- 29. Dezember 2020
- Nachrichten | Branchen-News
Die Webseite swiss-food.ch verbreitet polemische Behauptungen und macht Angst. Sie ergreift Partei für Pestizide, denn, so die Falschbehauptung, ohne synthetische Pestizide würden die Erträge einbrechen, die Preise massiv steigen und der Selbstversorgungsgrad sinken. Dies ist Angstmacherei zu Gunsten des eigenen Business, denn hinter der Webseite stehen der chinesische Konzern Syngenta und die deutsche Firma Bayer.
Fausta Borsani/ Ein paar Argumente dazu: Eine pestizdfreie Produktion ist eine Lebensmittelproduktion ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel. Die im Biolandbau eingesetzten Stoffe sind von beiden Initiativen, die am 13. Juni 2021 zur Abstimmung kommen werden, nicht betroffen. Die Übergangsfrist beträgt 8 Jahre. Eine Langzeitstudie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) geht von einem Ertragsrückgang von 20 Prozent aus. Dieser Ausfall liesse sich problemlos kompensieren durch eine Verringerung des Food-Waste, der heute 30 Prozent der Gesamtproduktion ausmacht. Ausserdem fördern die Massnahmen, die von den Initiativen gefordert werden, aktiv ein Umbau der Landwirtschaft. Das bedeutet bessere Sorten, die ohne Pestizide gute Erträge geben, Verlagerung der Landwirtschaft auf Lebensmittelproduktion für den Menschen statt für die Tierfütterung, etc.
Biodiversität
Zumindest auf der Homepage von Swiss Food stehe es in der Schweiz bestens um die Biodiversität, die übrigens gar nicht bedroht sei durch Pestizide, neinnein! Tatsache ist: Keine andere Tätigkeit beeinflusst die Biodiversität so stark wie die Landwirtschaft. Und Pestizide, also die absichtliche Vergiftung von Pflanzenund Tieren, sind der wichtigste Faktor. Weitere Gründe für den Rückgang von Tier- und Pflanzenarten sind: Immer mehr grossflächige Monokulturen, die viel Ertrag bringen aber den Lebensraum der Flora und Fauna einschränken. Eine sehr intensive Düngung, die Pflanzen benachteiligt, welche mit wenig Nährstoffen auskommen, das ergibt z.B. weniger artenreiche Wiesen. Es gibt auch immer weniger Strukturen (wie Hochstammbäume und Sträucher) in der Agrarlandschaft und weniger vernetzte Schutzgebiete, was weniger Vielfalt bedeutet. Dafür ist die intensive Landwirtschaft verantwortlich. Und die Schweizer Landwirtschaft steht nicht gut da, im Gegenteil: Trotz steigender Beteiligung an den Förderprogrammen des Bundes, die viel Steuergelder verschlingen, konnte der Rückgang der Biodiversität in der Schweiz bisher nicht verhindert werden. So sind schon 40 Prozent der Schweizer Brutvögel bedroht, darunter viele Arten des Kulturlands wie z.B. die Feldlerche oder der Wiesenpieper. Vom Rebhuhn gelang 2019 keine einzige Beobachtung mehr. Und auch die viel zu hohen Tierbestände mit massiven Immissionen von Ammoniak und Dünger sind wichtige Ursachen des Rückgangs der Biodiversität. Siehe auch Faktenblatt Landwirtschaft und Umwelt.
Selbstversorgungsgrad
Heute ist die Schweizer Landwirtschaft, bei einem Lebensmittel-Selbstversorgungsgrad von knapp 60% der Kalorien, höchst abhängig von importiertem Saatgut, Futtermitteln, Düngern, Pestiziden und Treibstoffen. In Schweizer Fleisch etwa steckt weniger Schweiz als man denkt: Zirka die Hälfte der Fleischproduktion in der Schweiz ist erst durch massive Futtermittelimporte möglich - jährlich rund 1.8 Millionen Tonnen Futtermittel, Menge steigend. Wir importieren Getreide, Heu und Soja aus Europa und auch grosse Mengen an Soja aus Brasilien, was dem Urwald dort nicht bekommt, da er für den Sojaanbau zerstört wird. Wenn mehr für die menschliche Ernährung statt für Futtermittel produziert würde, steigt der Selbstversorgungsgrad sogar.
Zum Artikel von Infosperber: «Bayer und Syngenta servieren Swiss Food»
Zur Homepage der Trinkwasserinitiative
Zur Homepage der Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide«