Es ist nicht der Bauer, der über die Notwendigkeit der sozialen Absicherung seiner Frau entscheidet, sondern beide Partner. Soziale Absicherung geht sowohl die (Bio-)Bäuerin als auch den (Bio-)Bauer an. das Ziel ist, dass beide überlebensfähig und eigenständig bleiben und sich nicht in die Abhängigkeit des anderen begeben. Gemeinsame Gespräche helfen. Bionetz hat sich mit einer Beraterin und einer Bio-Bäuerin unterhalten.

zoe schaeffer d vjfp1ds1y unsplashFrauen leisten auf den landwirtschaftlichen Betrieben sehr viel, sie sollten sozial richtig abgesichert sein. Bild: Zoe Schaeffer auf Unsplash

Fausta Borsani, Bionetz: Frau Burren, was ist mal grundsätzlich wichtig bei sozialen Versicherungen?

Christine Burren, Beraterin am INFORAMA Rütti: Die soziale Absicherung erhält nur, wer die entsprechenden Beiträge oder Prämien einbezahlt. Die meisten Leistungen wiederum sind abhängig von der Höhe der einbezahlten Beträge und Prämien. Gerade in einer Bauernfamilie, in der verschiedene Anstellungsverhältnisse möglich sind, ist es wichtig, für den Betrieb und das Betriebsleiterpaar den passenden Absicherungsmix zu finden.

Bionetz: Wann sollte sich eine (Bio-) Bäuerin, ein (Bio-) Bauer mit den entsprechenden Versicherungen befassen?

Christine Burren: Die Partner auf dem Betrieb sollten alle 5 Jahre die Versicherungen überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Bei grösseren Investitionen, einer Hofübernahme, Heirat, Geburt eines Kindes, Scheidung oder Aufnahme einer unselbständigen Tätigkeit sollten die Partner ebenfalls die soziale Absicherung durchleuchten und allfällige Korrekturen vornehmen.

Bionetz: Frau Wynistorf, wann haben Sie sich mit den Versicherungen befasst und was waren Ihre Überlegungen?

Stefanie Wynistorf, Biobäuerin: Wir haben uns bei der Hofübergabe Gedanken gemacht. Zudem war ich bei der Beratung mit dem ersten Kind schwanger. Wir wollten, dass mein Mann, unsere Kinder und ich gut abgesichert sind, sollte etwas passieren.

Bionetz: Was haben Sie dann besser versichert?

Stefanie Wynistorf: Viele Versicherungen hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da wir vorher nicht selbständig erwerbend waren. Wir haben vor allem meinen Mann besser abgesichert mit einer Taggeldversicherung. Weiter zahlen wir in die freiwillige berufliche Vorsorge ein. Die Witwenrente hätte ich zugut, weil wir verheiratet sind, aber die zusätzlichen Versicherungen würden uns besser über die Runden helfen, wenn mein Mann nicht mehr arbeiten könnte.

Bionetz: Wie sieht denn Ihre Arbeit auf dem Hof aus?

Stefanie Wynistorf: Ich arbeite momentan auswärts 50% in einem Spital und helfe dazu auf dem Hof mit. Ich übernehme die administrativen Tätigkeiten unseres Betriebes und helfe im Stall oder bei der Topinambur-Ernte mit. Frauen leisten auf den Höfen oft sehr viel! Ich finde es sehr wichtig, dass sie eine entsprechende Anstellung und auch die dazugehörigen Sozialleistungen haben.

image kopieStefanie und Thomas Wynistorf bewirtschaften einen Bio-Hof in Rüedisbach. Sie halten Mutterkühe und Schweine. Bild: zVg

Fragen, die sich eine (Bio-)Bauernfamilie stellen sollte:

  • Welche Leistungen erbringen die einzelnen Versicherungen im Todesfall, bei Invalidität, bei einer Scheidung und im Alter?
  • Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, dass ein Bauer oder eine Bäuerin diese Versicherung überhaupt abschliessen kann?
  • Wie gross ist das Risiko, wenn die Versicherung nicht abgeschlossen wird?
  • Kann dieses Risiko von der Betriebsleiterfamilie selbst getragen werden?

Welche «sozialen» Versicherungen gibt es?

Das schweizerische Sozialversicherungssystem besteht aus fünf verschiedenen Bereichen:

- die Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (Dreisäulensystem),

- der Schutz vor Folgen einer Krankheit und eines Unfalls,

- der Erwerbsersatz für Dienstleistende und bei Mutterschaft,

- die Arbeitslosenversicherung,

- die Familienzulagen.

Diese Versicherungen leisten Schutz, indem sie Leistungen wie Renten, Erwerbsersatz und Familienzulagen ausrichten oder indem sie Kosten bei Krankheit und Unfall tragen.

(Quelle: https://www.bsv.admin.ch/bsv/de/home/sozialversicherungen/ueberblick.html)

 

pdfBröschüre «Bäuerinnen haben Rechte», Beilage zur UFA Reue 9/2013

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