- 28. April 2022
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Artgerechte Tierhaltung und bewusster Fleischkonsum ist möglich. Denn in einem kompletter Verzicht auf Fleisch sehen WissenschaftlerInnen keine Lösung.
Wollte man die Welt ökologisch ernähren, dürfte Nahrung, die den Menschen bekommt, nicht an Nutztiere verfüttert werden. Tiere sollten ausschliesslich Gras und Abfallprodukte fressen. Gleichzeitig müsste Food Waste halbiert werden. Doch viele Böden eignen sich nicht für den Ackerbau. Darum wird mehr als die Hälfte des globalen Agrarlandes als Weideland genutzt. Wiederkäuer wie Schafe, Ziegen und Rinder wandeln das Gras in Eiweiss um. Dieses kommt dem Menschen in Form von Fleisch, Milch oder Käse zugute.
Kleinbäuerliche Betriebe haben das Potenzial, Ressourcen schonend Lebensmittel zu produzieren und damit einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung der Biodiversität zu leisten. Oft sind es junge Leute, die den elterlichen Hof erben oder Quereinsteiger, die innovative Lösungen und neue Produkte entwickeln.
Neue Chance für eine alte Rasse
Das Rätische Grauvieh war einst in den Bergen Graubündens weit verbreitet, bevor es es modernen Milchleistungsrassen weichen musste. Auf dem Hof Obermettlen in Root, Kanton Luzern, erhalten ausrangierte Tiere der gefährdeten Schweizer Rinderrasse eine zweite Chance. Vor einigen Jahren kauften Marlen und Stephan Koch-Mathis Kühe, die von ihren früheren Besitzern aus verschiedenen Gründen ausrangiert wurden.
Eine Mutterkuh wird in der Schweiz im Schnitt 8,7 Jahre alt, bevor sie zum Schlachter geht, weiss Marlen Koch-Mathis. Normalerweise können Kühe aber 20 bis 25 Jahre alt werden. Hat eine Kuh mal kein Kalb oder braucht länger um trächtig zu werden, ist sie schon nicht mehr rentabel. Die Rinder, die auf dem Hof Obermettlen ankommen, dürfen noch einige Jahre ihren Lebensabend geniessen. Die Kühe, die ursprünglich zum Schlachter sollten, bekommen hier teilweise ihr drittes Kalb.
Die Kälber bleiben zwei Jahre lang bei ihren Müttern. Von Mai bis Oktober sind die Kühen mit ihren Kälbern täglich auf der Weide. Um die sechs Hektar gehören zum Hof - genug Weideland für die derzeit fünfzehn Kühe plus Kälber. Die verlängerte Nutzungsdauer der Tiere wirkt sich positiv auf die Ökobilanz des Fleisches aus. Und wenn eine Kuh statt fünf sieben bis acht Kälber bekommt, verbessert sich die Ökobilanz weiter. Das Paar bietet spezielle Grillkurse an, in denen sie Interessierten zeigen, wie aus inneren Organen leckere Mahlzeiten zubereitet werden - ganz ohne Abfälle, denn alle Innereien des Tieres werden verwertet.
Quelle: Artgerechte Tierhaltung - nachhaltiger Fleischkonsum