- 04. November 2015
- Nachrichten | Mitglieder-Info
Gabriela Schlumpf und Gregor Thaler haben vor ein paar Monaten an bester Zentrumslage in Luzern einen schweizweit einmaligen Laden eröffnet. LUNA ist gleichzeitig Naturdrogerie, Bio-Laden und Bettenfachgeschäft. Das neuartige Konzept bot bionetz.ch einen guten Grund, mit den beiden Geschäftsinhaber/-innen ein Interview zu führen.
Interview: Markus Johann, bionetz.ch
Wie und wann seid Ihr auf Eure Geschäftsidee gekommen?
Gabriela Schlumpf (GS): LUNA hatte schon länger ein neues Zuhause gesucht und ist am Pilatusplatz fündig worden.
Gregor Thaler (GT): Ich war schon bei der Gründung von LUNA 1995 involviert und bin seither mit Begeisterung dabei. Ich führe seit 2004 Betten Thaler und hatte schon lange den Traum, das Thema Schlaf & Natur an einem neuen Ort zu verwirklichen. Da die Flächen am Pilatusplatz für LUNA zu gross waren und sich die obere Etage architektonisch gut eignet, kam uns die Idee, partnerschaftlich zusammenzuspannen und unsere zwei Geschäfte inklusiv der Therapie-Angebote von LUNA in einem Gebäude anzubieten.
Wie viel Zeit habt Ihr in die Planung investiert und wie seid Ihr konkret vorgegangen?
GS: Inklusive Lokalsuche haben wir rund drei Jahre investiert. Die Retailflächen in Luzern sind sehr teuer, und die Altstadt hat in den letzten Jahren stark an Attraktivität verloren. Deshalb dauerte es lange, bis wir die «Nadel im Heuhaufen» fanden. Uns war die Logistik – Anlieferung und Lager – wichtig. Zudem brauchten wir ruhige Räume für die Therapie-Angebot und grössere Ladenflächen, um unsere Kund/-innen zufriedenzustellen. Zuerst erarbeiteten wir mit einer Apotheken-Ladenbauerin und einer Fengshui-Beraterin das Grundkonzept, wobei wir viel Wert auf eigenständig gestaltete Bereiche wie Food, Kosmetik/Körperpflege und Heilmittel legten. Parallel trieben wir die Gestaltung mit einer Farbdesignerin und einem Signaletiker voran. Das Zeitfenster war sehr knapp und wir mussten viele behördliche Hürden nehmen.
GT: «sleepgreen» ist eine komplette Neuentwicklung. Zuerst ging es darum, die Manufakturen (Hersteller der Produkte) auszuwählen, die in unser Konzept passen. Dabei recherchierten wir viel und liessen uns international inspirieren. Es gibt im Schlaf- und Möbelbereich wenige Hersteller, die ökologisch engagiert und zugleich professionell sind. Wir entwickelten mit der Designabteilung unseres neuen Partnerunternehmens Coco-Mat in Athen einen «Shop-in-Shop». Parallel gestalteten wir mit einer Farbdesignerin, einem Signaletiker sowie einer Fengshui-Beraterin den Innenausbau, denn die erste Etage war noch im Rohbau. Für die Beleuchtung zogen wir einen Profi bei und nahmen gleichzeitig eine Leuchtenmarke neu ins Sortiment auf. Inzwischen trieben wir die Namens- und Konzeptentwicklung und den ganzen Auftritt voran. Besonders wichtig war uns, den Aufgang vom EG ins OG sinnlich zu gestalten; dies gelang uns dank unserer «Waldtreppe».
GS & GT: Es steckt viel Herzblut, Engagement und persönliche Auseinandersetzung in unseren neuen Geschäften. Da während der ganzen Planung das Tagesgeschäft in den beiden bisherigen Geschäften weiterlief und wir zudem LUNA zügeln mussten, war es für uns eine der strengsten, aber auch interessantesten «Lebenszeiten» überhaupt. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung durch unsere beiden Teams und unsere Familien – nur dank ihnen konnten wir das gemeinsame Projekt realisieren. Unterdessen haben wir uns gut eingelebt, und das Echo unserer Kund/-innen ist überwältigend.
Welches sind die strategischen Erfolgspositionen (SEP) des neuen Geschäftsmodells?
GS: Die Mischung macht’s: die Kombination von Bioladen, Heilmitteln und Körperpflege, verbunden mit dem Therapieangebot. Im Bioladen bieten wir viele Feinkostartikel sowie regionale Produkte an. Im Heilmittelbereich sind wir mit Spagyrik, Homöopathie und Schüsslersalzen heute kompetenter aufgestellt. Die Kosmetik haben wir durch die ganzheitliche Naturkosmetik-Praxis ergänzt. Da das ganze Sortiment nun auf einer Etage sichtbar ist, können wir unsere Stärken am neuen Standort noch besser einbringen und zielgerichteter umsetzen.
GT: Wir bieten mit «sleepgreen» eine einzigartige Kombination von Produkten. Von der Rosshaar- und Fairtrade-Matratze bis zu Lifestyle-Betten. Da wir vorwiegend mit inhabergeführten Manufakturen zusammenarbeiten, sind unsere Produkte echt, ökologisch und von bleibendem Wert. Äusserst beliebt ist unser Testkissen-Programm. Daneben bieten wir über Mittag einen Powernap im Arvenbett an und natürlich auch eingehende Schlafberatung.
