- 24. September 2013
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Der Fischkonsum nimmt weiter zu. Dabei ersetzt Zuchtfisch zunehmend den Wildfang. In Aquakulturen kommt aber viel Fischmehl zum Einsatz, das die Ausfischung der Weltmeere beschleunigt. Deshalb braucht es Alternativen. Eine solche hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) erfolgreich getestet und an einer Tagung Ergebnisse präsentiert. Lesen Sie dazu die Übersicht von Adrian Krebs (FiBL).
„Alternativen zu Fischmehl für die Fütterung in der nachhaltigen Aquakultur“ hiess programmatisch das Projekt, welches Andreas Stamer in den vergangenen Jahren am FiBL durchgeführt und zur Praxisreife gebracht hat. Er vermehrte mit seinem Team Maden der Soldatenfliege Hermetia illucens, die sich von Lebensmittelresten ernähren. Haben die Larven ihre maximale Grösse erreicht, messen sie ungefähr 25 Millimeter. Kurz vor der Verpuppung lässt man sie trocknen und mahlen. Das Resultat ist ein Mehl mit ähnlichen Eigenschaften wie Fischmehl, so rechnete Stamer den rund 50 Teilnehmern an einer Tagung am FiBL vor.
In der Degustation gleichwertig
Das Mehr kam in einem Experimentalfutter in der Praxis zum Einsatz und lieferte eine mit dem herkömmlichen Futter gut vergleichbare Performance. Dasselbe gilt für das Fleisch der Hermetia-gefütterten Fische. Dieses erhielt in der in der Degustation praktisch die gleichen Werte wie das des konventionell gefütterten Fisches.
Optimistisch zeigten sich anlässlich der Tagung auch die Marktpartner für den Praxiseinsatz. Lucien Grob, der in der Westschweiz zwei Fischzucht-Unternehmen besitzt, wies darauf hin, dass Fischmehl abgesehen von der ökologischen Problematik wegen Knappheit immer teurer wird, was die Konkurrenzfähigkeit von Insektenkomponenten im Futter erhöht. Zudem verringere sich die Wasserbelastung, weil durch die Substitution von Fischmehl der Phosphorgehalt im Futter sinkt.
Jörg Hofmann, Eigentümer und CEO der Hofmann Nutrition AG und einziger Fischfutterhersteller im Land hat das Projekt unterstütz und ein Experimentalfutter mit Hermetiamehl produziert. Gemäss seiner Kalkulation erhöhen sich die Produktionskosten pro Forelle dadurch lediglich um rund 8 Rappen, oder 33 Rappen pro Kilogramm Fisch.
Coop will möglichst wenig Fischmehl
Auch von Seiten der Grossverteiler besteht Interesse, das Insektenmehl als Proteinbestandteil im Fischfutter zu fördern: Coop will seine Fische künftig mit möglichst geringem Fischmehl-Einsatz produzieren, wie Roland Frefel, Category Manager Frischprodukte erklärte.
Im abschliessenden Podiumsgespräch zeigten sich die Exponenten überzeugt, dass die Fütterung mit Insekten auch von den Konsumenten goutiert würden: „Schliesslich müssen ja nicht sie die Insekten essen, sondern der Fisch“, sagte dazu der Bio Suisse Marketingchef Jürg Schenkel.
Informationen
Medienmitteilung und Dokumentation: Erfolge mit Insektenmehl für eine nachhaltige Fischfütterung (FiBL und Coop suchen nach Alternativen für die Bioaquakultur)
Kontakte
- Andreas Stamer (Dr. agr.), Tierforschung Aquakultur (FiBL)
- Adrian Krebs (Dipl. Ing. Agr. ETH), Kommunikation (FiBL)