- 18. September 2024
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Weltweit sind 123 Indoor-Anlagen für Lachse geplant. In der Schweiz stösst das geplante Projekt in Mollis auf Widerstand. Auch in Frankreich werden drei geplante Lachszuchtprojekte bekämpft.
Für das bionetz.ch-Mitglied fair-fish besteht das Hauptargument gegen Kreislaufanlagen-Technologie (Recirculating Aquaculture System, RAS) darin, dass der Lachs dort im natürlichen Verhalten sehr eingeschränkt ist. In der Natur wandert er über hunderte Kilometer und wandelt sich vom Süss- zum Salzwasserfisch.
In der Zucht ist dieser Wandel durch den Menschen bestimmt und stark verkürzt. Dies kann bis zum Tod der Fische führen. Zusätzlich macht eine Anlage, die zu wenig Abwechslung bietet und das natürliche Verhalten einschränkt viele Tiere depressiv.
Häufig wird zugunsten der Rentabilität den Fischen der für ihr Wohlergehen notwendige Raum vorenthalten. Ausserdem hängt das Überleben der Lachse vom Funktionszustand der Anlagen ab. Im Jahr 2021 starben in einer RAS-Farm des Unternehmens Atlantic Sapphire in Florida 500 000 Lachse aufgrund eines Fehlers im Filtersystem. Dies ist kein Einzelfall, da zahlreiche derartige Vorfälle dokumentiert sind.
Ausserdem sind Lachse Fleischfresser und das bedeutet, dass Millionen von Wildfischen gefangenwerden müssen, um Fischmehl und Fischöl für ihre Ernährung zu produzieren. Bis heute wird im Schnitt mehr wildgefangener Fisch an Lachse verfüttert, als am Ende Lachs produziert wird. Auch RAS Lachszuchten werden unsere überfischten Meere also nicht retten.
Petitionen gegen Lachsfarmen
Weltweit sind 123 solche Anlagen geplant, wie die norwegische Firma iLaks weiss. Wenn sie realisiert werden, würden sie jährlich 2.79 Millionen Tonnen Fische mästen, das ist viel angesichts der weltweiten Produktion von 94.4 Millionen Tonnen (2022).
Doch Widerstand regt sich: In der Schweiz verlangt fair-fish in einer Petition ein Moratorium zum Bau industrieller Lachszuchten. Und die Tierschutzorganisation Welfarm will verhindern, dass in Frankreich drei hochintensive atlantische Lachsfarmen in Betrieb genommen werden, was noch im 2024 der Fall sein könnte. Sie fordern zusammen mit der französischen Meeresschutz-Organisation Seastemik ein Moratorium unter anderem für Indoor-Lachsfarmen.
Tipps zum Fischessen
Nicht nur in konventionellen Zuchten leiden Lachse an Parasiten und Krankheiten. Auch in Bio-Farmen sterben viele Tiere vorzeitig, wie Studien zeigen. Trotzdem machen Coop und Migros vollmundige Werbeversprechen, wie der K-Tipp berichtet. Im Artikel gibt Yannick Rohrer, Fischbiologe bei fair-fish, Tipps zum Fischessen. Angesichts der grossen Probleme bei der Lachszucht sei Lachs aus Zuchten nicht vertretbar.
Aber auch Lachs aus Wildfang ist problematisch, denn Atlantiklachs steht auf der Liste der bedrohten Arten. Im Pazifik gibt es zwar einige gesunde Bestände anderer Lachsarten, etwa in Alaska und Kanada. Doch Fische aus solchen Beständen im Laden zu finden, ist schwierig. Dafür sind die Deklarationspflichten zu dürftig.
fair fish vertritt die Haltung, dass Wildfische aus nicht gefährdeten Beständen der Europäischen Sardelle und der Königsmakrele vertretbar sind. Noch ethischer und umweltfreundlicher sind vorwiegend pflanzenfressende Fische wie Karpfen und Tilapia aus extensiver Teichwirtschaft.
K-Tipp (18.9.24): Bio-Zuchtlachse sind kaum besser
Petition von Sentience und fair-fish
Petition von Welfarm (französisch)
Bionetz.ch-Meldung vom 10.2.24: fair-fish kritisiert Fischzucht-Projekt
Quelle: fair-fish, Medienmitteilung, 18.9.24