Der renommierte Wissenschaftler Urs Niggli erklärt im Blick-Interview, warum wir Bio brauchen und was Massentierhaltung mit Gesundheitskosten zu tun hat.

FeldhaseDie Landwirtschaft sollte die Biodiversität schützen - Feldhase im Agrarraum. Bild: Pixabay

Bio löst Probleme

Die Lebensmittelpreise sind nicht zuletzt wegen dem Krieg und auch im Abstimmungskampf der Massentierhaltungs-Initiative ein grosses Thema. Urs Niggli sagt, es sei verrückt, wie die KonsumentInnen in der reichen Schweiz reagieren. Es gäbe gegenwärtig einen Rückgang des Bio-Konsums: «Die Vorzüge der Biolabels für das Gemeinwohl kommen gegen die steigenden Preise nicht an», bedauert Urs Niggli, Präsident des von ihm gegründeten Instituts Agroecology.science. Bio habe aber eben einen tieferen Gedanken, es gehe nicht nur den Konsum. Und die Probleme in der Landwirtschaft könnten nur mit einer grundsätzlichen Transformation von Anbau und Ernährung gelöst werden: Die Landwirtschaft müsse die Umwelt schützen, den Klimawandel bekämpfen und die Biodiversität erhalten. Es wäre völlig falsch, diese Ziele jetzt zu kippen, 30 Jahre zurückzufallen und ausschliesslich die Intensivierung der Produktion zu forcieren. Biobäuerinnen und Bauern hätten jedenfalls die beste Schulung und Voraussetzungen, um die aktuellen Probleme zu lösen. Denn sie seien die HüterInnen des agrarökologischen Wissens, das wir als globale Gesellschaft unbedingt nutzen müssen. Deshalb brauchen wir nicht weniger von ihnen, sondern mehr.

Zu viele Tiere für die Schweiz

Die Initiative gegen Massentierhaltung in der Schweiz fordert eine Abkehr von der industriellen Tierproduktion und berührt laut Niggli einen wunden Punkt. Wir hätten zu viele Tiere in der Schweiz. Alle unsere Umweltprobleme hängen mit dem Futtermittelimport zusammen. Und den vielen Exkrementen, die die vielen Tiere produzieren. Die in ihnen enthaltene Stickstoff und Phosphor sind die schlimmsten Umweltschädiger. Die Folge ist der Verlust von Biodiversität. Im Zentrum der Initiative stehe, wie der Name sagt, die Masse der Tiere. Und es sei mit Blick auf Ernährung und Umweltschutz auch schon lange klar, dass wir die Schweizer Landwirtschaft umstellen müssten: «Mehr pflanzliche und viel weniger tierische Proteine», fasst Urs Niggli zusammen.Und ergänzt: «50 Prozent weniger Fleischkonsum und 50 Prozent weniger Foodwaste würden zu keiner Verschlechterung der Lebensqualität führen. Im Gegenteil, es hätte eine enorme Verbesserung der Gesundheit zur Folge». Eine solche Umstellung würde also nicht nur die Umweltkosten, sondern auch die Gesundheitskosten dramatisch senken, so Niggli.

Quelle: «Das ist Kurzschluss-Bullshit»

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