Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli im grossen Interview mit Schweizerbauer u.a. zu Migros-Bio und zu den Zukunfts-Projekten von Bio-Suisse. Nachfolgend Auszüge davon.

Landwirtschaft in ariden gebietenGerade in ariden Gebieten schneidet der Biolandbau besser ab als die industrielle Produktion. Bild: Pixabay

Zur Übernahme der Knospe durch die Migros

Wir freuen uns für die Knospe, weil sie noch einmal sichtbarer wird, und für die Konsumentinnen und Konsumentinnen, weil der Bio-Kauf einfacher wird. Ich bin überzeugt, dass es für die Migros auch wichtig war, dass wir beim Import dieselben Anforderungen wie in der Schweiz stellen. So wird M-Bio in Kombination mit der Knospe wird an Profil gewinnen.

Zu mehr Lizenzeinnahmen

Die ersten Knospe-Produkte in der Migros werden im Herbst erwartet. Es wird aber zwei, drei Jahre brauchen, bis auch alle verarbeiteten Produkte mit mehreren Zutaten die Knospe tragen werden. Die Migros-Industrie macht ja viele Produkte selbst und muss sich für M-Bio jetzt an die Verarbeitungsrichtlinien der Knospe halten. Das bedeutet für uns einen hohen Aufwand, wir prüfen jedes Rezept, jede Etikettierung, es gibt viele Rückfragen der Industrie. Wenn die Einnahmen dann da sind, gibt es so viele Anliegen, die wir unterstützen sollten und wollen: Bildung, Beratung, Forschung, Züchtung etc. Heute müssen wir viele sinnvolle Projekte zurückstellen, weil die Mittel fehlen.

Zu Ressourceneffizienz und Bio-Landbau

Wir haben im Moment eine Hungerkrise, weil wir in einem globalisierten und industrialisierten Handelsmodell stecken, das brutale Abhängigkeiten geschaffen hat, unter anderem von Lieferungen aus der Ukraine. Aber könnten sich 100 Millionen Leute in Ägypten mit lokalem Bio-Landbau ernähren? Gerade in solchen ariden Ländern zeigen viele Projekte, dass der Biolandbau deutlich besser abschneidet als der industriell-konventionelle Landbau, weil ein humoser, fruchtbarer Boden deutlich mehr Wasser speichern kann. Mit biologischen oder agrarökologischen Systemen kommt man da deutlich weiter als mit industrieller Produktion.

Zu Genome Editing

Diesbezüglich hören wir von der Wissenschaft die gleichen Versprechen, die man uns vor zwanzig Jahren bei der ersten Gentechnik machte und wo sich vieles nicht erfüllte oder es grosse Probleme gab. Was uns verkauft wird, sind nur die Vorteile. Es heisst etwa, man könne sehr rasch trockenresistentere Sorten züchten. Bei der Trockenresistenz spielen aber laut Fachleuten im Genom so viele verschieden Teile eine Rolle, dass man mit der Genschere kaum etwas erreichen wird. Die Diskussion wird geführt werden müssen und wir von Bio Suisse wollen diese Diskussion nicht verhindern. Wir sagen einfach: Im Biolandbau ist für uns klar, dass nicht in die Zelle eingegriffen werden darf. Das ist ein Versprechen der weltweiten Biobewegung.

Zur politischen Diskussion um die neue Gentechnik-Methoden

Wir fordern eine klare Deklaration. Sonst kommen auf einmal Sorten, die mit genome Editing verändert worden sind auch in den Biolandbau, wo wir doch mit ökologischer Züchtung, mit Eigenfinanzierung, mit dem Geld von Stiftungen und seit kurzem zum Glück auch mit Geld vom Bund schon einiges erreicht haben und auf einem guten Weg sind. Im Biolandbau würden wir sicher dann Erklärungsbedarf haben, wenn z.B. Kartoffeln mittels Crispr/Cas resistent werden gegen die Krautfäule, und wir stattdessen weiterhin Kupfer spritzen. Die Bioszene geht das Thema aktiv an. Bis im Herbst werden wir eine Bioposition für den kommenden politischen Prozess erarbeiten.

Quelle: Das Interview mit Schweizerbauer in voller Länge

Geben Sie hier Ihren Kommentar ein...
Zeichen übrig
oder als Gast kommentieren
Lade Kommentar... Der Kommentar wird aktualisiert nach 00:00.

2 unserer Mitglieder

Neue Mitglieder

Partner

Ökoportal
Ökoportal
oekoportal.de
AöL
AöL
aoel.org
Klimagerechtigkeitsinitiative Basel 2030
Basel 2030
basel2030.ch
previous arrow
next arrow
Nach oben