- 15. September 2022
- Nachrichten | Branchen-News
Die hohen Margen der Detailhändler auf Bio- und Labelprodukten sind für LandwirtInnen und Tiere gleichermassen schlecht.
Coop und Migros streiten das entschieden ab, aber der Vorwurf lässt sich nicht entkräften: Tiergerechte Produkte werden bei den beiden Detailhändler besonders teuer verkauft und besagte Detailhändler sahnen kräftig ab. Damit verhindern sie aber einen nachhaltigeren Konsum.
Landwirtschaft unter Druck
Die LandwirtInnen fühlen sich von den Detailriesen unter Druck: «Ich bekomme für jedes Kilo Huhn, das ich zum Schlachthof bringe, zwei Franken. Im Laden wird es für das Zehnfache verkauft. Das ist eine Schweinerei.» «Die Detailhändler beherrschen den Markt - wir LandwirtInnen müssen uns fügen.» «Es kann doch nicht sein, dass Coop und Migros mehr an einem Schwein verdienen als ich. Schliesslich habe ich das Fleisch auf meinem Betrieb über Wochen hinweg produziert.» Der Vorwurf an Migros und Coop: Vor allem auf Label- und Bioprodukten schöpfen die Detailhändler eine viel zu hohe Marge ab.
«Der Landwirt bekommt was übrig bleibt»
Auch der Schweizer Bauernverband (SBV) stellt fest: «Immer weniger des Konsumentenfrankens gelangt bis zur Landwirtschaft. Jede Stufe zieht ihre Kosten und Gewinnmargen ab. Der Landwirt bekommt, was übrig bleibt.» Das sei bei besonders umwelt- oder tierfreundlich produzierten Produkten «umso ärgerlicher, weil es verhindert, dass die Landwirte für die Mehrleistungen korrekt entschädigt werden», so der SBV.
Nachhaltiger Fleischkonsum verhindert
Auch dem Schweizer Tierschutz (STS) ist die Preispolitik der Detailhändler schon länger ein Dorn im Auge. «Die Preisdifferenzen zwischen Labelprodukten und den konventionellen Produkten sind künstlich überhöht, was den Absatz der Tierwohlprodukte bremst», so Co-Geschäftsführer Stefan Flückiger. Dass die Grossverteiler mit ihrer Preispolitik grossen Einfluss auf den Konsum haben, bestätigt eine Studie des landwirtschaftlichen Forschungsinstitut Agroscope aus dem Jahr 2020. Diese kommt zum Schluss, dass Konsumierende deutlich mehr Bio-Fleisch kaufen würden, wenn es günstiger wäre. Agroscope hat etwa berechnet, dass über 30 Prozent mehr Schweinefleisch aus biologischer Produktion verkauft wird, wenn der Preis dafür um 10 Prozent sinkt.
Quelle: Aargauerzeitung (und andere) vom 12. September 2022: Chiara Stäheli, «Das ist eine Schweinerei»: Die hohen Margen auf Bio- und Labelprodukten bringen Bauern und Tierschutz in Rage.