Gebana hat nach acht Jahren den Betrieb ihrer Crowd-Plattform für Kleinstproduzent:innen eingestellt. Die Plattform ermöglichte es Kleinstproduzent:innen weltweit, ihre Produkte auf dem internationalen Markt zu platzieren und erste Exporte zu tätigen. Mit dem Ende der Plattform wirft gebana nochmals einen Blick zurück und berichtet von Erfolgen und Herausforderungen.

gebana 8 Jahre Crowd Plattformgebana wirft einen Blick zurück auf die grössten Erfolge und Misserfolge der Plattform. Bild: zVg

Erfolgreiche Projekte und Meilensteine

Zu den bemerkenswertesten Erfolgen zählt das Projekt von Bhutan Blossoms. Die Produzenten aus dem Himalaya boten mehrmals Tee, Risottos und Gewürzsalze über die Plattform an und verbesserten ihre Produkte - basierend auf Kundenfeedback - kontinuierlich. Heute betreiben sie einen eigenen Webshop, wo Spezialitäten per Crowd-Order bestellen werden können.

Ganze 7000 Tafeln Schokolade aus hochwertigem Single-Origin-Kakao aus dem Regenwald in Ecuador verkaufte Choco Samona über die Plattform – so viele Einheiten wie kein anderes Projekt! Die Chocolatiers aus dem Regenwald stellen nach wie vor Schokolade her. Aktuell ist sie auf der Plattform Mind Up Food auf Vorbestellung erhältlich.

Auch das Vorhaben von Isule, auf der Plattform handgepflückten Arabica-Kaffee aus Westuganda nach Europa zu bringen, gelang mit Bravour. Mittlerweile hat sich das Projekt zum erfolgreichen Unternehmen mit eigenem Webshop und Kaffeemobil entwickelt.

Gebana Togo feierte unterdessen Erfolge mit der Einführung von vollständig in Togo hergestellter Schokolade und der Hirse Fonio. Beide Produkte wurden aufgrund ihrer Beliebtheit ins reguläre Sortiment aufgenommen.

Herausforderungen und Rückschläge

Doch nicht alle Projekte verliefen reibungslos. Technische und logistische Probleme führten zu Rückschlägen. Beim ersten Export von Lebensmitteln fehle den Kleinunternehmen laut gebana oft die Erfahrung für das korrekte Verpacken und die optimalen Lager- und Transportbedingungen für ihre Ware.

Trotz bestmöglicher Unterstützung kamen einige wenige Produkte ungeniessbar bei gebana an. Die Gewürzmischungen aus Tansania, die 2021 eintrafen, enthielten beispielsweise verschimmelte Pfefferkörner und benötigten eine Rückruf-Aktion. Dal aus Nepal konnte Ende 2023 nicht an die Unterstützenden ausgeliefert werden, da einige der Linsenkörner Fremdkörper aufwiesen.

Die grössten Hürden: Pandemie und politische Konflikte

Das ambitionierte Traceable TreeShirt-Projekt aus Burkina Faso, das 2019 startete, wurde durch die Pandemie, volatile Marktbedingungen und zwei Militärputsche stark verzögert. Bis heute konnten die Shirts nicht ausgeliefert werden.
Auch das Projekt Makasi aus Bali musste wegen der Corona-Pandemie abgebrochen werden.

Der Export von Tee und Kaffee aus Myanmar vom Startup Nat Coffee gehörte zu den herausforderndsten Projekten. Durch den Militärputsch in Myanmar 2021 kam es zu starken Verzögerungen beim Versand des Tees und die erste Lieferung verdarb. Beim zweiten Versuch kam nur eines von zwei Paketen im Lager an. Die Startup-Gründerin brachte einen Teil der Lieferung deshalb kurzerhand persönlich mit auf ihrer Rückreise. Der Kaffee aus Myanmar wurde wiederum vom Militärregime beschlagnahmt und konnte nicht exportiert werden.

Crowdfundings und zusätzliche Initiativen

Neben der Starthilfe für Kleinstproduzent:innen nutzte gebana die Plattform auch für eigene Crowdfundings.

Ende 2017 bat gebana die Community um Hilfe, um die Tochtergesellschaft in Burkina Faso zu retten. Das Unternehmen war durch eine schlechte Mangoernte und stark steigende Cashewpreise in finanzielle Schieflage geraten. Unterstützende konnten auf der Plattform Cashews und getrocknete Mangos aus Burkina Faso vorbestellen mit der Aussicht, diese in 5 Jahren zu erhalten – sofern es das Unternehmen dann noch geben sollte.

2841 Menschen unterstützen das Unternehmen mit einer Gesamtsumme von 766‘564 Franken. Heute schreibt gebana Burkina Faso schwarze Zahlen und die versprochenen Produkte konnten 2022 an die Unterstützenden ausgeliefert werden.

Vier Jahre später starteten ein neues Crowdfunding für gebana Burkina Faso. Mit dem Projekt Walls Against Walls wurden Spenden gesammelt, um eine neue, grössere Fabrik zu bauen. Im Gegenzug erhielten die Unterstützenden Kunstdrucke, die von diversen Künstler:innen zur Verfügung gestellt wurden.

2020 unterstützte gebana zudem die Schweizer Konzernverantwortungsinitiative (KOVI). Im November 2020 scheiterte die Initiative an der Urne knapp.

Trotz einiger Herausforderungen und Rückschläge zieht Gebana eine positive Bilanz ihrer achtjährigen Plattformarbeit, die vielen Kleinstproduzenten den Einstieg in den internationalen Handel ermöglichte.

Quelle: «Acht Jahre Starthilfe für gerechteren Handel», gebana, 28.07.24

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