Am 30. Oktober 2017 begrüssten Markus Johann und Hans Liechti  Bio-Interessierte zur Herbstfachtagung von Veledes und bionetz.ch im Kosthaus Lenzburg. Am Morgen ging es um Professionalisierung der Abläufe, am Nachmittag um das hochaktuelle Thema der künftigen Entwicklungen in der Lebensmittelbranche.

fruit 1302126 1280In der Fachtagung von Veledes und bionetz.ch ging es sowohl um Abläufe im Bioladen, wie auch um die künftigen Entwicklungen in der Lebensmittelbranche. Bild: Pixabay

Freundlich und professionell

Markus Johann // Am Vormittag war das Thema des Seminars: «Professionalisierung der Ladenorganisation und der Abläufe im operativen Alltag». Obwohl es dafür keine einfachen Patentrezepte gibt, konnte Detailhandelsprofi Hans Maurer wertvolle Tipps für den praktischen Ladenalltag vermitteln. An diese führte er die TeilnehmerInnen Schritt für Schritt heran. Er präsentierte Thesen, die er mit Tipps aus dem Publikum ergänzte. Und er beschrieb Situationen, in denen sich der Kunde als störenden Faktor wahrnimmt: etwa wenn das Personal gerade am Einfüllen der Regale ist. «In manchen Läden wollen die MitarbeiterInnen lieber in Ruhe gelassen werden, als sich mit den KundInnen zu beschäftigen. Am Liebsten fliehen sie dann gleich ins Lager. Dabei wissen sie doch, dass ihr Lohn mit dem Produkteverkauf finanziert wird – oder etwa nicht?» so Maurers etwas provokative These. «Mit einer professionelleren Ladendorganisation verschaffen sie sich und ihrem Personal mehr Freiraum für den Kundenkontakt. Jedoch brauchen sie eben auch dafür geeignete MitarbeiterInnen» erklärte Maurer. Er gab wertvolle Tipps, wie man seine Angestellten besser motivieren könne: «Machen sie ihre MitarbeiterInnen zu Betroffenen und involvieren sie sie bei wichtigen Entscheidungen. Konsequentes Delegieren von wichtigen Aufgaben gehört ebenso dazu».

Perspektiven und Innovationsfelder für die Zukunft

bickel johannRegula Bickel (FiBL) und Markus Johann (bionetz.ch) . Bild: R. Cigler

Im ersten Teil des Nachmittags legte die Lebensmittelingenieurin Regula Bickel vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FiBL dar, was sich in den letzten 10 Jahren im Bio-Lebensmittelmarkt verändert hat. Bio Suisse, Eigentümerin der eingetragenen Marke Knospe, erlaubte beispielsweise verschiedene Verarbeitungsverfahren bei der Milch (z.B. UHT = Ultrahocherhitzung). Das hat dazu geführt, dass auch über mehrere Wochen haltbare Biomilch auf den Markt gekommen ist. Zudem legte Bickel eindrücklich die Unterschiede bei den verschiedenen Bio-Richtlinien dar. «Die Verarbeitungsrichtlinien von Bio Suisse lassen viel weniger Verarbeitungsverfahren zu als die schweizerische Bioverordnung. Beispielsweise ist das Extrudieren (= den Lebensmitteln mittels Druck und hohen Temperaturen eine neue Form geben) bei Bio Suisse nicht zugelassen in der Schweizerischen Bioverordnung aber schon» so Bickel. «Zudem haben verschiedene Bioverbände soziale Kriterien und Vorschriften für faire Handelsbeziehungen neu in den Richtlinien aufgenommen. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Produzentenpreise» informierte Bickel. In Form einer tabellarischen Zusammenstellung legte sie dann eindrücklich die Unterschiede bei den zugelassenen Hilfsmitteln dar.

Foodtrends und Wertewandel

Im zweiten Teil des Nachmittagsprogramms informierte der Innovations- und Zukunftsforscher Hannes Rohner der Firma b4u über Perspektiven und Innovationsfelder für den Bio-Markt der nahen Zukunft. «Künftige Entwicklungen in der Lebensmittelbranche jenseits bekannter Food-Trends» lautete der Titel seines Referates. Rohner arbeitet in mit einem sogenannten «360-Grad-Radar».

360 grad360-Grad-Radar von Hannes Rohner.

Mit dieser Methode sucht er das Umfeld systematisch und ganzheitlich nach Veränderungen ab. Rohner zeigte auf: «Die Haushaltseinkommen haben zwischen 2010 und 2013 zugenommen. Die Ausgaben für Lebensmittel in der gleichen Zeitspanne jedoch abgenommen». In den nächsten Jahren müssten wir uns zudem verstärkt mit einem Wertewandel in der Gesellschaft beschäftigen. «Unsere Ernährung wird zunehmend zu einer Glaubensfrage» führte Rohner aus. «Wellness-Food, Fast-Food und Convenience-Food – ja, aber bitte gesund! Antiallergene Lebensmittel, ethische Lebensmittel – ja, aber bitte günstig!», das seien die wichtigsten Foodtrends. Eine wichtigere Rolle werden in Zukunft das Gesundheitswesen, die Internet-Riesen mit Heimlieferungen (z.B. Amazon), die High-Tech-Farmen, die Lebensmittelindustrie und die Billigimporte aus Schwellenländern spielen. Neue und radikale Denkansätze sollten diesen Entwicklungen auch etwas Positives entgegensetzen: Individualisierung, lokale Spezialitäten, feinste Qualitäten, maximales Tierwohl und höchste Naturfreundlichkeit, reife und völlig neue Produkte, sowie spezielle Marken sind die Stichworte dazu. «Seien Sie mutig und betreten Sie neue Innovationsfelder», so das Schlusswort des äusserst interessanten Referates von Rohner.

hannes rohnerZukunftsforscher Hannes Rohner. Bild: R. Ciger

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