- 05. September 2014
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«Schweizer Gemüse aus Gen-Labor: Konsument hat keine Wahl», so die «Kassensturz»-Schlagzeile. Der Beitrag vom 2. September 2014 zeigt die starke Verbreitung so genannter «CMS-Gemüsesorten», teilweise auch in der Biobranche. Trotz «Kassensturz»-Schlagzeile: CMS fällt klar nicht unter den gesetzlich definierten Begriff der Gentechnik (GVO). Kritische Fragen zur CMS-Methode sind keineswegs so neu, wie der «Kassensturz» impliziert. Die Biobranche arbeitet seit Jahren am Aufbau einer eigenständigen Biosaatgutzucht, bei der CMS und vergleichbare Methoden nicht zum Einsatz kommen.
Peter Jossi - Aktuelle Labor-Analysen seitens «Kassensturz» zeigen die starke Verbreitung von CMS-Gemüsesorten. Das Resultat: Zwei Drittel der eingesandten Broccoli-, Blumenkohl- und Kohlrabi-Proben enthalten CMS.
CMS: Keine «Gentechnik» - Biozucht baut Alternativen auf
Klarzustellen ist, dass die keineswegs neue CMS-Methodik nicht unter den gesetzlich definierten Gentechnikbegriff fällt. Das Kürzel «CMS» steht für «Cytoplasmatische Männliche Sterilität», eine Eigenschaft, welche die Fortpflanzung beeinflusst. CMS ist bei vielen Gemüse-Sorten durch Mutation natürlich entstanden. Nicht jedoch bei Kohlgemüse wie Broccoli oder Blumenkohl.
Die im Labor erzeugte CMS beim Broccoli bewirkt, dass die Broccoli-Pflanzen keine Pollen ausbilden. CMS steht für eine Eigenschaft, welche die Pflanze steril macht. Diese Eigenschaft hilft den Saatgut-Firmen, rascher schönes und möglichst einheitliches Gemüse zu züchten.
Eigenständige Biozucht im Aufbau
Der Weltverband des Biolandbaus «IFOAM» hat die CMS-Technik verboten. Für Bio Suisse geht dieser Eingriff in die Zelle zu weit, sagt Geschäftsführer Daniel Bärtschi im Interview mit dem Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF1: «Die CMS-Technik macht starke Eingriffe in die Zellen dieser Gemüsearten. Bio Suisse will diese Sorten mittel- bis langfristig ersetzen.»
Die weltweite Biobranche arbeitet seit Jahren an eigenständigen Biozuchtprogrammen, bei denen CMS und vergleichbare Methoden nicht zum Einsatz kommen. Das Angebot, z.B. des «Sativa»-Zuchtprogramms ist bereits beträchtlich. Bio-Züchter setzen auf die Weiterentwicklung des Saatguts mit Sorten, die unter natürlichen Bedingungen lebens- und fortpflanzungsfähig sind. Genau dies ist bei den CMS-Züchtungen, z.B. bei der Verbindung von Rettich und Broccoli, nicht der Fall.
Im Moment ist das CMS-Gemüse immer noch im Handel, weil es schlicht zu wenig Saatgut gibt, das nicht mit der CMS-Technologie gezüchtet wurde. «Es gibt zwar anderes Saatgut auf dem Markt. Das daraus wachsende Gemüse entspricht jedoch nicht der Qualität, die der Konsument und der Detailhandel verlangt», sagt Daniel Bärtschi. Konkret heisst das, dass neue Bio-Sorten gezüchtet werden müssen, die CMS-frei sind und einen guten Ertrag liefern. Der Aufbau eines umfassenden Biosaatgut-Angebots ist jedoch ein langfristiger Prozess.
Konsumenten wollen Wahlfreiheit
Ob die Konsumenten künftig besser über neue Züchtungsmethoden informiert werden müssen, klärt derzeit auch der Bund ab. Das Bundesamt für Umwelt analysiert derzeit zwanzig neue Züchtungsmethoden, von denen einige in wenigen Jahren auf den Markt kommen könnten. Gleichzeitig überprüft das Bundesamt für Umwelt, welche dieser Methoden als Gentechnik klassifiziert werden müssen, damit Konsumenten auch wirklich die Wahlfreiheit haben.
Quellen und weitere Informationen: