- 05. Februar 2021
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Bisher vernachlässigte man Böden und Bodelebewesen, wenn es um Rückstände von Pestiziden ging. Und immer noch existieren keine gesetzlich definierten Grenzwerte dafür. Nun hat die eidgenössische Forschungsanstalt Agroscope 100 Äcker und Gemüsebaufelder in der Schweiz analysiert. Sie werden sowohl biologisch wie konventionell bewirtschaftet. Die Forschenden suchten 46 verschiedene Pflanzenschutzmittelrückstände und wurden fündig: und zwar auch in den 40 Biofeldern, also unabhängig von der Bewirschaftungsweise.
Pestizidrückstände sind weit verbreitet und zwar in Mikrogramm pro Kilogrammbereich. Dass aber auch sehr niedrige Konzentrationen eine Wirkung haben auf Lebewesen, weiss man aus den Untersuchungen in Gewässern. Die aktuellen Boden-Untersuchungen zeigten denn auch, dass je mehr verschiedene Pestizidrückstände nachgewiesen werden, desto weniger Bodenlebewesen gibt es: Je mehr Rückstände also, desto weniger Mykorrhiza Pilze etwa, eine nützliche Pilzart, die eine Zusammenarbeit mit den Pflanzen eingeht und mit ihnen Nährstoffe austauscht. Die Forschenden halten es deshalb für wahrscheinlich, dass Pestizide, gerade weil sie so lange stabil im Boden bleiben, noch viele jahre oder sogar Jahrzehnte negative Auswirkungen auf den Lebensraum Boden haben.
Auch in denjenigen Böden, die schon über 20 Jahre biologisch bewirtschaftet werden, fanden die Forschenden Rückstände von bis zu 16 verschiedenen Wirkstoffen von Pestiziden. Sie stammen entweder aus der Zeit, in der auf dem entsprechenden Feld noch solche Pestizide angewendet wurden, oder sie wurden durch Wind oder Wasser aus benachbarten Feldern eingetragen. Erschreckend: auch Rückstände von Wirkstoffen, die in der Schweiz nicht mehr verwendet werden dürfen (z.B. Atrazin, Linuron, Chlorpyrifos), sind noch nachweisbar.