Viel Personal, hohe Cheflöhne und teure Eigenwerbung: K-Tipp recherchierte Geschäftszahlen von Bio Suisse und zeigt auf, wohin das Geld der Branchenorganisation hauptsächlich fliesst. Bio Suisse nimmt auf ihrer Homepage Stellung.

geschaeftsstelle biosuisseGeschaeftsstelle Bio Suisse in Basel: Bild Bio Suisse
Als die «Pioniere der biologischen Landwirtschaft» in der Schweiz im 1981 zusammenkamen und den Grundstein für die Branchenorganisation Bio Suisse legten, arbeitete der Vorstand noch ehrenamtlich. Das damalige Ziel: Naturnah produzierte und für alle Kund:innen erschwingliche Lebensmittel. Mittlerweile sind die Bio-Pioniere reich geworden: Bio Suisse nahm im 2022, laut geheimer Jahresrechnung, die dem K-Tipp vorliegt, 22,6 Millionen Franken ein.

Die Einnahmen

Reich wurde Bio Suisse gemäss K-Tipp mit der Vergabe der Knospe, dem Label auf Bio-Produkten. Mit jedem verkauften Produkt fallen Lizenzgebühren an. Im 2022 flossen so 13,8 Millionen Franken in die Kasse von Bio Suisse. 1,6 Millionen Franken nahm Bio Suisse an Bundessubventionen für Absatzförderung ein. Weitere 2,4 Millionen Franken sind Mitgliederbeiträge, also Beiträge der Bio-Landwirt:innen. Die restlichen Einnahmen bestanden unter anderem aus Spenden sowie Strafgebühren von Verarbeitungsbetrieben und Importeuren.

Die Ausgaben

Bio Suisse beschäftigt heute 93 Angestellte. Weitaus am meisten Geld gab Bio Suisse im letzten Jahr für Verkaufsförderung und Werbung aus: 4,89 Millionen Franken. Ausserdem verdient Geschäftsführer Balz Strasser knapp 200 000 Franken pro Jahr. In der Geschäftsleitung sitzen sechs Mitglieder. Neben dem Geschäftsführer verdient jedes Mitglied zwischen 150 000 und 180 000 Franken. In der Stellungnahme von Bio Suisse ist zu lesen: «Das Lohnreglement und die Löhne von Bio Suisse sind markt- und branchenüblich und auf den Arbeitsmarkt des Standorts Basel ausgerichtet. Das Lohnreglement wird vom Vorstand abgenommen und regelmässig überprüft.»

Kritik

Einige Bio-Landwirt:innen sind unzufrieden mit diesem Kurs und traten aus dem Verband aus. Und Preisüberwacher Stefan Meierhans kommt in seinem Bericht über die Preise von Bio-Lebensmitteln vom Januar 2023 zum Schluss: Die Lizenzgebühren von Bio Suisse seien dafür verantwortlich, dass Migros und Coop schon mal 2 bis 5 Prozent auf ihre eigene Marge draufschlagen.

Abhängigkeit von Coop

In Österreich sieht es für Bio-Konsument:nnen besser aus, weil das einzige, staatlich anerkannte Bio-Label, direkt vom Staat vergeben wird. Landwirt:innen und Detailhändler benutzen es gratis, sofern sie die Regeln einhalten. Bio Suisse aber wehrt sich bis heute erfolgreich gegen einen staatlichen Bio-Label und schreibt in seiner Stellungnahme: «Ein staatliches Bio-Label macht in der kleinräumigen Schweiz wenig Sinn. Es würde die Qualität tendenziell senken und die Position der 7’560 Bio-Produzent:innen im Markt schwächen. Der Markt spielt, wie verschiedene Anbieter mit ihren eigenen Labels beweisen.» Dennoch ist Bio Suisse klar von einem Anbieter abhängig: von Coop. Von den 14 Millionen Franken Einnahmen an Lizenzgebühren im Jahr 2022 kamen 7 bis 10 Millionen Franken über Coop und seine Lieferanten herein, wie K-Tipp gemäss Aussagen eines Insiders offenlegt. Coop widerspricht dem, legt aber selbst keine Zahlen offen.

Discounter unerwünscht

Die Coop-Lizenzgebühren führen zu einer grossen Macht von Coop auf die Entscheidungen von Bio Suisse. So verhinderte Coop gemäss K-Tipp Recherchen bereits mehrmals, dass auch die Discounter Aldi und Lidl ihre Bio-Produkte mit der Knospe versehen dürfen: Coop drohte laut K-Tipp konkret in nicht protokollierten «Gipfelgesprächen» in den Jahren 2012, 2016 und 2018: Wenn Bio Suisse die Knospe auch an Aldi und Lidl vergebe, zahle er weniger Lizenzgebühren. Bio Suisse schreibt dazu: «Bio Suisse führt regelmässig Gespräche mit allen Markteilnehmenden inkl. den Discountern.»

Quellen
Stellungnahme von Bio Suisse zum Artikel im K-Tipp: «Wie Bio Suisse die Preise nach oben treibt»
K-Tipp Nr. 9 vom 10. Mai 2023

Geben Sie hier Ihren Kommentar ein...
Zeichen übrig
oder als Gast kommentieren
Lade Kommentar... Der Kommentar wird aktualisiert nach 00:00.

2 unserer Mitglieder

Neue Mitglieder

Partner

Ökoportal
Ökoportal
oekoportal.de
AöL
AöL
aoel.org
Klimagerechtigkeitsinitiative Basel 2030
Basel 2030
basel2030.ch
previous arrow
next arrow
Nach oben