GS und GT: Wir profitieren stark von unseren Kund/-innen, die unser Synergieangebot kennen und weiterempfehlen. Bei Rückenproblemen braucht es oft mehr als ein neues Kissen oder Schlafsystem. Durch eine Ernährungsumstellung oder Gesundheitsberatung entstehen oft gute Synergien. Oder es zeigt sich in der Kundenberatung bei LUNA, dass jemand ein unpassendes Schlafsystem nutzt und sich deshalb zu wenig regenerieren kann. Wir wollen ein Begegnungsort sein – gerade auch für Familien. Wir nehmen alle Kund/-innen ernst. Bei uns sollen sie sich Zeit für sich und ihr Wohlbefinden nehmen.
Wie habt Ihr den neuen Laden finanziert? Habt Ihr Tipps für andere Geschäfte?
GS: Wir geben keine Zahlen bekannt. Doch wir haben absolut vernünftig, vorausschauend und für die nächsten 15 Jahre investiert. Wir rechnen bereits im ersten Geschäftsjahr mit einem Break-even. Die Amortisation ist auf zehn Jahre geplant. Die Investition konnte u.a. durch Privatdarlehen und über die Raiffeisenbank Luzern finanziert werden. Zudem involvierten wir auch unsere wichtigsten Lieferant/-innen und führten mit ihnen z.B. Verhandlungen über verlängerte Zahlungsziele. Dabei stellten wir fest, dass auch die Lieferantenseite durchaus bereit ist, sich zu engagieren. Das Konzept muss jedoch gut sein und stimmen. Zudem ist es wichtig, sich breit abzustützen. Bei den Kontakten und Verhandlungen mit den Banken ist es essentiell, dass die Beraterin oder der Berater das Konzept versteht und sich in die Situation einfühlen kann.
GT: Bei uns ist die Situation die gleiche, wobei wir nach ca. eineinhalb Jahren mit dem Break-even rechnen. Insgesamt finde ich es sehr wichtig, auf lange Zeit zu investieren, ohne zu übertreiben. Gerade die ästhetische Aussage eines Geschäfts ist heute sehr wichtig.
Wie seid Ihr mit anderen ähnlich gelagerten Geschäften vernetzt?
GS: Wir sind als Drogerie-Mitglied im Drogistenverband und tauschen uns auch unter den Bio-Geschäften aus. Zukünftig möchten wir uns im Quartier noch mehr vernetzen.
GT: In unserer Branche gibt es keine eigentliche Branchen-Organisation. Wir sind aber Mitglied im deutschen Verband der Bettenfachgeschäfte und zertifiziertes Kompetenz-Zentrum «Gesunder Schlaf». Im Quartier sind wir Mitglied des Vereins Neustadt sowie der unabhängigen Detaillisten im Neustadt-Quartier. Im September haben wir an der «Mall of Neustadt» teilgenommen. In einem Abbruchhaus wurden u.a. mehrere Wohnungen stilistisch nach verschiedenen Zielgruppen eingerichtet, was sehr kreativ und werbewirksam war. Darüber hinaus sind wir Mitglied im Quartierverein. Schliesslich tauschen wir uns unter den Coco-Mat Geschäften international regelmässig aus. Wer eines von rund 80 Coco-Mat-Geschäften irgendwo auf der Welt besucht oder in einem Coco-Mat-Hotel übernachtet hat und nicht mehr auf unser Schlafsystem verzichten möchte, ist bei uns an der richtigen Adresse. Umgekehrt empfehlen wir gerne die anderen Coco-Mat-Geschäfte an die Luzern-Tourist/-innen aus aller Welt.
Was bringt Euch bionetz.ch?
GS: Für uns ist bionetz.ch ein wichtiger Informationskanal, den wir als sehr engagiert und innovativ wahrnehmen. Wir möchten in Zukunft noch mehr an den Weiterbildungsangeboten teilnehmen.
GT: Ich bin seit jeher ein grosser Verfechter des inhabergeführten KMU-Detailhandels und ein Fan von Familienunternehmen. Somit ist mir das Engagement von bionetz.ch sehr sympathisch. Im Nonfood-Bereich wird bionetz.ch wohl noch eher wenig wahrgenommen. Für uns als Nonfood-Händler wäre die Ausweitung auf eine gesamthaft nachhaltige Lebensweise und Förderung des entsprechenden Konsumverhaltens sehr willkommen. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird sich diesbezüglich vieles ändern: Das ökologische Bewusstsein der Menschen wird sich von Verbrauchsartikeln auf Investitionsgüter wie Möbel, Matratzen & Co. ausweiten. Mir scheint es sehr wichtig, den kulturellen und sozialen Wert von kleinräumigen Strukturen vermehrt zum Thema zu machen. In diesem Sinn freue ich mich auf die Zukunft mit bionetz.ch!
bionetz.ch bedankt sich für das Gespräch und wünscht weiterhin viel Erfolg.