- 23. Januar 2012
- Nachrichten | Branchen-News
Der Landwirtschaftliche Informationsdienst denkt nicht nur an Redaktionen, sondern auch an Lehrer und Schüler. Für diese publizierte der LID kürzlich ein Poster im A1-Format. Es kann hier bestellt werden. Da wird anschaulich geschildert, wie Eier oder Grillhühnchen entstehen. Da gibt's ein Bild, das die Brüterei zeigt, das nächste Bild zeigt zwei Küken, gewissermassen Arm in Arm, vor einem Wegweiser - in der einen Richtung geht's zur Pouletmast, in der anderen zu den Legehennen. Dann geht's weiter zum Bild mit den Legenestern.
Es scheint, als ob sich die Küken frei entscheiden könnten, Lege- oder Masthuhn zu werden. Dass ein Huhn nicht einfach ein Huhn ist, sondern entweder zur Fleisch- oder zur Eierproduktion bestimmt ist, wird auf dem Poster nicht dargestellt. Schon gar nicht die Metzelei unter den männlichen Gespanen der Legehennen.
Vielleicht ist es richtig, Kindern Informationen über die wirklichen Verhältnisse vorzuenthalten. Diese sind gar zu schrecklich. Kinder sollen durchaus glauben, ein Huhn sei ein Lebewesen, das unter blauem Himmel auf der grünen Wiese scharrt, ab und zu ein Ei legt und im übrigen einfach ein glückliches Huhn ist. Die diversen Kundenzeitschriften illustrieren diese heile Welt in regelmässigen Abständen.
Allerdings wird hier auch die Grundlage für das Ausblenden der Schattenseiten gelegt, die mit unserer Ernährung zusammenhängen. Wenn es um Hühner geht, kann man auch der Biobranche keinen Persilschein ausstellen. Einzig Demeter bemüht sich, Schritte Richtung Mehrzweckhuhn zu machen - wohl verbunden mit grossen Effizienzeinbussen in der Produktion und in deren Gefolge mit hohen Preisen für Eier und Poulets.
Wahrscheinlich ist es hier wie beim Fischkonsum: Respekt vor und Schutz der Natur erfordern Verzichtleistungen. Das Bio-Freiland-Poulet, das ein schönes Leben als würmerscharrendes Legehuhn hinter sich hat und dieses Leben im Hinblick auf eine Billig-Takeaway-Theke beendet - das kann es nicht geben. Ein Brathuhn war einst ein Festessen. Das müsste es wieder werden. Irgendwann müssen die Kinder vielleicht doch lernen, dass Heilewelt und Billigkonsum zwei unterschiedliche Dinge sind. Welche PR-Organisation druckt das entsprechende Poster?