- 05. Februar 2016
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Der Bioladen Öpfelbaum in Uster zeichnet sich durch frische und regionale Produkte aus. Und durch eine besonders nette Bedienung. Wir haben mit Geschäftsleiter Markus Schmid über seinen Betrieb und die Herausforderungen an den Biofachhandel gesprochen.
Seit wie lange sind Sie schon im Öpfelbaum tätig und wie ist Ihr Unternehmen aufgestellt?
Ich bin im Sommer 2011 als stellvertretender Geschäftsleiter zum Öpfelbaum gekommen und habe ein Jahr später gemeinsam mit Mabinty Conteh die Geschäftsleitung übernommen. Mein Bereich umfasst das Marketing, die Werbung, die Planung und die Kontakte gegen aussen, während die Co-Leiterin Mabinty Conteh sich um das Sortiment, das Personal und die Lernenden kümmert. So können wir uns beide auf das konzentrieren, was uns beflügelt. Wir zählen heute zehn Festangestellte, die alle Teilzeit zwischen 40 und 90 Prozent arbeiten. Insgesamt macht das rund sechs 100-Prozentstellen aus. Wir bilden auch mindestens zwei Lernende aus. Es ist uns wichtig, kompetenten Nachwuchs auszubilden.
Die Bedienung im Öpfelbaum ist auffallend freundlich. Was steckt dahinter?
Das Kompliment freut und bestätigt uns. Wir erhielten 2011 die BioStar-Goldmedaille als bestes Biofachgeschäft der Schweiz. In den nächsten Jahren folgten Auszeichnungen in den Kategorien Kundenengagement, Kundenfreundlichkeit und Sortimentsauswahl. Wir identifizieren uns mit den Begriffen «wertvoll und lebendig». Wir verstehen sie in einem umfassenden Sinn, auch als wertschätzend. Wertschätzung gegenüber der Natur, den Kunden, den Lieferanten, Produzenten und natürlich auch gegenüber unseren Mitarbeitenden. Das bedeutet, dass wir faire Löhne bezahlen, den Mitarbeitenden Weiterbildung ermöglichen und Menschen in ihrer Vielfalt zum Beispiel, was Alter und Kultur anbelangt, beschäftigen. Dies haben wir letztes Jahr mit dem Unterzeichnen der Diversity Charta bekräftigt.
Was zeichnet das Angebot des Öpfelbaum aus?
Unser Sortiment zählt rund 4500 Produkte und ist breit gefächert: alles von Gemüse und Früchten, Molkereispezialitäten, Haushaltartikeln und Naturkosmetik bis hin zu Putzmitteln, Tiernahrung und zu Ustermer Abfallsäcken. Wir legen viel Wert auf frische und lokale Produkte von Produzenten, mit denen wir zum Teil schon eine jahrelange Zusammenarbeit pflegen. Zum Beispiel mit Bea Amrein, die uns zweimal die Woche ihr frisches Dinkelbrot vorbeibringt oder mit dem Diakonenhaus Greifensee. Es beliefert uns mehrmals wöchentlich mit Gemüse, das an demselben Morgen frisch geerntet wurde.
In Ihrem Laden finden Kunden angesagte Produkte wie Raw-Schokolade von Naturkostbar oder die hochwertigen Shampoos von Less is more.
Es ist uns wichtig, Trends mitzugestalten und die Inputs von Kunden, Lieferanten und Fachleuten sowie Messebesuchen aufzunehmen. Wir sehen Potenzial bei Free from-Produkten oder bei Produkten aus Manufakturen, die regional und hochwertig hergestellt sind. Zum Beispiel die wunderbaren Leibacher-Biber aus Wermatswil oder die feinen Salatsaucen und Pestos der Stiftung Stöckenweid.
Seit wann gibt es den Öpfelbaum eigentlich?
Der Öpfelbaum wurde 1987 gegründet. Einige Ustermer taten sich zusammen und gründeten eine Genossenschaft. Ihr Ziel war, sich Bioprodukte zu beschaffen; damals war das ja noch ziemlich schwierig. Diese genossenschaftlichen Wurzeln spüren wir heute noch. Viele Stammkunden sind aus dieser Zeit und unterstützen uns als Aktionäre. Da der Laden aus der Teamkollektiv-Zeit «herausgewachsen» war und sich für allfällige Umzüge bzw. Neubauten wappnen wollte, wurde er 2003 in eine AG umgewandelt. Der Verwaltungsrat ist bis heute sehr aktiv und unterstützt die Geschäftsleitung intensiv.
Viele Ihrer Stammkunden sind demnach etwas älter. Was tut der Öpfelbaum, um neue und jüngere Kunden anzusprechen?
Durch den Umbau im Herbst 2013 haben wir viele jüngere und neue Kunden dazugewonnen. Und wir stellen fest, dass unser junges Team die Jungen in den Laden lockt. Viele interessieren sich für vegane Lebensmittel.
Wie sehen Sie die Konkurrenz zu Onlineplattformen?
Sie ist zweifellos da. Wir beobachten, dass die Kunden sich zunehmend online über die Produkte informieren. Viele kommen dann ins Geschäft, um die Informationen zu verifizieren. Oft geht es um Unverträglichkeiten oder um Superfoods für Sportler. Hier kommt unsere Kompetenz zum Zug. Die Kunden schätzen die gute Beratung und tätigen den Kauf bei uns im Laden.
Sie bieten mit Kaffa-to-Go einen feinen Wildkaffee zum Mitnehmen an. Wie erfolgreich sind Sie damit und haben Sie noch andere Zusatzangebote?
Ja, das Angebot für den Wildkaffee im Pappbecher wird gut genutzt von den Leuten, die morgens hier auf dem Weg zum Bahnhof vorbeikommen. Zum Kaffee gibt’s Gipfeli, auch vegane. Zudem bieten wir für Büros und Private in Uster unseren «Öpfelchorb» im Abo an. Die Körbe mit mindestens drei verschiedenen Saison-Früchten liefern wir per Velo aus. Wir organisieren auch mindestens zwei Produkte-Aktivitäten im Monat.
Alnatura baut eine Filiale in Uster auf; wie will der Öpfelbaum dieser Herausforderung begegnen?
Wir empfinden es als Chance, den Biofachhandel der Zukunft mitzugestalten. Zusammen mit dem Verwaltungsrat stecken wir viel Zeit und Energie in die neue Ausrichtung unseres Bioladens. Wir stellen uns grundlegende Fragen wie: Welche Aufgaben wollen wir annehmen, welche Bedürfnisse bei den Kunden abdecken? Wie können wir die Biobewegung unterstützen und ihr weiteren Schub verleihen? Wie können wir unsere Stärken ausbauen und das Konzept des Bioladens weiterentwickeln. Das ist eine spannende Aufgabe.
Interview: Julia Antoniou