Bei Bio-Eierproduzent Peter Pfulg Hühner legen die Hennen länger Eier als auf anderen Betrieben. Nämlich länger als ein Jahr. Das geht vor allem wegen einer ausgeklügelten Planung und der Aufzucht von Junghennen auf dem gleichen Betrieb.

Junghennen bionetzJunghennen und Legehennen vom gleichen Betrieb, das ist gut für die Tiergesundheit. Bild: zVg
Legehennen legen normalerweise ein Jahr lang Eier. Danach werden sie getötet und durch eine junge Herde ersetzt. Peter Pfulg auf dem Belpberg BE hält seine Hennen länger, sie legen bis 16 Monate lang. «Unsere Hennen erreichen am Schluss nach wie vor 89 Prozent Legeleistung», sagt Pfulg. Das bedeutet, dass von 100 Hennen immer noch 89 Tiere jeden Tag ein Ei legen. Das ist eine erfreuliche Leistung – die allerdings nicht ungewöhnlich ist. Hühner von braunen und weissen Lege-Hybridrassen legen auch nach einem Jahr viele Eier. Weshalb werden normalerweise die Hennen trotzdem nach einem Jahr ausgestallt? Das lag bisher an der Bewältigung der Nachfragespitzen, die einen sogenannten Jahresumtrieb sinnvoll machte. Zwei Mal im Jahr – an Ostern und Weihnachten – schnellt die Eiernachfrage nach oben. Um die Nachfrage zu befriedigen ohne alle 12 Monate neu einzustallen, braucht es immer noch gute Planung. Jonas Reinhard, Geschäftsführer von Hosberg, der grössten Vermarkterin von Schweizer Bio- und Demeter-Eiern sagt, diese sei möglich: «Die heutigen Computerprogramme helfen bei der Planung».

Aufzucht und Eierproduktion in einer Hand

Peter Pfulg verkauft die Eier seiner Hennen an Hosberg. Er zieht die Junghennen selbst auf und hat neben dem Legehennenstall für 2000 Tiere einen Aufzuchtstall für etwas mehr als 4000 Eintagsküken, die er aufzieht. Diese kommen als Junghennen in seinen Stall oder in denjenigen eines anderen Eierproduzenten. Die Umtriebe im Aufzucht- und im Legestall sind aufeinander abgestimmt  – um allzu lange Leerzeiten zu vermeiden. Und es passt einfach sehr gut, wenn Pfulg die Legehennen länger als ein Jahr hält. Damit aber die Legeleistung am Ende eines verlängerten Umtriebs immer noch bei 90 Prozent liegt, müssen die Hennen gesund sein. Den Grundstein für die gesunden Hennen legt Peter Pfulg in der Aufzucht der Junghennen. Er sieht die eigene Aufzucht als grossen Vorteil, in vielerlei Hinsicht: «Die beiden Ställe sind von der gleichen Firma gebaut. Wenn ich die 18 Wochen alten Junghennen umstalle, kennen sie also auch den neuen Stall gut.» Sie finden sich schneller zurecht, können mit dem Fressen beginnen und werden nach kurzer Zeit wieder ruhig. Das reduziert den Stress der Tiere. Möglichst wenig Stress und Aufregung ist Pfulg ein grosses Anliegen. «Damit sinkt das Risiko von Federpicken und Kannibalismus», erklärt er.

Wirtschaftlich attraktiv

Die längere Umtriebsdauer ist nichts Neues. Es gebe Betriebe, die ihre Produktion bereits vor 20 Jahren entsprechend angepasst haben, sagt Tobias Wettler, Leiter Beratungsdienst bei Hosberg. «Bei Hosberg probieren wir, die verlängerten Umtriebe als Standard zu etablieren. Wir empfehlen und beraten also in Richtung verlängerte Legeperiode», erklärt Wettler. «Hosbergs Hauptmotivation ist Ethik, Ressourceneffizienz und ein attraktives Produkt für die Endkonsumenten», sagt Jonas Reinhard. Die Fixkosten einer Herde können dank längerer Lebensdauer durch eine höhere Anzahl Eier geteilt werden, wodurch verlängerte Umtriebe wirtschaftlich attraktiv werden.

Ab 2026 kein Kükentöten mehr bei Bio erlaubt

Ab 2026 ist das Kükentöten in der biologischen Eier-Produktion verboten. Damit gewinnt eine längere Legedauer an zusätzlicher Bedeutung. Denn die Brüder der Legehennen dürfen künftig nicht getötet, sondern gemästet werden. Bei den Legerassen sind die männlichen Tiere aber schlecht für die Mast geeignet. Können mit längeren Umtrieben Bruteier eingespart werden, reduzieren sich damit die Brüder, die aufgezogen werden müssen. Kosten werden gesenkt und Ressourcen werden gespart.

Quelle: ie grüne– 23. Februar 2023, Ausgaben-Nr. 3, Seite: 74

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