dem Reformhaus Tanner unseren ganz eigenen Reformkostladen. Mutter und Tochter in einer kongenialen Zusammenarbeit, meine Mutter wurde meine beste Lehrmeisterin.

Credo Vollwertkost

Vollwertkost war damals angesagt. Das war das Credo der ersten Reformhausbetreiber. Frisch geschrotetes Getreide, Rohkost und Naturkosmetik. Hauptsache naturbelassen. Bio kannte man damals noch gar nicht! Und unsere Kundinnen und Kunden setzen sich zusammen aus Menschen, die damals schon ein ökologisches Bewusstsein entwickeln wollten.

Und als uns dann nach acht Jahren an der Salerstrasse, – Sie können sich denken, nicht die einfachste Adresse für ein Reformhaus – eine treue Kundin das Haus am Marktplatz Oerlikon anbot, um darin im Parterre einen Laden zu eröffnen, begann die Erfolgsgeschichte der Casa Natura. Nun hiess es zügeln. Wir mussten einen komplett neuen Laden einrichten, baubiologisch alles richtig machen, zum Glück war ich Mitglied einer Ladenbaugruppe, die sich darauf spezialisiert hatte, Reformhäuser ökologisch korrekt zu bauen und unser neues Ladenlokal wurde nach genau diesen Kriterien eingerichtet.

Aufbruchstimmung

Im September 1988 war es dann soweit, wir konnten die Casa Natura am Marktplatz eröffnen. Und der Laden wurde, dank der nun zentralen Lage, ein voller Erfolg. Mit grossem Elan stürzte ich mich in ein erweitertes Ladenkonzept, bot Vorträge über gesunde Ernährung und Backkursean, war zeitenweise eine Leihbibliothek, rief den Hauslieferdienst ins Leben und brachte persönlich vielen Kundinnen und Kunden die Ware nach Hause. Eine erfüllende Zeit, es herrschte Aufbruchsstimmung.

1994 gab es dann einen enormen Verlust für die Casa Natura: meine Mutter und wichtigste Geschäftspartnerin ging in Pension. Das veränderte die Situation im Laden völlig und ich hatte die Gesamtverantwortung nun alleine zu tragen. Auch wenn es mir anfangs schwerfiel, musste ich mich dieser Situation stellen und grosse personelle Veränderungen vornehmen. Dann kam 1997 die Geburt meines Sohnes: Nun hatte ich einen Laden zu führen, war selber Mutter geworden, die Herausforderung, alles unter einen Hut zu bekommen, war riesig.

Umbau

Die Casa Natura florierte und da wir ein immer grösseres Sortiment anbieten konnten, wurde mit der Zeit der Laden zu eng und zu klein. Auch trug ich schon länger die Idee in mir, zu vergrössern. Und endlich, 1999 war es dann soweit: Umbau! Wände wurden eingerissen, das Konzept verändert, der Laden bekam seine jetzige Grösse. Nannte sich ab da Bioladen und nicht mehr Reformhaus. Mein Ziel war es Biodelikatessen anzubieten, feine, ausgewählte, frische, biologisch angebaute Ware.

Um Ihnen einen kleinen Einblick zu geben, habe ich in meinen Geschäftsbüchern gestöbert: Seit dieser Zeit habe ich 21 Lehrtöchter ausgebildet. 6’500 Pakete Dinkelspaghetti, 1’350 Ultimo Sogno Rotweine, 185'280 Fruchtjoghurt, 576'0000 Brote, 3'000 Kilo Kartoffeln und 10'120 Sanddorn
Handcreme verkauft, hatte mit 61 Lieferanten geschäftet und eine treue Kundschaft aufgebaut.
Und wissen Sie, was, ich komme heute noch jeden Morgen gerne ins Geschäft! Es war und ist mir eine Freude, gute, nachhaltig produzierte Produkte zu verkaufen.

Die Landschaft auf dem Biomarkt hat sich allerdings sehr verändert. Da Grossverteiler unter ihren Biolabeln Produkte billiger anbieten und so den Markt für uns Reformerinnen und Reformer immer schwieriger machen und da immer mehr Lebensmittelanbieter auf den Markt drängen, und ganze Biosupermarktketten entstehen, ist der Verkauf von wirklich guter Ware, die halt ihren Preis durchaus wert ist, in diesen Zeiten kein einfaches Geschäft. Und trotzdem haben Sie uns immer die Treue gehalten, liebe Kundinnen und Kunden!

Teamzusammenhalt

Und dem nicht genug, nun auch die Corona Pandemie! Dank der disziplinierten Kundschaft und des tollen Engagements meiner Mitarbeiterinnen konnten wir zum Glück den Laden offen haben und weiterarbeiten. Die Warenbeschaffung war zu Beginn des Lockdowns eine grosse Herausforderung, da die Lieferketten nicht mehr funktionierten und so mussten wir jeden Tag aufs Neue mit Überraschungen rechnen. Während dieser Krise, wurde mir wieder bewusst, wie wichtig gute Kommunikation ist, wie wichtig ein guter Teamzusammenhalt ist. Vielleicht besteht ja die Hoffnung, dass die positiven Erfahrungen, die wir während Corona auch machen durften, nachhaltig etwas verändern werden, in unserem Umgang mit Ressourcen und wie wir Menschen unser Leben in Zukunft auf diesem wunderschönen Planeten gestalten werden!

Herzensdank

Danke für 40 Jahre Abenteuer, Freude am Verkauf von tollen Produkten, Austausch und schönen Begegnungen mit Ihnen. In diesem Sinne freue ich mich, Sie bald wieder im Laden begrüssen zu dürfen.

Cécile Meier

Die Internetseite des Bioladens Casa Natura in Oerlikon Zürich

jubilaeumsaktion

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