- 28. Oktober 2012
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Die Verarbeitertagung fand am Humanushaus (eine anthroposophische Lebensgemeinschaft) in Rubigen statt und wurde gemeinsam von Bio Suisse, Demeter, FiBL und der bio.inspecta durchgeführt.
Im Einstiegsreferat von Mirjam Hauser vom GDI ging es um Food Trends sowie Werte und Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten. „Die Konsumentinnen und Konsumenten sind heute beim Einkauf von Lebensmitteln verunsichert und suchen nach klaren Wertefeldern“ war dabei eine wichtige Botschaft von Mirjam Hauser.
Bedürfnis nach Urspung und Authentizität
Vielfach wird dieses Bedürfnis mit einem klaren Ursprung und der Authentizität der Produkte verknüpft. „Was unsere Grosseltern noch gekocht und verarbeitet haben, war natürlichen Ursprungs und gut“ versinnbildlichen auch solche Aussagen von Konsumentinnen und Konsumenten. Wichtige Werte dazu können nun sein: Bio, Fairtrade, Slow Food, Region, Feinkost. Die Ambivalenz im Alltagsverhalten ist jedoch auch gross. Man spricht dabei oft vom Hybridkonsumenten. Die Einsicht nach den wichtigen Werten ist zwar da, jedoch verhalten wir uns im Alltag eben oft auch nicht sehr konsequent. Der Bioladen und der Wochenmarkt als Einkaufsort werden sehr hoch eingeschätzt. Denn dort sind eine klare Orientierung und das Auffinden von Grundwerten viel einfacher als an anderen Verkaufsorten. Jedoch müssen diese Grundwerte eben auch transparent, einfach und gut sichtbar kommuniziert werden, meinte Mirjam Hauser in ihrem Referat.
Zukunftspotential der Biolandwirtschaft
Im zweiten Referat von FiBL-Direktor Urs Niggli ging es um „Potenzial und Benefit der Biolandwirtschaft“. „Der Biolandbau kann die Welt ernähren“ war dabei die klare Botschaft von Urs Niggli. Die Hungerproblematik auf unserer Welt liegt nämlich nicht in der Produktionsmenge, sondern im Überfluss. Pro Kopf und Tag werden heute in Westeuropa rund 5000 kcal produziert. Brauchen tun wir jedoch im Durchschnitt bloss zwischen 2 und 2500 kcal. An jedem Tag wird also ein Essen pro Kopf weggeworfen. Die Bioproduktion entwickelt sich zwar jedes Jahr gut, trotzdem beträgt die weltweit zertifizierte Bioproduktionsfläche immer noch weniger als 1%. In Europa liegt der Durchschnitt bei 2.1%. In der Schweiz bei 11.5%.
Die grossen Herausforderungen sieht Niggli deshalb auch in der Steigerung der zertifizierten Bioanbauflächen. Die Kompetenz der biologischen Wirtschaft liegt zudem in der Bodenfruchtbarkeit. Damit liesse sich jedoch kein Geld verdienen, weil es dabei um Werte und nicht um Produkte geht, meinte Niggli weiter. Ganz im Gegensatz dazu bei der Agro-Industrie, deren Kompetenz in den Sorten, den Pflanzenschutzmitteln und den Düngern liegt. Und damit liessen sich jedes Jahr auch Milliarden erwirtschaften. Aufgrund von mehreren vorliegenden Studien wisse man heute jedoch, dass der Biolandbau jährlich grosse Mengen von Kohlenstoff/CO2 im Boden speichern kann. Die Produktionseffizienz im Biolandbau ist zudem auch sehr positiv. Urs Nigglis Fazit:
- Der Biolandbau hat grossen ökologischen und sozialen Nutzen und spielt eine wesentliche Pionierrolle für eine nachhaltige Landwirtschaft.
- Die geringere Produktivität (0.8) des Biolandbaus wirft grundsätzliche Fragen auf, die weder polemisch noch einfach beantwortet werden können.
- Wie die konventionelle Landwirtschaft ist der Biolandbau auch grossen Zielkonflikten ausgesetzt (z.B. Qualität und Preis). Das könnte in Zukunft zu unterschiedlichen Bioqualitäten führen.
- Die Potentiale der Biolandwirtschaft sind gross. Sie können durch Forschung und Entwicklung genutzt werden. Sie sind auch Voraussetzungen für ein Wachstum in der Nische.
Anschliessend konnten in verschiedenen Workshops Themen vertieft werden. Das Thema eines Workshops lautete „Bio mit allen Sinnen erleben“. Dabei wurden von Ursula Kretschmar vom FiBL Einblicke in eine neue Datenbank gegeben, wo verschiedene Produkte in 6 Ländern mit unterschiedlichen Produktionsmethoden verglichen werden können. Darin sind sehr viele gute Argumente zu finden, warum Bio nicht einfach Bio ist und weshalb es auch Qualitäts- und Preisunterschiede gibt.
Anschliessend konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter fachkundiger Anleitung von Annette Bongartz, dipl. oec. troph. von der ZHAW, verschiedene Qualitäten Süssmost und Schokolade in einer Degustation miteinander vergleichenBei den verschiedenen Bioprodukten waren wirkliche und auch für Laien eklatante Unterschiede feststellbar.