Ist der Genuss von hochverarbeiteten Bio-Produkten gesund? Diese Frage beantwortet Bio Suisse-Präsident Urs Brändli im Kassensturz.

srf braendli 1070Urs Brändli steht dem Kassensturz auf seinem Betrieb in Goldingen SG Red und Antwort. Bild: zVg

Convenience-Produkte wie Rösti-Kroketten lassen sich ohne grossen Aufwand zubereiten und liegen im Trend. Die Rohstoffe werden nach Bio-Richtlinien angebaut und danach stark verarbeitet. Wie viel Bio steckt noch in solchen hochverarbeiteten Produkten, wenn Bio drauf steht?

Zusatzstoffe in Bio-Produkten

Auch für verarbeitete Bio-Produkte sind umfangreiche Richtlinien der Bio-Labels zu befolgen. «Jedes Knospe-Produkt hat hundert Prozent Bio drin», sagt Bio Suisse-Präsident Urs Brändli in der SRF-Sendung Kassensturz vom 26. März dazu. Bio sei gesund für die Natur, für die Umwelt und den Menschen. Da aber immer weniger selber kochten, sei das Angebot von verarbeiteten Bio-Produkten wichtig: «Wir müssen den Leuten das bieten, was sie heute konsumieren», erklärt er.

Völlig ohne Zusatzstoffe kann man verarbeitete Produkte gemäss Brändli praktisch nicht verkaufen. Im Vergleich zu Nicht-Bio-Produkten, für die bis zu 350 Zusatzstoffe eingesetzt werden könnten, seien bei der Knospe nur 32 zugelassen. «Das zeigt doch deutlich, dass wir auch bei verarbeiteten Produkten dafür besorgt sind, dass diese möglichst schonend hergestellt und möglichst gesund sind», sagt Brändli.

Ultra-Verarbeitung in der Kritik

Rund 3.9 Milliarden Franken betrug der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln 2022 in der Schweiz. Der Umsatz mit frischen Bio-Convenience-Produkten nahm gemäss Angaben von Bio Suisse im Vergleich zum Vorjahr um 6,7 Prozent zu. Bei haltbaren Bio-Convenience-Produkten ging er gegenüber 2021 um 2,6 Prozent zurück.

Der Konsum von hochverarbeiteten Produkten kann gemäss Studien zu Diabetes, Übergewicht und Krebs führen – gilt das auch für hochverarbeitete Bio-Lebensmittel? Anthony Fardet, Spezialist für Ultra-Verarbeitung am französischen Institut für Agrar- und Ernährungsforschung Inrae sagt im Kassensturz dazu: «Man muss auf die Zutatenliste schauen. Sie ist das entscheidende Kriterium für die Qualität des Lebensmittels.»

Anzeichen für Hochverarbeitung seien beispielsweise Aroma-Stoffe und kosmetische Zusatzstoffe, die Geschmack, Farbe oder Textur veränderten. Auch zugesetzte Isolate wie Stärke, Invertzucker, Glukosesirup oder Gerstenmalz seien Zeichen industrieller Verarbeitung.

Bio soll sich weiterentwickeln

Urs Gfeller ist Bio-Bauer im Kanton Waadt. Früher war er an der Ausarbeitung der Richtlinien von Bio-Suisse beteiligt. «Da Bio einen Aufschwung erlebt, gibt es immer mehr grosse Produzenten, die ihre Interessen durchsetzen wollen», sagt er. Und er führt aus, es gebe Druck und man ändere oder passe das Pflichtenheft für bestimmte Verfahren an.

Bio Suisse-Präsident Urs Brändli hält dagegen: «Auch der Biolandbau soll sich modernisieren – aber vernünftig!» Ausserdem fügt er an: «Wir haben mündige Kund:innen, die sehr genau wissen, dass das Essen von Pommes Chips nicht unbedingt sehr gesund ist – aber die Pommes Chips sind halt ab und zu gut. Und dann soll man diese doch geniessen dürfen, auch als Bio-Konsument:in», erklärt er mit einem Augenzwinkern. Wer sich grundsätzlich gesund ernähren will, kauft gemäss Brändli aber frische Produkte ein und kocht selber – möglichst viel Obst, Gemüse und Getreide.

Wie verringere ich ultra-verarbeitete Lebensmittel in meiner Ernährung?

Folgende Tipps bieten Unterstützung:

  • Basis der Ernährung: wenig oder unverarbeitete Produkte, zum Beispiel Früchte, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte, Quinoa.
  • Die Verarbeitung von Lebensmitteln möglichst selbst in die Hand nehmen.
  • Lebensmittel kaufen, deren Ursprung und Herstellung ich kenne.
  • Beim Einkauf auf Produkte setzen, die es schon lange gibt.
  • Sich nicht von Labels zum Kauf verleiten lassen.
  • Auf kurze Zutatenliste achten, idealerweise weniger als fünf Zutaten.
  • Lange Haltbarkeit weist auf starke Verarbeitung hin.
  • Bei den verarbeiteten Produkten sind fermentierte zu bevorzugen, da diese Verarbeitung weniger problematisch ist.
  • Beim Auswärtsessen Küchen wählen, die mit wenig Verarbeitung auskommen, zum Beispiel thailändisch, vietnamesisch, japanisch.

Quelle: Berner Fachhochschule BFH

Bio in Zahlen

Bio Suisse Richtinien

Demeter-Richtlinien Verarbeitung & Handel

Quelle: «Ernährung - Sind Bio-Lebensmittel automatisch gesünder?», SRF-Sendung Kassensturz, 26.03.24

Geben Sie hier Ihren Kommentar ein...
Zeichen übrig
oder als Gast kommentieren
Lade Kommentar... Der Kommentar wird aktualisiert nach 00:00.

2 unserer Mitglieder

Neue Mitglieder

Partner

Ökoportal
Ökoportal
oekoportal.de
AöL
AöL
aoel.org
Klimagerechtigkeitsinitiative Basel 2030
Basel 2030
basel2030.ch
previous arrow
next arrow
Nach oben