Wenn bereits im März und April Berge mit saftig roten Erdbeeren in den Supermärkten aufgetürmt werden, ist die Verführung gross. Doch Früherdbeeren sind nicht nur aus Umweltsicht problematisch, auch Pestizide sind ein gesundheitliches Problem.

ErdbeerenBio-Erdbeeren aus einheimischer Produktion. Da darf man mit gutem Gewissen zuschlagen. Bild: Pixabay
Wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen und sich die Sonne immer öfter zeigt, locken in den Supermärkten die ersten Früherdbeeren. Aber die beliebten Früchte – egal, ob bio oder nicht – haben einen weiten Weg hinter sich. Knapp 120'000 Tonnen Erdbeeren werden laut dem Bundeszentrum für Ernährung jedes Jahr aus dem Ausland nach Deutschland importiert, vor allem aus Spanien. In der Schweiz waren es 2022 rund 14’200 Tonnen . In Spanien wachsen die Früherdbeeren auf riesigen Feldern unter Plastikfolien heran – und verbrauchen Unmengen Wasser. Für die Produktion von einem Kilo Erdbeeren werden durchschnittlich etwa 300 Liter Wasser verbraucht – also zwei volle Badewannen, erklärt die Umweltschutzorganisation WWF. Die Folien landen oft auf illegalen Müllhalden und gelangen in die Umwelt und den Nahrungsketten.

Wasserraub und lange Wege

Der Erdbeeranbau schafft grosse Probleme in Anbauländern wie Spanien, Italien, Griechenland und Ägypten. Wasser ist ausgerechnet in den Regionen knapp, aus denen die Erdbeeren stammen. Wasserraub aus Naturschutzgebieten und illegale Erdbrunnenbohrungen sind traurige Realität in den wasserarmen Anbauregionen Südspaniens und auch Ägyptens.
Lange Transportwege verschlechtern die Klimabilanz noch weiter. Diese ist bei den ägyptischen Erdbeeren, die mit dem Flugzeug zu uns kommen, mit Abstand am schlechtesten. Aber auch Früherdbeeren aus beheizten Gewächshäusern sind keine ökologische Alternative.

Pestizidbelastung

Darüber hinaus ist die Pestizidbelastung ein grosses Problem. "Es gibt immer noch viel zu viele Erdbeeren, an denen bedenkliche Pestizide kleben", sagt Kerstin Scheidecker, ÖKO-TEST-Chefredakteurin. Jüngst hat ÖKO-TEST Früherdbeeren aus Spanien und Ägypten getestet – unter anderem auf ihre Pestizidbelastung. Das Ergebnis überzeugt nicht: Nur zwei Produkte sind demnach «gut». Besonders überrascht hatte die deutschen Verbraucherschützer der Fund des bienengiftigen Pestizids Spinosad in getesteten Bio-Erdbeeren – ein Ausreisser unter den getesteten Bio-Früchten, die sonst pestizidfrei sind.

Ausbeutung

Die Arbeitsbedingungen, die sich hinter diesen weit gereisten Erdbeeren verbergen, sind schlecht und ausbeuterisch. «Manche Anbieter wollen hier keine Verantwortung übernehmen, obwohl die Frischeprodukte in ihren Regalen stehen und Geld in ihre Kasse bringen», so Kerstin Scheidecker. Trotz des neuen deutschen Lieferkettengesetzes, das die Arbeitsbedingungen weltweit verbessern soll, schuften Arbeiterinnen und Erntehelfer in Ländern wie Spanien unter menschenunwürdigen Bedingungen – und arbeiten deutlich länger als im Arbeitsvertrag eigentlich steht. Und die Schweiz hat nicht einmal ein solches Gesetz.

Heimische Bio-Erdbeeren - super!

Auch Bio-Erdbeeren sind im Frühjahr noch keine gute Alternative. Zwar sind diese Produkte weitestgehend pestizidfrei, aber auch für ihren Anbau wird in Spanien und anderen südlichen Exportländern jede Menge Wasser verbraucht, das oft aus illegalen Brunnen gewonnen wird. Auch das Problem der Transportemissionen besteht bei Bio-Erdbeeren genauso wie bei konventionellen Früchten. Erst, wenn die heimischen Bio-Erdbeeren im Sommer – also im Juni und Juli – die Obstregale in den Supermärkten füllen, können Kundinnen und Kunden guten Gewissens zugreifen. Und dafür gibt es gute Gründe: Erdbeeren sind nicht nur süss, fein und gesund! Mit 62 Milligramm je 100 Gramm enthalten Erdbeeren sogar mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte. Der hohe Folsäure-Gehalt und reiche Mineralstoffe wie Kalium, Eisen, Magnesium und Kalzium tun ihr Übriges.

Quellen
Import- und Exportmenge von Erdbeeren in der Schweiz in den Jahren 2003 bis 2022
Bedenkliche Ergebnisse: Warum Sie keine Früherdbeeren kaufen sollten

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