- 25. Februar 2011
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Solothurner Bauern befürworten neuen Lösungsvorschlag für Milchmarkt
Die Delegiertenversammlung des Solothurner Bauernverbandes (SOBV) drehte sich hauptsächlich um Milch. Genauer, um Lösungsvorschläge, die den Milchmarkt stabilisieren sollen und den Abwärtstrend der Produzentenpreise stoppen können. Einen solchen Vorschlag machte der Solothurner Bauernsekretär Peter Brügger – und stiess damit auf überraschend grossen Anklang.
Graslandbasierte Produktion als Ausgangspunkt
Brügger ist der Meinung, dass eine Mengensteuerung in der Schweizer Milchwirtschaft nicht möglich ist, weil die Probleme schon auf Betriebsstufe beginnen: "Schon die einzelnen Produzenten begrüssen eine Mengensteuerung nur, soweit es den Nachbarn oder die Konkurrenz betrifft, nicht aber wenn es um die eigene Produktion geht", so Brügger. "Auch die Verarbeiter sind so lange an Mehrmengen interessiert, wie sie ihre Verarbeitungskapazitäten noch nicht voll ausgelastet haben. Unter diesem Aspekt an eine wirksame direkte Mengenbegrenzung zu glauben, ist schon sehr blauäugig." Varianten zur Marktabräumung wie die Motion Aebi (siehe Kasten) hält Brügger zwar unter Umständen für kurzfristig sinnvoll, sieht darin aber keine langfristige Lösung für die Probleme am Milchmarkt.
Mehrwert als Chance
Als Chance sieht Brügger hingegen die Einstellung von Konsumenten, die vermehrt auf ethische Kriterien bei Lebensmitteln achten. "Es muss uns gelingen, glaubwürdig zu zeigen, dass Schweizer Produkte in diesen Bereichen einen Mehrwert anbieten. Dann kann auch ein höherer Preis erzielt werden", ist sich Brügger sicher. Er befürchtet aber, dass die Schweizer Milch, insbesondere wegen des Einsatzes von Kraftfutter, zu einem Produkt wird, das gerade so gut im Ausland produziert werden könnte. Dann lasse sich ein höherer Preis aber kaum mehr rechtfertigen.
Um die Schweizer Milch weiterhin von ausländischer qualitativ differenzieren und zudem die Überproduktion drosseln zu können, will Brügger auf ein Preisdifferenzierungssystem zurückgreifen, das die Bauern vermehrt zum Verfüttern von Raufutter motivieren soll. Danach wären die Verarbeiter verpflichtet einen Mehrpreis zu bezahlen, wenn die Milchproduzenten hauptsächlich Gras oder Heu verfüttern. Bis zu einer gewissen produzierten Milchmenge pro Hektare Raufutterfläche soll eine maximaler Zuschlag ausgerichtet werden. Umso höher die produzierte Milchmenge pro Hektare Raufutterfläche, umso tiefer der Zuschlag, bis schlussendlich der Basispreis erreicht ist.
"Die Bauern reagieren auf wirtschaftliche Anreize, also können wir davon ausgehen, dass sie bestrebt sind einen höheren Preis innerhalb des Differenzierungssystems zu realisieren", hofft Brügger. Die Preiszuschläge müssten allerdings so hoch sein, dass es sich nicht mehr lohnt, fehlende Zuschläge mit höherer Produktion auszugleichen.
"Schon genug Einschränkungen"
Kritisch sieht den Vorschlag Brüggers Samuel Keiser, Präsident des SOBV: "Wir verfüttern bereits heute 80 Prozent Raufutter an die Kühe. Würden wir ganz auf Raufutter umsteigen, so könnten wir den Ackerbau vergessen", meint Keiser. Zudem gebe es schon genug Einschränkungen: "Es ist nicht nötig, dass wir selbst uns jetzt auch noch bei der Fütterung einschränken". Auch teils harsche Kritik blieb in der Diskussion unter den Delegierten nicht aus: "Man sieht sehr gut, dass dieser Vorschlag von Theoretikern entwickelt wurde. Denn in der Praxis lässt sich dies nicht umsetzen", so ein Votant . Eine kurzfristig beantragte Konsultativabstimmung sorgte dann aber für ein erstaunlich klares Ergebnis: Mit 40 zu 9 Stimmen sprachen sich die Delegierten zugunsten des Preisdifferenzierungsystems aus. Die zahlreich anwesenden Solothurner Politiker dürften das klare Votum zur Kenntnis genommen haben.