- 16. Dezember 2013
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Vor kurzem wählte die Bio Suisse-Delegiertenversammlung Regula Bickel zur neuen Präsidentin der Markenkommission Verarbeitung und Handel (MKV) des Knospe-Labelverbands. Die neue MKV-Präsidentin kennt die Entwicklung der Biobewegung seit vielen Jahren durch verschiedene berufliche Aufgaben in Forschung und Vollzug. Heute ist sie am FiBL für das Thema «Lebensmittel» verantwortlich. Im folgenden bionetz.ch-Interview (Peter Jossi) gibt Regula Bickel Auskunft über die Schwerpunkte und Ziele ihrer Arbeit.
Welche Rolle spielt das Thema «Lebensmittel» im Rahmen der FiBL-Forschung?
Das Thema Lebensmittel ist ein Querschnittsthema, welches über alle FiBL-Gruppen hinweg behandelt wird. Es ist keine eigene Abteilung und dem Departement Sozioökonomie angegliedert. Wir verknüpfen uns mit den FiBL-SpezialistInnen aus allen Departementen, z.B. für Fleisch mit Tierhaltungsfachleuten, oder für Rückstände mit den Pflanzenschutzmittelleuten.
Welche Projekte und Inhalte sind derzeit aktuell?
Immer aktuell ist das Thema Rückstände. Bernhard Speiser ist die Fachperson dafür. Als Lebensmittelspezialistin und mit meiner Erfahrung aus Kontrolle und Zertifizierung ergänze ich ihn in vielen Fragen. Mein breiter Erfahrungshintergrund wird auch im Projekt SMART gebraucht, dem neuen FiBL-Tool zur Bewertung der Nachhaltigkeit in Lebensmittelbetrieben. Weitere immer aktuelle Themen sind Verpackung, Zusatzstoffe und deren Alternativen, «schonende Verarbeitung» - was immer das heisst.
Im Bereich «International» begleite ich als Fachfrau die Verarbeitung von Milchprodukten und berate die Zertifizierungsstellen vor Ort in Auslegungsfragen zur EU-Bio-Verordnung. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Projekte zur Nachhaltigkeit in der Gastronomie.
Welche Dienstsleistungen bietet das FiBL den Unternehmen der Lebensmittelbranche in Verarbeitung und Handel an?
Wir beraten Unternehmen in Fragen der Qualitätssicherung im betrieblichen Ablauf (Separierung, Verhinderung der Kreuzkontamination), der Beschaffung von Biozutaten, der Möglichkeit zur Anwendung von Alternativen zu den herkömmlichen Zusatzstoffen. Zudem bieten wir für Unternehmen und deren MultiplikatorInnen Kurse und individuelle Schulungen zu allen Themen rund um die Qualitätssicherung mit Schwerpunkt Bioprodukte an. In Sachen Nachhaltigkeit bieten wir mit SMART ein Bewertungstool an, das sich für Firmen jeglicher Grösse und Branche eignet. Das Tool kann im Gegensatz zu bestehenden Berichterstattungen auch für Vergleiche mit anderen Firmen herangezogen werden. Es ist keine Selbstdeklaration, sondern eine expertenbasierte Bewertung. Gemessen wird dabei die Leistung der Firma unter Berücksichtigung ihres Einflussbereiches. Unserer Kompetenz sind durch die breite Einbindung in das FiBL praktisch keine Grenzen gesetzt. Die Schwerpunkte sind die vorausschauende Qualitätssicherung und risikoorientierte Begleitung von Bestehendem und Neuem.
Worin sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen für die Schweizer Ernährungsbranche?
Bedingt durch die Öffnung der Märkte, zuletzt die gegenseitige Anerkennung der gesetzlichen Bioanforderungen EU-USA, und das breiter werdende Interesse an Bio Produkten aller Couleur, wird es für die Schweiz eine bekannte und doch auch herausfordernde Aufgabe sein, ihr Qualitätsbewusstsein erfolgreich und ohne Wertverlust zu positionieren. Da ist ein konstruktives Zusammenarbeiten aller Interessengruppen notwendig, ob man nun aus dem nachhaltigen oder «nur» dem Bio-Sektor kommt. Schweizer Qualität durch das Aufweichen der Anforderung wettbewerbsfähig zu halten, das wäre am Ende ein grosser Verlust. Hier eine Balance zu finden, ist sicher eine der wichtigen Herausforderungen der Schweizer-Lebensmittelindustrie.
Seit der Herbst-DV der Bio Suisse sind Sie auch Präsidentin der Markenkommission Verarbeitung und Handel (MKV). Welche Zielsetzungen haben Sie sich für die Weiterentwicklung der Bio Suisse-Richtlinien gesetzt?
Wichtig ist es, mich darüber unterhalten zu können, worin sich die Bio Suisse-Richtlinien von «Bundes-Bio» (Schweizer Bioverordnung) in der Verarbeitung künftig absetzen soll. Fast Food passt für mich nicht zur Knospe, wie ich dies auch im Interview im neusten bio aktuell (Print-Ausgabe 10/ 2013) ausgeführt habe. Wie wollen wir für verarbeitete Produkte die Knospe positionieren? Brauchen wir z.B. extrudierte Produkte? Brauchen wir eine «light Mayonnaise»? Wollen wir die strengen Richtlinien in der Landwirtschaft auch in der Verarbeitung haben oder gehen wir da zurück auf Bundes-Niveau? Das sind nur ein paar wichtige Fragen, denen ich mich gerne zukünftig in meinem neuen Amt stellen werde.
Informationen, Quellen, Kontakt
Kontakt: Regula Bickel (Dr.sc.techn.), Themenleiterin Lebensmittel FiBL
Lebensmittelqualität und Verarbeitung
Im Bereich Lebensmittel bearbeitet das FiBL Projekte in Forschung und Beratung entlang der ganzen Lebensmittelkette (from farm to fork).
SMART - Sustainability Monitoring and Assessment RouTine
SMART ist eine am FiBL entwickelte Methode, mit welcher die Nachhaltigkeit von Firmen im Lebensmittelsektor und von landwirtschaftlichen Betrieben erfasst und bewertet werden kann.