Biologischer Rebbau wird erst seit rund 20 Jahren betrieben und ist somit eine der jüngsten Biokulturen der Schweiz. Zunächst lief alles nach Plan, die Nachfrage stieg an und die Anbauflächen wurden ausgedehnt. Mittlerweile ist Ernüchterung eingekehrt: Der Anbau stagniert, weil Biorebbau aufwendig ist und viel Erfahrung erfordert. Und auch die Verkäufe verharren auf eher tiefem Niveau.

Bio bei Wein unwichtig

Mit ein Grund dafür: Den meisten Konsumenten ist es egal, ob ein Wein aus biologischem oder konventionellem Anbau stammt. Bei verarbeiteten Produkten scheint der Griff zum Knospenlabel weit weniger populär zu sein, als bei Waren, die praktisch vom Feld auf dem Teller landen: Eine in der Coopzeitung im April 2010 veröffentlichte repräsentative Umfrage des Link Instituts zeigt, dass zwar bei Gemüse und Früchten zwei Drittel der Schweizer auf Bio-Qualität achten, beim Wein hingegen nur dreizehn Prozent. In Tat und Wahrheit dürften es noch weniger sein, so liegt laut der Schweizerischen Weinzeitung der Verkaufsanteil Biowein bei Coop, dem Schweizer Marktleader im Weinhandel, je nach Sorte zwischen drei und zehn Prozent.

Zwei Prozent Bioreben

In der Schweiz pflanzen die Bio Suisse angeschlossenen Bauern auf rund 260 Hektaren Biotrauben an, das sind nur gerade zwei Prozent der gesamten Rebfläche. Besser als in der Schweiz sieht die Lage für den Bioweinbau in Deutschland aus. Dort stieg der Biorebbau gemäss dem Ökologie-Onlineportal Eco-World zwischen 2006 und 2008 um 60 Prozent an und beträgt mittlerweile rund 4‘400 Hektaren. Am meisten Biowein wird in Italien hergestellt, wo die Trauben auf 37‘000 Hektaren wachsen. Der ökologische Weinbau ist aber auch in Italien nur ein Nischenprodukt und macht gerade fünf Prozent der gesamten Rebfläche aus.

Auch Bio Suisse, der Dachverband der Schweizer Knospe-Betriebe hat das Problem des mangelnden Absatzes erkannt. "Es scheint tatsächlich so, dass der Schweizer Konsument nicht sehr neugierig ist. Das Grundbedürfnis, Schweizer Weine neu zu entdecken, scheint noch kaum vorhanden zu sein", sagt Sabine Lubow, Mediensprecherin von Bio Suisse. Allerdings schätzt sie die Lage als nicht allzu dramatisch ein: "Eine Abnahme der Bio-Anbaufläche von Wein konnten wir nicht feststellen. Und im Gegensatz zum konventionellen Weinbau, der dieses Jahr teils erhebliche Ernteeinbussen verzeichnete, bewegt sich die Erntemenge von Biotrauben im Wallis auf dem Vorjahresniveau."

Zu kleine Mengen für Grossverteiler

Die mangelnde Neugier der Konsumenten ist aber nicht das einzige Problem des Schweizer Bioweins. Für grössere Weinhändler ist das aktuelle Angebot an Schweizer Biowein schlicht nicht ausreichend. So ist beim Bioweinspezialisten Delinat wegen der ungenügenden Liefermenge das Schweizer Angebot klein. Bei Coop stellt sich die Lage ähnlich dar: "Das Problem ist, dass es in der Schweiz an Angeboten mit grösseren Mengen und einem akzeptablen Preis/Qualitätsverhältnis fehlt", sagt Christoph Bürki, Verantwortlicher für Wein bei Coop. "Alles in allem verkaufen wir aber mehr Biowein denn je". Potenzial für Schweizer Biowein wäre demnach vorhanden. Ohne ein breiteres Angebot wird es aber kaum genutzt und die Nachfrage nicht gesteigert werden können.

Absatzkanäle (Kommentar bionetz.ch)

Die Argumentationen von Verbänden und Grossverteilern sind sicher zutreffend. Gerade zu den Verkäufen im Detailhandel gibt es noch andere Überlegungen, wie Matthias Wiesmann aufzeigt:

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