Aus ethischen und ökologischen Gründen beschränken sich Biobauern bereits heute auf maximal 10 Prozent Kraftfutter in der Fütterung von Wiederkäuern. Aber ist Kraftfutter aus ökonomischen und tiergesundheitlichen Gründen unumgänglich? Das Projekt «Feed no Food» zeigt, dass der Kraftfutterverbrauch noch weiter – sogar auf null – reduziert werden kann, ohne dass Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit leiden.

Auf dem Biogut Rheinau/ZH präsentierten FiBL-Fachleute aus Forschung und Praxis die Resultate aus dem dreijährigen Projekt «Feed no Food» – verfüttere keine Nahrungsmittel – vorgestellt. Coop unterstützte das Projekt massgeblich mit Mitteln aus dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit.

Der Anbau von Kraftfutter steht in Konkurrenz zum Anbau von Pflanzen für die menschliche Ernährung. Deshalb dürfen Biobetriebe bereits heute bei Wiederkäuern maximal 10 Prozent Kraftfutter einsetzen. Das FiBL hat nun untersucht, ob in der schweizerischen Biorinderhaltung der Kraftfutterverbrauch noch weiter reduziert oder ganz darauf verzichtet werden kann.

In einer experimentellen Studie haben die Forscher eine 70-köpfige Milchviehherde auf dem Betrieb Wauwilermoos in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Hälfte der Kühe erhielt weiterhin die erlaubten 10 Prozent Kraftfutter, die andere nur noch Raufutter. Die Milchleistung der Kühe ohne Kraftfutter ging erwartungsgemäss um sechs Prozent zurück, bei den erstkalbenden Kühen um 15 Prozent. Entgegen der verbreiteten Meinung hatte die Kraftfutterreduktion einen positiven Einfluss auf die Tiergesundheit: Die Körperkondition und die Eutergesundheit waren bei den Kühen ohne Kraftfutter etwas besser. Die übrigen Gesundheitsmerkmale und die Fruchtbarkeit der Kühe ohne Kraftfutter blieben gleich gut wie bei den Kühen mit Kraftfutter.

Weiter zeigte das Team um FiBL-Tierarzt Christophe Notz die Möglichkeiten einer Kraftfutterreduktion auf rund 70 Biomilchviehbetrieben. Die beteiligten Tierhalter konnten selbst entscheiden, ob sie eine teilweise Reduktion des Kraftfutters auf fünf Prozent anstreben oder vollständig auf Kraftfutter verzichten wollen. Die FiBL-Tierärzte und -Agronominnen besuchten jeden Betrieb viermal pro Jahr, um den Ernährungs- und Gesundheitszustand jeder einzelnen Kuh zu erfassen. Diese Erhebungen und die monatlichen Milchleistungsprüfungen dienten ihnen dann als Grundlage für die individuelle Beratung für die Kraftfutterminimierung im dritten Projektjahr.

Nach drei Jahren hatten zwei Drittel der Betriebe, welche eine Reduktion des Kraftfutteranteils auf fünf Prozent anstrebten, dieses Ziel erreicht. Insgesamt wurde in dieser Gruppe 24 Prozent weniger Kraftfutter eingesetzt. Von den Betrieben, welche eine Milchviehfütterung ganz ohne Kraftfutter anstrebten, erreichte die Hälfte dieses Ziel. Diese Gruppe konnte den Kraftfuttereinsatz insgesamt um 70 Prozent verringern, die durchschnittliche Milchleistung ging nur gerade um fünf Prozent zurück. Die Kühe auf den Praxisbetrieben reagierten auf eine Kraftfutterreduktion mit einem moderaten Rückgang der Milchleistung und blieben dabei gesund und fruchtbar.

Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen ergaben, dass diese Betriebe im Durchschnitt den geringeren Milcherlös mit den geringeren Kosten für Kraftfutter kompensieren konnten. Mit geeigneten Anpassungsstrategien wie Vollweide, silagefreier Fütterung oder Verbesserung des Grundfutters lässt sich das Betriebsergebnis weiter verbessern.

Aus den Ergebnissen der beiden Gruppen ergibt sich ein durchschnittliches Einsparungspotential an Kraftfutter von 31 Prozent. Dies entspricht 112 kg weniger Kraftfutter pro Kuh und Jahr. Auf die Schweizer Biomilchviehhaltung, mit einem Kraftfutterverbrauch von 26'000 Tonnen, hochgerechnet, liessen sich somit rund 8'000 Tonnen Kraftfutter einsparen.

Für FiBL-Direktor Urs Niggli hat das Projekt «Feed no Food» Pioniercharakter – auch für die herkömmliche Milchproduktion. Denn hier bestehe ein grosses Potenzial, den Kraftfuttereinsatz zu reduzieren. Christian Guggisberg, Leiter Beschaffung Food bei Coop ist überzeugt, dass die Biobetriebe mit dem optimalen Einsatz der in der Schweiz zur Verfügung stehenden Ressourcen eine Vorbildfunktion einnehmen können. Sie schaffen damit klare Mehrwerte für Konsumenten und die Schweizer Landwirtschaft. Und Biomilch, mit möglichst wenig Kraftfutter produziert, stellt aus seiner Sicht einen solchen Mehrwert dar.

Informationen und Kontakt: FiBL-Medienmitteilung

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