- 24. November 2011
- Nachrichten | Branchen-News
Tu niemals etwas Gutes, ausser Du hast die Chance, dafür ein Zertifikat zu erwerben. Denn gut ist nur, was zertifiziert ist. Zu diesem Thema haben wir uns ja bereits anhand des WWF-Labelratings geäussert (übrigens: der mit Abstand meistaufgerufene Beitrag auf bionetz.ch).
Eine Meldung auf oneco / organic news community stösst erneut sauer auf. Da verspricht nämlich eine Website eine Antwort auf die Frage, wie nachhaltig eine x-beliebige Unternehmung sei. Die Berichterstatterin gibt die Eigenwerbung der Ratinganbieter allzu unreflektiert wieder, wenn sie schreibt:
WeGreen ist eine Suchmaschine, die mit Hilfe eines Ampelsystems schnell Antwort gibt, wie sozial und ökologisch Unternehmen agieren.
Was liegt näher, als die Probe auf's Exempel zu machen? Ich gebe Remei AG ein. Remei ist Bio-Textilpionier, Initiant vieler sozialer Projekte in Indien und Tansania und Gewinner vieler Nachhaltigkeitspreise. Hier die Einschätzung von WeGreen:
Die Antwort heisst nicht: Von dieser Unternehmung haben wir noch nie etwas gehört. Oder: Von dieser Unternehmung haben wir kein Zertifikat gefunden, deshalb können wir kein Urteil abgeben. Sondern: Kein Zertifikat gefunden = rot = schlecht.
Der Gründer von WeGreen, Maurice Stanszus, sagt: „Wir wollen Unternehmen transparenter machen, einen echten Dialog zwischen den Anbietern und Konsumenten herstellen und somit beiden Seiten ermöglichen, etwas nachhaltiger zu handeln.“
Ob man die Vorgehensweise von WeGreen zum „nachhaltigen Handeln“ zählen kann, ist sehr fraglich.
Die Nachfrage nach Ratings scheint unendlich zu sein. Immerhin gab es derlei bereits zu Schneewittchens Zeiten. Aber offenbar gab es damals noch Manufakturen, die Spiegel herstellten, die unbestechliche Antworten lieferten. Die Frage bezog sich allerdings auch nur auf den einzigen Aspekt, nämlich wer die Schönste sei. Es ist Blödsinn, die Komplexität, die mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ belegt wird, in einem Ampelsystem grün/gelb/rot abbilden zu wollen.