- 22. Juli 2022
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Eine erste Schweizer Tagung zur Agro-Photovoltaik untersuchte verschiedene Möglichkeiten, Energieerzeugung und Nahrungsmittelproduktion zu kombinieren. Das Potenzial ist erheblich.
Der Gedanke, die Energie- und die Lebensmittelproduktion zu kombinieren ist nicht neu. Global wird gleichviel Fläche für die Produktion von Bio-Treibstoffen genutzt, wie Ackerfläche zur Produktion von Pflanzen für die menschliche Ernährung. Die Agro-Photovoltaik - kurz Agri-PV - kultiviert aber das Agrarland und betreibt Photovoltaik-Anlagen auf gleichem Boden, um bestenfalls Ernteerträge zu steigern, den Wasserverbrauch zu verringern und daneben effizient erneuerbare Energie zu produzieren.
Revidierte Raumplanungsverordnung
Mit der Annahme der Revision der Raumplanungsverordnung durch den Bundesrat am 3. Juni 2022 gibt es mehr Spielraum für Agri-PV: nun ist der Bau von PV-Anlagen auf Landwirtschaftsland möglich. Diese gelten neu als «standortgebunden», wenn sie Vorteile für die landwirtschaftliche Produktion bringen, z.B. in Form eines höheren Ertrags auf Fruchtfolgeflächen.
Dreimal soviel Strom wie verbraucht
An der Tagung vom 14. Juli 2022 präsentierte Mareike Jäger einige Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie der ZHAW zur Agro-Photovoltaik in der Schweiz. Sie zeigte, dass theoretisch dreimal so viel Strom wie es heute braucht, produziert werden könnte, wenn man alle geeigneten Flächen in der Landwirtschaftszone einbezieht. In der Realität kommen jedoch zirka 25 Prozent weniger Flächen in Frage, namentlich wegen der Raumplanungsverordnung nur «wenig empfindliche Gebiete». Also zum Beispiel keine Photovoltaik in Gebieten, die zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung gehören. Auch sind keine PV-Module auf Biodiversitätsförderflächen erlaubt.
Nähe zum Stromnetz
Ausserdem machen Agri-PV-Projekte nur Sinn, wenn das Stromnetz in der Nähe ist. Mareike Jäger ging in ihrem Vortrag von einem erhöhten Strombedarf von etwa 80 Terrawattstunden pro Jahr aus und nahm an, dass etwa 10 Prozent davon aus landwirtschaftlichen Anlagen kämen. Sie rechnete vor: Etwa 11'486 Hektar Ackerfläche oder ca. 1.1 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz, oder 27'914 Hektar Grünland oder 9'643 Hektar Dauerkulturen (Rebberge und Obstanlagen) wären mit PV-Anlagen bestückt.
Agro-Photovoltaik mit Zusatznutzen
Florian Reyer, Landwirt aus Heggelbach (D) am Bodensee, hat bereits mehrere Jahre Erfahrung mit der Bewirtschaftung einer Agri-PV-Anlage im Ackerbau. Er ist für eher kleine Anlagen in der Grössenordnung von 1 bis 2 Hektaren und findet, dass der Fokus auf den Zusatznutzen für die Landwirtschaft sein sollte: etwa Hagelschutz, Regenschutz, Verdunstungsschutz, Beschattung und Bewässerung.
Agro-Photovoltaik und Biodiversität
Die Agri-PV bietet auch dort Chancen, wo zum Beispiel Habitate zur Biodiversitätsförderung mitgedacht werden oder sich innovative Möglichkeiten zum gezielten Wassermanagement ergeben.
Quelle: ZHAW Agro-Photovoltaik