- 11. November 2024
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Die «COP29» findet vom 11. bis 22. November in Baku, Aserbaidschan statt: Im Zentrum der 29. UNO-Klimakonferenz steht die Verabschiedung eines neuen kollektiven Finanzziels für Investitionen in den weltweiten Klimaschutz.
Die UNO verhängt angesichts der Wucht des Klimawandels innerhalb einer einzigen Generation erneut die höchste Alarmstufe. Dies teilte die Weltwetterorganisation (WMO) bei der Vorstellung ihres Berichts über den Zustand des Weltklimas 2024 an der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan mit. Die globale Durchschnittstemperatur habe von Januar bis September dieses Jahres bei der Rekordmarke von 1.54 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) gelegen.
Über dreissig Jahre nach Abschluss des Klima-Rahmenabkommens steigen die globalen Emissionen weiter an. Mit ihrer aktuellen Klimapolitik steuert die UNO-Staatengemeinschaft auf eine Erderhitzung von 2.9 bis 3.6 Grad zu. Die gute Nachricht: Technisch gesehen kann das 1.5-Grad-Limit laut UNO-Umweltprogramm noch immer eingehalten werden. Den jährlichen Finanzierungsbedarf zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens bis 2030 im Globalen Süden schätzen UNO-Expert:innen auf 2400 Milliarden Dollar, heisst es im Communiqué von Alliance Sud, dem Kompetenzzentrum für internationale Zusammenarbeit und Entwicklungspolitik, zur «COP29».
Unterstützung für hoch verschuldete, ärmere Staaten
«Es ist offensichtlich, dass es für das neue kollektive Finanzierungsziel, das an der COP29 verabschiedet werden soll, ganz andere Dimensionen braucht als bisher», sagt Andreas Missbach, Geschäftsleiter von Alliance Sud. Die internationale Zivilgesellschaft fordert mindestens 1000 Milliarden Dollar öffentliche Klimafinanzierung pro Jahr. Bei der Verminderung der Treibhausgase braucht es etwa Unterstützung für hoch verschuldete, ärmere Staaten, die ihre Zinsen bisher nur mit Einnahmen aus der Förderung von Öl oder Gas begleichen können.
Öffentliche Mittel werden aber insbesondere auch für die Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen benötigt. «Am meisten von der Klimakrise betroffen sind in jedem Land die ärmsten Bevölkerungsschichten. Deren Schutz und Unterstützung ist eine globale Verpflichtung», sagt Christina Aebischer, Klimaexpertin bei der Entwicklungsorganisation Helvetas.
Einbezug von klimabedingten Schäden und Verlusten
Hohe Priorität für die Delegationen aus dem Globalen Süden hat zudem der Einbezug von klimabedingten Schäden und Verlusten ins neue Klimafinanzierungsziel. Auch hier braucht es zwingend öffentliche Gelder. «Gemessen am Prinzip, dass Verursacher für Schäden aufkommen müssen, ist es längst überfällig, dass die reichen Länder auch Finanzierung für die Deckung von Klimaschäden leisten», fügt Klimaexpertin Bettina Dürr der Organisation Fastenaktion hinzu.
Die Schweiz darf nicht länger auf private Investitionen warten, sondern muss Hand bieten für ein massiv höheres Finanzierungsziel aus öffentlichen Mitteln, fordert Alliance Sud. Das Land setzt derweil darauf, dass private Investitionen das benötigte Geld in den Globalen Süden bringen werden – und missachtet dabei, dass bei den privaten Finanzflüssen das Geld bisher wegen Steuerflucht und hoher Zinsen vom Süden in den Norden fliesst. «Wenn die einzige Antwort auf die Finanzierungslücke vage Versprechen auf private Investitionen sind, hilft das den betroffenen Gemeinschaften im Globalen Süden gar nichts. Es ist moralisch nicht vertretbar, da diese Menschen, die nichts zur Klimakrise beigetragen haben, als erste darunter leiden», sagt Andreas Missbach.
An der COP29 werden Weichen gestellt
Gleichzeitig dürfen die Länder die Emissionsreduktionen nicht aus den Augen verlieren. An der COP28 in Dubai im vergangenen Jahr hat die Staatengemeinschaft den Ausstieg aus den fossilen Energien beschlossen. Anfang 2025 müssen alle Länder ihre neuen Klimaziele, «nationally determined contributions (NDCs)», einreichen. In den NDCs müssen die Länder aufzeigen, wie sie die Beschlüsse von Dubai umsetzen wollen. An der COP29 werden dafür die Weichen gestellt.
Es ist wichtig, dass insbesondere die reichen Länder als Vorbilder vorangehen und ihre Pläne für den Ausstieg aus der fossilen Energie konkret darlegen. «Eine rasche und sozial gerechte Energiewende ist ein Muss und soll als Entwicklungsmotor für vernachlässigte Gemeinschaften genutzt werden. Die Schweiz muss dazu ihren Beitrag leisten», sagt David Knecht, Klimaexperte bei Fastenaktion.
Die COP, kurz für Conference of the Parties, ist die seit 1995 jährlich stattfindende Weltklimakonferenz. Hierbei treffen sich alle Vertragsstaaten der 1992 abgeschlossen UN-Klimakonvention, der so genannten United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC. Diskutiert wird dabei der Fortschritt in der Umsetzung der Konvention selbst sowie anderer Abkommen, die in diesem Rahmen abgeschlossen wurden wie das Kyoto Protokoll und das Pariser Klimaschutzabkommen.
SRF: Höchste Alarmstufe beim Zustand des Weltklimas
WWF-Erwartungspapier zur COP29
WWF Policy Briefing zum Thema Klimafinanzierung
Analyse von Patrick Berlinger, Helvetas zu Klimarealität und politischem Handeln
BAFU-Dossier: 29. Klimakonferenz COP29