Bio-Produzent:innen erhalten oft nur geringere Anteile der Verkaufspreise als konventionelle. Die Händler:innen profitieren deutlich mehr, vor allem beim Fleisch.

bologneseDie Differenz zwischen Konsument:innen- und Produzent:innenpreis ist bei Bio-Rindshackfleisch doppelt so gross wie beim konventionellen Produkt. Bild: Pixabay

Der Detailhandel profitiert stark von Bio-Produkten, während Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern bei den Margen zurückbleiben. Das folgert der Verein Faire Märkte Schweiz aus den neusten Ergebnissen des Preismonitors. Dieser wird von der Fachhochschule Nordwestschweiz im Auftrag des Vereins Faire Märkte Schweiz erstellt.

Unterschiede bei Bruttomargen

Die aktuellste Untersuchung bestätigt, dass vor allem bei den beiden Grossverteilern Migros und Coop die Differenz zwischen Konsument:innen- und Produzent:innenpreisen bei Bio-Produkten im Vergleich zu konventionellen Produkten grösser bleibt. So ist beispielsweise bei den beiden Produkten Karotten und Kartoffeln die Preisdifferenz der Bio-Variante jeweils mehr als doppelt so gross wie beim konventionellen Produkt, was gemäss Faire Märkte Schweiz auf beträchtliche Unterschiede in den Bruttomargen im Handel hinweist.

Ein Vergleich zwischen den Grossverteilern und den Discountern Aldi und Lidl zeigt zudem, dass der Produzent:innenanteil bei Discountern um etwa 13 Prozent höher ist. Besonders markant ist der Unterschied beim Bio-Weissmehl: Während die Produzent:innen bei Discountern 54 Prozent des Verkaufspreises erhalten, sind es bei den Grossverteilern lediglich 34 Prozent.

Dynamik bei Fleischpreisen

Die meisten Preisveränderungen seit der letzten Erhebung im Frühling sind im Fleischbereich festzustellen. Einer der grössten Anstiege verzeichnet das umsatzstarke Produkt Rindshackfleisch, bei dem die Differenz zwischen dem Bio-Konsument:innenpreis und Bio-Produzent:innenpreis neu doppelt so gross wie die Preisdifferenz bei den konventionellen Vergleichsprodukten.

Der Anstieg ist vor allem auf einen stark gesunkenen Konsument:innenpreis bei Migros und Coop im wettbewerbsintensiven Markt der konventionellen Produkte zurückzuführen. Die beiden Grossverteiler haben damit gemäss der Studie auf die grossangelegte Fleischpreis-Offensive von Aldi im September reagiert und diverse Fleischprodukte reduziert.

Marktmacht von Migros und Coop

Aldi betont, dass die Preisabschläge keinen Einfluss auf die ausbezahlten Produzent:innenpreise haben werden. Ob dasselbe für die beiden um einiges marktmächtigeren Grossverteiler gilt, werde sich in den nächsten Wochen zeigen. Klar sei aber, dass die Verluste durch die teils hohen Preisreduktionen anderweitig kompensiert werden müssten.

Die Marktdominanz der Grossverteiler Migros und Coop, die zusammen gegen achtzig Prozent des Lebensmittelhandels in der Schweiz kontrollieren, spielt gemäss Faire Märkte Schweiz eine wesentliche Rolle bei der Preisgestaltung. Die Ergebnisse des Preismonitors lassen den Verein vermuten, dass die beiden Grossverteiler erheblich von den höheren Preisen bei Bio- und Labelprodukten profitieren, während die Produzent:innen nur einen geringen Aufpreis erhalten. Dies hemme nicht nur die Entwicklung eines fairen Marktes, sondern stelle auch ein ernsthaftes Hindernis auf dem Weg zu nachhaltigen Ernährungssystemen dar, heisst es im Communiqué weiter.

Faire Verteilung der Wertschöpfung

Faire Märkte Schweiz fordert auf der Basis dieser Ergebnisse eine gerechtere Verteilung der Wertschöpfung zwischen Handel und Produzent:innen. Der Wertschöpfungsanteil des Handels bei Bio- und Labelprodukten dürfe nicht systematisch höher sein als bei konventionellen Produkten, fordert der Verein und erklärt: «Nur so kann sichergestellt werden, dass die Bio-Bäuerinnen und -Bauern für ihre nachhaltigen Leistungen fair entlohnt werden und dass Bio-Produkte für Konsument:innen erschwinglich bleiben.»

Migros, Coop, Aldi und Lidl bestreiten die Vorwürfe von Faire Märkte Schweiz gegenüber der SRF-Tagesschau. Ihre Preise und Margen für Bio-Produkte seien fair und auch nicht höher als bei konventionellen Produkten. Keines der Unternehmen war jedoch bereit, diese offenzulegen.

SRF: Bio-Produzenten fühlen sich von Supermärkten unfair behandelt

Quelle: «Neuberechnung Preismonitor: Preisschere beim Fleisch geht weiter auseinander», Medienmitteilung von Faire Märkte Schweiz, 14.11.24

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