- 28. April 2011
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Ws. Wird die Frage bewusst so gestellt, wird man sie ohne zu zögern verneinen können. Vielen KonsumentInnen ist erfahrungsgemäss allerdings nicht so deutlich, was wie zusammenhängt, wo Unterschiede sind. Die Neigung, gute und schlechte Eigenschaften zu gruppieren (die Psychologie spricht von „Gestalt“), führt dazu, dass einem Produkt mit einzelnen positiven Eigenschaften gleich noch weitere positive Eigenschaften angedichtet werden. Beim besagten Holzofenbrot mit Meersalz vermutet man gerne Bioeigenschaften. Der sympathische Bauer auf dem Wochenmarkt ist sicher ökologischer als seine Kollegen, von denen man in der Zeitung liest usw.
Ist ein Bioweissbrot kalorienärmer und nahrhafter als ein konventionelles? Auch hier: Wird die Frage bewusst so gestellt, wird man sie verneinen. Aber auch hier ist es so, dass einem Produkt mit einzelnen positiven Eigenschaften gleich noch weitere positive angedichtet werden. Produkte aus ökologischer Landwirtschaft werden für gesünder gehalten, als sie sind. Lebensmittel mit der Aufschrift „Bio“ gelten bei vielen Konsumenten als kalorienärmer und nahrhafter.
Das hat eine Studie an der Cornell University in Ithaca ergeben. Die Bio-Kennzeichnung lässt sie insgesamt gesünder wirken. Psychologen ist dieser als Halo-Effekt bezeichnete Beurteilungsfehler schon lange bekannt – etwa bei Menschen: Eine attraktive Person wird allein aufgrund ihres guten Aussehens auch für intelligent gehalten. Nun wurde der Effekt erstmals für Lebensmittel nachgewiesen.
Die Forscherin Jenny Wan-chen Lee führte ihre Untersuchung mit 144 Passanten in einem Supermarkt durch. Sie ließ die Probanden Schokoladenkekse, Naturjoghurt und Kartoffelchips testen, von denen jeweils einige mit „Bio“ gekennzeichnet waren, andere als konventionell dargestellt wurden. In Wirklichkeit handelte es sich bei allen um Bio-Produkte. Jeder Versuchsteilnehmer sollte die Lebensmittel auf einer Skala von eins bis neun nach zehn verschiedenen Kriterien einstufen, etwa nach Geschmack oder Fettgehalt. Die Forscherin fragte zudem nach der geschätzten Kalorienzahl und wie viel die Versuchspersonen bereit wären, dafür zu bezahlen.
Die Ergebnisse der Studie wurden am 10. April 2011 auf der Konferenz der American Society for Nutrition „Experimental Biology 2011“ vorgestellt. Mehr dazu bei Bild der Wissenschaft.