- 23. November 2020
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Die weltweite Nachfrage nach Fisch steigt immer weiter an – mittlerweile essen wir 20,5 Kilogramm pro Person und Jahr. Aber angesicht von überfischten Meeren, Schwermetallen und Antibiotikarückständen fragt man sich: ist Fisch nachhaltig? Wenn ja, dann welcher?
Fausta Borsani / Wildfisch mit Bio-Label, das gibt es nicht, denn das Bio-Label von Bio Suisse etwa nimmt Einfluss auf Haltung und Fütterung der Tiere. Der Bio-Fisch geniesst in der Schweiz einen wachsenden Markt und sein Marktanteil ist sogar höher als beim Bio-Fleisch. Die Produktion von Schweizer Knospe-Zuchtfischen befand sich im Jahr 2019 mit 217 Tonnen auf dem niedrigsten Stand seit 2011. Unwetter und Krankheiten in den Vorjahren wirken sich auf die Produktion aus. Insbesondere die heissen Sommer, verbunden mit Wasserknappheit, sind schwierig für die Schweizer Produzenten. Viele stark nachgefragte Biofisch-Arten wie Lachs, Dorsch, Pangasius oder beispielsweise Crevetten, werden zur Erweiterung des Sortiments importiert. Importierte Knospe-Produkte erfüllen die gleichen Anforderungen wie im Inland produzierte. Flugtransporte sind verboten.
Laut WWF ist heute bereits ein Drittel aller Fischbestände überfischt und weitere 60 Prozent sind bis am Anschlag genutzt. Zudem: Industrieller Fischfang zerstört Ökosysteme und verursacht enorme Mengen an Beifang. Fischprodukte, bei deren Fang Fischbestände und Lebensräume geschont wurden, tragen häufig das Logo des Marine Stewardship Council (MSC). «Dieses Siegel ist ein Nachhaltigkeits-Siegel. Die Sicherung der Fischbestände für die Zukunft durch verantwortungsvolle Fischerei hat für uns höchste Priorität», sagt MSC-Pressesprecherin Andrea Harmsen.
Der deutsche Bio-Verband Naturland geht beim Thema Wildfisch eigene Wege. So findet sich etwa auf der Verpackung des Victoriasee-Barsch von Followfish das Naturland Wildfisch Label. Auch deutscher Seelachs, dänische Scholle, isländischer Kabeljau und Thunfisch von den Azoren sind als Naturland-Wildfisch erhältlich. Ähnlich wie beim MSC stehen bei Naturland Wildfisch die Schonung der Fischbestände und Ökosysteme sowie der Verzicht auf umweltschädigende Fangmethoden mit hohem Beifang. Zertifiziert werden vor allem kleine, handwerkliche Fischereien; entlang der gesamten Lieferkette werden hohe soziale Standards verlangt. Und auch die Verarbeitung muss nach strengen Naturland-Richtlinien erfolgen.
Aufgrund der steigenden Nachfrage stammt mittlerweile fast die Hälfte des weltweit konsumierten Fischs aus Aquakultur. Sie bedeutet in den meisten Fällen Massentierhaltung auf engstem Raum, und Zerstörung wertvoller Lebensräume, z.B. Vernichtung von Mangrovenwäldern in Asien und Mittelamerika für die Shrimps-Zucht. Mittlerweile gibt es auch zertifizierte Aquakulturen: Das ASC-Zertifikationsprogramm zeichnet international verantwortungsvolle Fischzuchten aus und fördert positive Veränderungen.
Fazit: Regionaler Bio-Fisch ist eine gute Wahl, wenn wildfang, dann gelabelt! Und der Verein fair-fish, ein Bionetz-Mitglied, ist der Meinung: Da wir in der Schweiz genügend andere Proteinquellen haben, sollten wir Fisch als seltene Delikatesse geniessen: Maximal einmal pro Monat!