- 28. Januar 2014
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Fairtrade eröffnet zusätzliche Absatzmäkte für Kleinbauernfamilien in Entwicklungsländern. Die neuen Fairtrade-Programme sind eine Antwort auf diese Entwicklung: Für die Kakao-, Zucker- und Baumwoll-Bauern sind die neuen Programme die dringend benötigte Möglichkeit, einen grösseren Anteil der Ernte zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Das neue Programm-Label unterscheidet sich visuell deutlich vom bekannten Label für Produkte.
In den 25 Jahren seit der Gründung von Fairtrade ist der Anteil von Produkten mit dem Fairtrade-Label weltweit von Jahr zu Jahr gestiegen. Jedes Jahr haben so mehr Kleinbauernfamilien in Entwicklungs- und Schwellenländern von faireren Arbeits- und besseren Lebensbedingungen profitieren können. Doch es gibt weiterhin viel zu tun: Bei Kakao zum Beispiel beträgt der Marktanteil von Fairtrade heute weltweit erst 1,2 Prozent; im Schokoladenland Schweiz sind es 2,5 Prozent. Eine ähnliche Situation besteht bei den Fairtrade-Rohstoffen Zucker und Baumwolle. Gleichzeitig steigt das Bestreben zahl- reicher Unternehmen auf Nachhaltigkeit zu setzen und dabei immer häufiger den Fokus auf die Rohstoffbeschaffung anstelle oder ergänzend zu einer Zertifizierung der Endprodukte zu legen.
Attraktiv für Produzenten, Handel und Konsumentinnen
Die Fairtrade-Programme sind eine Antwort auf diese Entwicklung: «Für die Kakao-, Zucker- und Baumwoll-Bauern sind die neuen Programme die dringend benötigte Möglichkeit, einen grösseren Anteil der Ernte zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Dies ist ein zentraler Faktor, um die positive Wirkung von Fairtrade weiter zu erhöhen und somit die Produzenten in ihrer Position zu stärken», sagt Nadja Lang, Geschäftsleiterin der Max Havelaar-Stiftung (Schweiz), die in der Schweiz das Fairtrade- Label vergibt.
Das neue Fairhandels-Modell erlaubt es Unternehmen, sich auch auf Ebene einzelner Rohstoffe für Fairtrade zu engagieren. Die Produzenten-Standards für nachhaltigen Anbau und fairen Handel bleiben unverändert und gelten sowohl für die Fairtrade Produkt-Zertifizierung als auch für die Fairtrade-Programme. Für die Produzenten von Kakao, Zucker und Baumwolle ändert sich also nichts, ausser dass sie mit den Programmen zusätzliche Möglichkeiten erhalten, ihre Rohstoffe zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen und somit von den Vorteilen, zum Beispiel der Fairtrade-Prämie, profitieren zu können.
Für die Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das zusätzliche Modell, mehr Möglichkeiten sich für faire Marktbedingungen der Kleinbauern in Entwicklungs- und Schwellenländern einsetzen zu können. Der Kakaobauer und Leiter der Kooperative Asunavo North in Ghana, Emmanuel Sarpong, der heute nur rund 30% der Ernte zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen kann, sagt: «Wir wollen unsere Fairtrade-Absätze auf 70% steigern, denn wir haben eine Vision! Wir möchten eine kleine Fabrik für die Kakaoverarbeitung bauen und damit die Wertschöpfung an der Quelle verbessern. Das neue Fairtrade-Modell hilft uns dabei.»
Erste Partnerschaften unter neuem Fairtrade-Programm
Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) gehört weltweit zu den ersten nationalen Fairtrade- Organisationen, die zusammen mit ihren Handelspartnern die Fairtrade-Programme im Markt einführen. Die drei ersten Partner der Max Havelaar-Stiftung in der Schweiz sind der Grossverteiler Coop, der Biscuithersteller Kambly sowie der Freizeitbekleidungshersteller Switcher.
Schon seit Anfang der 90er-Jahre setzt sich Coop konsequent für Fairtrade ein und führt heute das grösste Sortiment an Fairtrade-Produkten in der Schweiz. Neu wird Coop das Fairtrade Kakao- Programm einführen und damit das bestehende Engagement ausbauen. Als erstes Produkt werden die Coop Eigenmarken Guetzli ‚Chococroc' auf fair gehandelten Kakao umgestellt. Weitere Produkte werden in diesem Jahr folgen. «Ziel von Coop ist es, bis 2017 für alle Eigenmarkenprodukte ausschliesslich Fairtrade-zertifizierten Kakao zu beschaffen und die Markenhersteller zu motivieren, ebenfalls auf Fairtrade-Kakao umzustellen», sagt Roland Frefel, Mitglied der Direktion Marketing/Beschaffung von Coop.
Neben den eigenen Produkten werden bei Coop auch Biscuits der neuen Fairtrade-Partnerin Kambly erhältlich sein: Die Schweizer Traditionsmarke Kambly hat sich verpflichtet bei den beiden neu lancierten Biscuits ‚Knusper-Nuss' und ‚Milch-Truffe' sämtlichen dafür benötigten Kakao Fairtrade- zertifiziert zu beschaffen.
Der Freizeitausstatter Switcher ist der dritte Partner, der bereits für die Fairtrade-Programme gewonnen werden konnte. Switcher lancierte schon 2005 sein erstes T-Shirt mit Fairtrade-Baumwolle. Im Rahmen des Fairtrade-Programms für Baumwolle hat sich Switcher nun verpflichtet, sein Engagement für die Fairtrade-Baumwollbauern in den nächsten fünf Jahren kontinuierlich auszubauen.
Eindeutig unterscheidbare Labels
Die Fairtrade-Partner können ihre Produkte mit einem Fairtrade-Rohstoff, welcher die Programm- Kriterien erfüllt, ebenfalls kennzeichnen. Das Programm-Label unterscheidet sich visuell deutlich vom bekannten Label für Produkte. Nadja Lang von der Max Havelaar-Stiftung (Schweiz): «Für die Konsumentinnen und Konsumenten ist es wichtig, die beiden Fairhandels-Modelle unterscheiden zu können und gleichzeitig zu wissen, dass es nur "ein Fairtrade" mit den gleichen Anforderungen gibt.»
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