- 27. Oktober 2015
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Ob bei konventionell oder biologisch produzierten Kartoffeln: Auf dem Weg von der Scholle bis zum Teller geht mehr als die Hälfte Ernte verloren. Das zeigt eine neue Studie von Agroscope und der ETH Zürich. Optimierungen bei den Produzenten und im Handel sowie Verhaltensänderungen bei der Konsumentenschaft könnten die Situation mildern.
Agroscope - «Die Verluste bei der Kartoffel in der Schweiz sind sehr hoch», sagt Christian Willersinn, Erstautor der Studie: Vom Feld bis zu den Haushalten gehen bei konventionell erzeugten Speisekartoffeln 53 Prozent verloren, bei biologisch produzierten gar 55 Prozent. Bei Verarbeitungskartoffeln liegen die Zahlen tiefer: 41 Prozent der Bio-Knollen sind Ausschuss, bei den konventionell produzierten sind es 46 Prozent. Der höhere Anteil bei konventionell erzeugten Verarbeitungskartoffeln hängt mit deren Überproduktion zusammen, was bei Bio-Qualität kaum je vorkommt.
Wo die Kartoffelvergeudung passiert
Für die Schweizer Studie untersuchten Agroscope- und ETH-Forschende die Verluste, die bei den Produzenten, den Gross- und Detailhändlern, den Verarbeitern und bei der Konsumentenschaft entstehen. Die Forschenden erhoben die Mengen sowohl für Speise- als auch für Verarbeitungskartoffeln, die zu Pommes Frites und Chips gemacht werden. Dazu verglichen sie die Verluste, die bei biologisch und konventionell erzeugten Kartoffeln beider Kategorien entstehen. Bis zu einem Viertel der Ernte von Speisekartoffeln bleibt bereits bei den Produzentinnen und Produzenten auf der Strecke. Weitere 12 bis 24 Prozent sortieren Grosshändler aus. Lediglich ein bis drei Prozent fallen im Detailhandel unter den Tisch und noch einmal 15 Prozent in den Haushalten. Obwohl Privathaushalte einen vergleichsweise geringen Anteil an der Kartoffelvergeudung haben, ist ihr Beitrag laut Willersinn der schwerwiegendste: Bei Privaten landet ein Grossteil der nicht verwendeten Kartoffeln in einem Kehrichtsack oder im Kompost. Produzenten, Händler und Verarbeiter hingegen speisen den Ausschuss zu einem überwiegenden Anteil in die Tierfütterung oder zu kleineren Teilen in Biogasanlagen ein.
Neue Sorten, anderes Verhalten
Um den Ausschuss bei Kartoffeln zu vermindern, schlägt der Forscher deshalb vor allem Massnahmen auf Produzentenseite vor; etwa geeignete Kultivierungsmethoden wie Fruchtfolge, um Schädlingsbefall zu minimieren, Pflanzenschutz gegen Drahtwürmer und neue Züchtungen von robusteren Knollen. «Diese Massnahmen können die Qualität verbessern, sodass weniger Ausschuss entsteht», ist er überzeugt. «Aber auch die Konsumentenschaft sollte ihre Vorlieben und ihr Kauf- und Essverhalten überdenken.» Die vorliegende Studie wurde im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP69 «Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion» des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) durchgeführt.