- 09. September 2022
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Eine neue Studie, die gerade in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, stellt fest, dass die globale Landwirtschaft hauptsächlich für die tropischen Entwaldung verantwortlich ist.
Die Forschenden zeigen, dass der Anteil der tropischen Entwaldung, der der Landwirtschaft zuzuschreiben ist, deutlich höher ist als jene 80%, die oft in Politik und Wissenschaft angegeben werden. «Unsere Studie verdeutlicht, dass zwischen 90 und 99 Prozent der gesamten tropischen Entwaldung direkt oder indirekt mit der Landwirtschaft zu tun haben. Uns hat aber überrascht, dass nur ein vergleichsweise geringerer Anteil der gesamten Entwaldung – zwischen 45 und 65 Prozent – zu einer Ausweitung der tatsächlichen landwirtschaftlichen Produktion auf den abgeholzten Flächen führt», sagt Florence Pendrill, Hauptautorin der Studie an der Chalmers University of Technology, Schweden.
«Auf einem riesigen Teil der entwaldeten Gebiete passiert aber nach der Rodung nichts», sagt Dr. Matthias Baumann, Forscher am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, der sich mit dem Gran Chaco in Südamerika beschäftigt, einem globalen Entwaldungs-Hotspot. Er betont, dass mehrere Erklärungen für dieses Phänomen möglich sind: «Im Chaco gehören dazu etwa Landspekulation, Bauern, denen das Geld ausgeht, oder präventive Entwaldung aus Angst, dass das in Zukunft illegal wird.»
Die Studie zeigt ausserdem, dass lediglich eine Handvoll Rohstoffe verantwortlich ist, dass Wald gerodet wird, um darauf Landwirtschaft zu betreiben. Es sind diese: Weideland, Soja und Palmöl.
Die Entwaltung in den Tropen hat auch mit unserer Tierhaltung zu tun
Soja dient vor allem der Fütterung von Tieren - auch in der Schweiz, wo wir nur so viele Tiere halten können, weil wir Kraftfutter importieren. Ohne die heutigen Futtermittelimporte würden die Tierbestände, die auf Kraftfutter angewiesen sind, deutlich zurückgehen. Gemäss Modellrechnungen könnten auf Basis von Inlandfutter 94% der Schafe und Ziegen, 85% des Rindviehs, 39% der Schweine und 17% des Geflügels gehalten werden. Die Fleischproduktion wäre mit 21 Kilogramm pro Kopf und Jahr halb so gross wie heute*.
* Schweizer Futtermittelimporte – Entwicklung, Hintergründe, Folgen, Schlussbericht zum Forschungsprojekt im Auftrag von Greenpeace Schweiz Priska Baur, Patricia Krayer, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW Wädenswil, Februar 2021.