- 10. September 2023
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Der Innovation Day des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL Ende August in Frick AG war mit rund 200 geladenen Gästen und FiBL Mitarbeitenden gut besucht. Das Institut forscht zusammen mit der Praxis. Das bewirkt, dass das neue Wissen dort ankommt, wo es hingehört: nämlich in die Wertschöpfungskette der Lebensmittelproduktion.
«Zu unserem Erfolgsrezept gehört, dass wir Innovationen gemeinsam mit den Landwirt:innen und der Lebensmittelbranche entwickeln», sagte Jürn Sanders, der zusammen mit Beate Huber und Michel Keppler das FiBL Schweiz leitet, anlässlich der Eröffnung des FiBL Innovationstages.
«Wir stellen einen raschen Wissenstransfer sicher, von der Praxis in die Forschung und umgekehrt» erklärte er weiter. Rund 600 Praxisbetriebe sind im FiBL Forschungsnetzwerk. Stefan Jegge zum Beispiel arbeitet seit zwanzig Jahren mit dem FiBL: «Ich konnte schon oft spüren, wie wichtig dem FiBL die Praxis ist. Als Landwirt werde ich ernst genommen», bilanzierte er.
Abschluss der FiBL Karawane
Am Innovation Day fand auch die FiBL Karawane, ein weiterer Jubiläumsanlass, ihren Abschluss. Die Karawane führte von Genf durch die Kantone Waadt, Wallis, Freiburg, Jura, Bern, Solothurn und Aargau, rund zwanzig Biobetriebe wurden besucht. Das Ziel war es, mit den FiBL Praxisbetrieben zu feiern und ihnen für die intensive Zusammenarbeit zu danken. Während das Wetter in der Westschweiz von Hitze geprägt war – 39 Grad in Sion – zeigte sich dieses in der Deutschschweiz eher von der kühlen und nassen Seite.
In der Westschweiz ist das FiBL seit 2016 tätig. «Wir besuchten viele kantonale Organisationen sowie Bio Suisse Mitgliedorganisationen», sagte Raphaël Charles, Leiter des FiBL Departements Westschweiz. Täglich galt es, rund fünfzig Kilometer Velo zu fahren. «Dabei waren auch Pensionierte, es war beeindruckend», erzählte er. FiBL Mitarbeiter Toralf Richter erwähnte die vielen interessanten Betriebe mit innovativen Ansätzen, welche die FiBL Karawane besucht hatte. Die neuen Pioniere des Biolandbaus seien oft Quereinsteiger:innen, die auch soziale Werte miteinbringen oder Konsument:innen in den Produktionsprozess integrieren würden und damit auch wirtschaftlich erfolgreich seien.
FiBL als Kristallisationspunkt
Hartmut «Hardy» Vogtmann, erster FiBL Direktor von 1974 bis 1981 und unter anderem Ehrenpräsident der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen IFOAM erklärte, dass es am FiBL schon damals um Forschung für ein Zukunftsmodell ging, eine multifunktionale Landwirtschaft, die auch «Produkte» wie Landschaft und Biodiversität zu Tage förderte. Gelernt wurde schon früher von der Praxis, die Forschungsthemen wurden transdisziplinär angegangen.
Zu den Leistungen vom FiBL gehören gemäss Vogtmann folgende fünf Punkte: die Forschung im Dialog mit der Praxis und damit verbunden das gegenseitige Lernen auf Augenhöhe, die Anerkennung des Biolandbaus als eine ernstzunehmende Form der Landwirtschaft in Praxis, Forschung und Politik, der Aufbau einer speziellen Beratung für den Biolandbau, die Etablierung gemeinsamer F&E-Projekte mit anderen Institutionen sowie die Unterstützung des Biolandbaus auf internationaler Ebene.
Den Aufbau des Forschungsinstituts erlebte FiBL Mitarbeiter Otto Schmid, der bereits 1977 als erster Bioberater am FiBL tätig war, als eine bewegte Zeit. Er wünsche sich, dass die Kultur der Anerkennung weitergepflegt werde, wie das mit den Betriebsbesuchen auf der FiBL Karawane erfolgt sei, erklärte er. Das FiBL solle zudem ein Kristallisationspunkt für transdisziplinäre Forschung sein, um das Ernährungssystem weiterzuentwickeln.
Einblicke in Projekte
Der Innovation Day bot auch die Möglichkeit, sich mit FiBL Projekten auseinander zu setzen, unter anderem in den Bereichen Klima und Boden, resiliente Anbausysteme und Nutztiere. Wie Biodiversität mittels Agroforst global in der Praxis umgesetzt wird, Wissensaustausch und partizipative Forschung waren weitere Themen. Auf einem Flurgang wurden innovative Obstbausysteme vorgestellt und Herausforderungen für das zukünftige Agrophotovoltaik-Projekt diskutiert. Ein weiterer Rundgang führte ins Stall-Labor und bot Informationen zur Nutzungsdauer von Milchkühen sowie zur Phytotherapie.
Am Innovation Day tauschten sich die FiBL Forschenden auch mit der fünften Klasse der Kantonsschule Zug aus. Die Schüler:innen hatten Abfälle der Schulmensa gesammelt und darauf Maden gezüchtet. Mit Kresse und Maden zog die Schulklasse die Hühner gross und verarbeitete diese zu Chicken Nuggets. Der ehemalige FiBL Direktor Urs Niggli, den die Schüler:innen interviewen durften, zeigte sich beeindruckt vom Projekt. Was er dem FiBL zum 50. Geburtstag wünsche? Es sei wichtig, dass das FiBL auch in Zukunft wach, verrückt und hungrig bleibe, auch mit einer Top-Infrastruktur und stabilen Finanzen.
Quelle: 50 Jahre FiBL – Innovation Day, FiBL, 5.9.2023