- 17. Januar 2022
- Nachrichten | Branchen-News
Der Begriff «Tierwohl» ist vor allem in aller Munde, wenn es um die Landwirtschaft und damit die Nutztiere geht. Aber unter diesem Begriff verstehen nicht alle das Gleiche, die einzelnen Interessengruppen legen es unterschiedlich aus.
Tierwohl mit der Knospe
Artgerechte Haltung, Bio-Futter, viel Platz und Auslauf im Freien. Bei der Knospe-Tierhaltung steht Qualität vor Quantität. Das schmeckt man. Die Förderung des Tierwohls ist fest verankert im Leitbild von Bio Suisse. Das zeigt sich in einem grossen Respekt der Bäuerinnen und Bauern vor den Tieren auf ihren Höfen und einem starken Engagement für ihr Wohl. Die Tiere können regelmässig ins Freie und auf die Weide, ihre Ställe sind geräumig und artgerecht gestaltet. Und zu fressen bekommen sie nur bestes Bio-Futter.
Tierwohl und die 5 Freiheiten
Häufig werden Haltungssysteme mit Hilfe der sogenannten «5 Freiheiten» des unabhängigen Gremiums Farm Animal Welfare Committee (FAWC) bewertet. Diese sind: Die Tiere sind frei von Hunger und Durst. Sie sind frei von Unbehagen und von Schmerzen. Frei von Verletzungen oder Krankheiten. Sie sind frei, das normale Verhalten ihrer Art zu zeigen. Sie sind frei von Angst und Bedrängnis.
Tierwohl und Gesetz
im Schweizerischen Tierschutzgesetz ist von Tierwohl keine Rede, wohl aber von Würde und von Wohlergehen. Letzteres wird so beschrieben (Art. 3b): «Wohlergehen der Tiere ist namentlich gegeben, wenn: 1. die Haltung und Ernährung so sind, dass ihre Körperfunktionen und ihr Verhalten nicht gestört sind und sie in ihrer Anpassungsfähigkeit nicht überfordert sind, 2. das artgemässe Verhalten innerh alb der biologischen Anpassungsfähigkeit gewährleistet ist, 3. sie klinisch gesund sind, 4. Schmerzen, Leiden, Schäden und Angst vermieden werden.»
Tierwohl und Praxis
In der Praxis der konventionellen Landwirtschaft dürften vor allem zwei Punkte schwierig zu erfüllen sein: Dass Tiere artgemässes Verhalten ausleben können, dass also zum Beispiel Schweine wühlen, ein Nest bauen können, oder dass Kälber und Gitzi bei der Mutter saugen können, oder dass Hühner in kleinen Gruppen mit einem Hahn leben können. Aber auch der Punkt, dass die Tiere frei von Schmerzen und Leiden seien, das ist angesicht der einseitigen Leistungszucht (z.B. auf Milch bei Kühen, Milchschafe und Ziegen, auf Brust-Fleisch bei Poulets) schon mal sehr schwierig zu erfüllen. Poulets leiden an ihren übergrossen Brustmuskeln, die männlichen Nachkommen von Milchrassen sind unerwünscht und krankheitsanfällig. Frisch geschlüpfte männliche Küken der eierlegenden Rassen werden vergast und die weiblichen leiden Hunger und Durst bis zur Einstallung.
Quellen
Tierwohl was ist das eigentlich?
Schweizer Tierschutzgesetz vom 16. Dezember 2005 (Stand am 1. Mai 2017)