- 12. September 2022
- Nachrichten | Branchen-News
Immer wieder hört man von ökologisch denkenden Menschen, man solle gerade bei Bio auf Plastik verzichten. Für Klima und Umwelt ist es aber entscheidender, was in der Verpackung steckt und wie dieser Inhalt produziert wird.
Keine einfache Antwort
Sind Verpackungen tatsächlich das grosse Umweltproblem? Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort. Man muss den gesamten Lebenszyklus von Verpackungen betrachten, den Sinn von Verpackungen verstehen und auf den Inhalt schauen. Denn der spielt eine grössere Rolle als das, was ihn umgibt.
Verpackungen verbrauchen Ressourcen
Für Karton sind dies Holzfasern und – je nach Produktionsland – mehr als zwei Drittel Altpapier, für Kunststoff primär Erdöl. Trotz des hohen Altpapieranteils, der zum Beispiel bei der Papier- und Pappeproduktion in Deutschland zwischen 1990 und 2020 von 49 auf 79 Prozent gestiegen ist, wird heute jeder zweite gefällte Baum zu Papierfasern verarbeitet. Rund 400 Millionen Tonnen Papier und Karton entstehen so jährlich. Ein grosser Teil der Papierfasern stammt aus Monokulturen oder Regenwäldern, die jeweils kahl gerodet und wieder aufgeforstet werden. Und es landen auch heute noch Bäume aus Urwäldern in Skandinavien, Osteuropa und Russland in der Papierverarbeitung.
Für Kunststoffverpackungen verwendet die Industrie derweil 10 Prozent des weltweit geförderten Erdöls. Dieser Anteil soll laut Prognosen der Branche stark steigen, da die Nachfrage nach Benzin und Diesel sinken wird. Die grossen Ölkonzerne bauen deshalb schon jetzt die sogenannte Petrochemie massiv aus. Diese liefert die Ausgangsmaterialien für Kunststoffe und machte bisher nur einen kleinen Teil der Ölraffinerien aus. Eine fragwürdige Entwicklung, da dies wohl vor allem zu einem führen wird: noch mehr Plastikmüll.
Verpackung macht Müll
Die Müllproduktion durch Verpackungen ist dann auch das grosse Übel, das am Ende des Lebenszyklus steht. Die meisten Verpackungen sind Einmalprodukte, das heisst, nach ihrer Verwendung werden sie weggeworfen. Solange wir den Abfall recyceln – beim Kunststoff funktioniert das deutlich schlechter als bei Papier und Karton – oder in einer modernen Müllverbrennungsanlage verbrennen, hält sich der Schaden im Ökosystem aber in Grenzen. Leider sieht die Realität in vielen Ländern aber anders aus und es landen riesige Mengen an Plastik in unserer Umwelt, vor allem in den Meeren. Dort treiben sie jahrelang herum und bauen sich kaum ab. Tiere, welche die Kunststoffteile fressen, werden unfruchtbar, leiden unter Missbildungen oder verenden. Zudem zerfällt der Kunststoff langsam zu kleinsten Teilchen, dem sogenannten Mikroplastik. Wenig verwunderlich also, dass sich Mikroplastik inzwischen praktisch überall findet: In Fischen, Meersalz, in Böden sowie in den Gewässern, aus denen unser Trinkwasser gewonnen wird. Das heisst, der Kunststoff landet auf unseren Tellern.
Der Zweck der Verpackungen
Angesichts der Probleme, die Verpackungen von an Anfang bis Ende ihres Lebenszyklus verursachen, sollten wir am besten komplett auf sie verzichten. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Verpackungen machen ein Produkt transportfähig und schützen es vor Verschmutzung und Verderb. Wenn wir als gebana beispielsweise unsere Cashews lose im Container transportieren würden, wäre das Risiko einer Kontamination gross, ein Insektenbefall wäre kaum zu vermeiden. Ganze Containerladungen könnten so als Food Waste enden. Das wäre viel schlimmer als es der Ressourcenaufwand für die Verpackung ist.
Hintergrund der Produkte
Wenn wir über Verpackungen sprechen, müssen wir auch den Inhalt berücksichtigen. Genauer die Art und Weise, wie dieser Inhalt entsteht. Wird das Produkt biologisch produziert oder konventionell? Kommen motorisierte Maschinen zum Einsatz? Müssen die Felder bewässert werden? Die Liste der Faktoren, die einen Einfluss auf die Umweltbelastung unserer Lebensmittelproduktion haben, ist lang. Vor diesem Hintergrund macht die Verpackung lediglich 1 Prozent der Umweltbelastung unserer Ernährung aus, wie eine umfassende Analyse für die Schweiz durch ESU-services ergab.
Fazit
Es ist richtig und wichtig, unnötige Verpackungen zu reduzieren und wir müssen vermeiden, dass Verpackungsmüll in unsere Ökosysteme gelangt. Wir dürfen uns jedoch vom emotionalen Thema Verpackung nicht ablenken lassen. Denn die grossen Belastungen entstehen viel früher. Wer die Umwelt mit seiner Ernährung schonen möchte, isst vorwiegend pflanzlich, saisonal und vermeidet Food Waste.
Quelle: Inhalt schlägt Verpackung