- 18. Februar 2025
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Oft sind nachhaltige Produkte mit hohen Preisen verbunden. Coop und Migros bringen nun günstigere Bio-Alternativen auf den Markt – allerdings mit Kompromissen bei der Herkunft.
Bei den Grossverteilern sind immer mehr billige Bioprodukte zu finden. Bild: Coop
Mit Pro-Kopf-Ausgaben von 454 Franken pro Jahr liegt die Schweiz weltweit an der Spitze. Die Nachfrage ist gross, doch die hohen Preise bleiben eine Hürde. Produkte mit dem Knospe-Label, das mindestens 90 Prozent Schweizer Rohstoffe garantiert, kosten im Schnitt 56,4 Prozent mehr als konventionelle Lebensmittel.
Für viele Haushalte sind diese Preisaufschläge schlicht nicht leistbar. Genau hier setzen Migros und Coop mit neuen, preiswerteren Bio-Marken an – allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Diese Produkte stammen oft aus dem Ausland.
Migros setzt auf Alnatura-Prima
Die Migros bringt günstigeres Bio unter der Marke Alnatura-Prima auf den Markt. In den 25 Schweizer Filialen der Alnatura Bio-Supermärkte sind seit Januar 2025 insgesamt 25 neue Grundprodukte erhältlich, von Apfelsaft bis Vollkornmehl. Diese sollen Bio für alle zugänglich machen, erklärt eine Sprecherin der Genossenschaft Migros Zürich (GMZ): «Nachhaltige Ernährung soll nicht vom Budget abhängen.»
Noch sind diese Produkte nicht in regulären Migros-Filialen verfügbar. Doch die Strategie ist klar: Bio für die breite Masse, auch wenn es nicht aus der Schweiz kommt.
Coop expandiert mit Bio 365
Auch Coop verfolgt eine ähnliche Strategie. Bereits seit Frühjahr 2024 bietet der Detailhändler günstigere Bio-Produkte unter dem Label Bio 365 an. Mittlerweile umfasst das Sortiment 39 Produkte, mit einer geplanten Expansion auf 50 bis 60 Artikel in den kommenden zwei Jahren. Preislich liegen sie rund 30 Prozent unter den vergleichbaren Knospe-Produkten.
Coop betont, dass Bio 365 das bestehende Premium-Bio-Angebot nicht ersetzt, sondern lediglich ergänzt. «Unser umfassendes Biosortiment mit über 4000 Knospe-Artikeln bleibt bestehen. Die neuen Produkte bieten zusätzliche Wahlmöglichkeiten», erklärt ein Sprecher.
Kritik von Bio Suisse
Die Ausweitung der günstigen Bio-Linien bleibt nicht ohne Kritik. Bio Suisse, der Dachverband der Schweizer Bio-Produzent:innen, warnt vor einem Trend hin zu Billig-Bio, das oft aus EU-Importen stammt. Die Organisation finanziert sich über Lizenzgebühren der Knospe-Produkte. Wenn diese durch günstigere Alternativen verdrängt werden, könnte dies finanzielle Auswirkungen haben.
Dennoch sieht man das neue Tiefpreis-Bio nicht ausschliesslich negativ. «Solche Produkte können ein Einstieg in den Biomarkt sein. Viele Konsument:innen wechseln mit der Zeit zu hochwertigen Knospe-Produkten», so ein Sprecher von Bio Suisse.
Quellen
«Migros und Coop lancieren Billig-Bio – ganz still und leise», Handelszeitung, 6.2.2025
«Migros und Coop mit günstigeren Bio-Produkten, doch die haben ihren Preis», Bluenews, 09.02.25