Prof. Knut Schmidtke, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), plädiert im Interview mit «Schweizer Bauer» für höhere Erträge im Biolandbau ohne die Vorteile von Bio für die Biodiversität, den Grundwasserschutz und die Böden zu gefährden.

Schweinefutteriung aus GruenlandSchweine könne man auch aus dem Grünland füttern, sagt Prof. Knut Schmidtke, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL). Bild: Pixabay
Soll die Landwirtschaft vor allem produzieren und die Klima- und Umweltzielen hintenanstellen? Diese Diskussion sei durch den Krieg in der Ukraine verstärkt worden, sagt Prof. Knut Schmidtke, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL). Er fügt hinzu: «Primäre Aufgabe der Landwirtschaft muss es nach wie vor sein, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln möglichst aus heimischer Erzeugung sicherzustellen.» Darum laute eine der Strategien des FiBL «Bio-Intensivierung». Dabei gehe es um höhere Erträge und gleichzeitig um die Erhaltung und sogar den Ausbau der Ökosystemleistungen. Man solle sich nicht mit unzureichenden Erträgen zufriedengeben.

Bessere Bio-Erträge

Eine Möglichkeit, die Erträge bei Bio zu verbessern sei der Anbau von Gemengekulturen oder auch Zweitfruchtkulturen. Schmidtke stellt fest: «Durch die Änderung des Klimas besteht oft die Möglichkeit, nach Wintergerste eine zweite Kultur, zum Beispiel Buchweizen, anzubauen. Auch einige Körnerleguminosen kommen noch zur Reife. Diese Potentiale müssen wir nutzen, um genügend Lebensmittel bereitzustellen.»

Grundwerte des Biolandbaus wahren

Der Biolandbau habe sich lange durch seine ökologischen Stärken profiliert. Künftig müssten Ertragsziele mehr in den Vordergrund rücken, ohne dabei die Grundwerte des Biolandbaus zu vernachlässigen. Aber: soviel wie im konventionellen Anbau werde die Biolandwirtschaft nicht ernten, weil dann die ökologischen Ziele nicht zu schaffen seien. «Dennoch sind Weizenerträge zwischen 50 und 60 Dezitonnen pro Hektare durchaus ohne ökologische Einbussen realistisch.»

Weniger Tiere

Voraussetzung dafür, dass Bio aus der Nische kommt sei aber, dass weniger tierische Produkte produziert und konsumiert würden, so Schmidtke. «Wir müssen künftig 30% bis 40% weniger Tiere halten, um mehr pflanzliche Lebensmittel direkt für die menschliche Ernährung produzieren zu können», fügt er hinzu. Der Biolandbau brauche Innovationen, wie zum Beispiel die Agro-Photovoltaik, also die Doppelnutzung von Flächen für die Lebensmittel- und Energieerzeugung.

Grünland besser nutzen

Und Bio brauche auch mehr Forschung - und Schmidtke führt aus worüber: «Ein wichtiger Bereich ist das Grünland». Die Möglichkeiten, aus dem Grünland andere Tiere als die üblichen Rinder zu ernähren, seien bei weitem nicht ausgeschöpft. Das ginge etwa, indem man Weissklee als Proteinlieferant gezielt im Grünland fördert um ihn Schweinen oder Hühnern zu verfüttern.

Braucht der Biolandbau mehr Tiere?

Sinnvoll könne es laut Schmidtke sein, mehr Rinder im Biobereich zu halten. Voraussetzung wären allerdings Betriebe, die Milch produzieren wollen, eine gesicherte Verarbeitung sowie Menschen, die die Rinder unter den hohen Tierwohlstandards im Biolandbau halten und versorgen können. Schmidtke fügt aber hinzu: «Für all das brauchen wir einen breiten gesellschaftlichen Konsens über Art und Umfang der Tierhaltung. Anderenfalls laufen wir Gefahr, die Tierhaltung insgesamt zu verlieren.»

Klimaneutraler Bio-Anbau

Die Herausforderungen einer klimaneutralen Biolandwirtschaft seien enorm, fährt Schmidtke weiter und sagt: «Wir haben im Biolandbau nun mal die Rinder, die Methan emittieren. Das müssen wir durch Speicherung von Kohlenstoff im Boden kompensieren. Wir brauchen Agro-Photovoltaik, wir brauchen Agroforstsysteme».

Fazit

Das Fazit von Prof. Knut Schmidtke: «Wir werden noch stärker gefordert sein, in Kreisläufen Landwirtschaft zu betreiben, mit weniger Zuführung von Düngemitteln, Saatgut und energetischen Rohstoffen von aussen. Und wir werden regionale Wertschöpfungsketten stärken müssen».

Vollständiges Interview: Er fordert eine «Bio-Intensivierung»

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