- 03. Dezember 2019
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Am 1. Dezember 2019 gingen in Bern die ersten Schweizer Genusstage unter dem Begriff «Foodexpo» zu Ende. Diese Messe ist als Nachfolge von der SlowFoodMesse entstanden und zeigte einmal mehr: in der Schweiz hat es viele innovative Kleingewerbebetriebe, die hervorragende Produkte herstellen.
Total 150 Aussteller waren an den 3 Tagen in Bern vertreten. Ein Teil davon im Bereich der Local Heros, der extra in der Mitte der Ausstellungshalle zusammengestellt worden ist. Wir haben die Messe am Samstagnachmittag besucht. Leider waren zu diesem Zeitpunkt nur mässig Leute in der Messehalle.
Markus Johann Ein Indiz der anzahlmässig geringen Frequenz am Samstagnachmittag war unter anderem, dass beim Vortrag von Werner Stirnimann über die Entstehung des Zigerchrosis nur ca. 10 Personen dem Vortrag zuhörten. Der Vortrag war Teil der insgesamt 12 Kochateliers. Das Rottaler Zigerchrosi ist ein fruchtig-süsser Brotaufstrich. Im Luzerner Teil der Rottaler Kulturlandschaft wird das Zigerchrosi seit jeher an Fronleichnam als Festtagsspeise aufgetischt. Entsprechend grosszügig ist die Verwendung: Eine Scheibe Brot zuerst mit Butter, dann dick mit Rottaler Zigerchrosi bestreichen und oben drauf mit einer Schicht Honig oder mit Birnel versüssen. Das Zigerchrosi ist übrigens zur Hauptsache ein ausgeklügeltes Gemisch aus eingeweichten Dörrbirnen vermischt mit frischem weissem Ziger.
Teigwaren mit Bergwasser hergestellt
Roman Bernegger von der Novena Frischprodukte aus Ulrichen war mit seinem umfangreichen Teigwarensortiment präsent. Einerseits produziert er Frischteigwaren, andererseits auch Trockenteigwaren. Ein offenes Betriebsgeheimnis seiner Produktion ist die Herkunft des verwendeten Wassers. Es stammt nämlich aus den Gomserbergen. Das war mit ein Grund, weshalb Roman Bernegger seinen Betrieb vor über 20 Jahren in Ulrichen angesiedelt hat. Ein anderer Grund ist die Herkunft der Rohstoffe. Lange Zeit hat er ausschliesslich biozertifizierte Rohstoffe, viele davon aus dem Schweizer Berggebiet, eingesetzt. Weil ihm jedoch durch die Biokontrollstellen immer mehr Auflagen erteilt worden sind, hat er seine Unternehmensstrategie vor ein paar Jahren geändert. «Ich beziehe immer noch den grössten Teil meiner Rohwaren in Bioqualität. Jedoch zeichne ich meine eigenen Teigwaren nicht mehr mit Bio aus. Für die im Auftrag hergestellten Teigwaren ist dies jedoch immer noch möglich. Viele möchten die Bio Suisse Knospe auf ihren Produkten haben. Es ist halt schade, dass einem Verarbeiter, der auch ausschliesslich Bio-Rohwaren einsetzt, bei der Biokontrolle dermassen misstraut wird. Wir können nicht wie die grossen Verarbeitungsbetreibe, die meist nicht nur Bioprodukte herstellen, eine oder mehrere Personen nur für die Qualitätssicherung einsetzen». Neben seiner Eigenmarkenlinie werden z.B. auch einige Produkte aus der Linie von Coop unter der Bezeichnung «Pro Montagna» von Novena produziert.
Regionaler Bezug ist wichtig
An einem anderen Stand war Regula Beck, von der Beck Mühle Utzenstorf, gerade im Gespräch mit Jeremias Witschi, dem Bäckermeister von der Flury Bäckerei aus Koppigen. Auf die Frage hin, was denn einen lokalen Bäckermeister heute noch auszeichnen würde, meinte Witschi: «Der Unterschied in der Brotqualität zu den Broten aus dem Grossverteiler. Unser Brot muss anders schmecken und auch länger haltbar sein. Die klare Herkunft der eingesetzten Rohstoffe und das Aufzeigen der Wertschöpfungskette. In unserem Produktionsbetrieb können uns die KundInnen über die Schultern schauen. Aus dem angegliederten Tea-Room ist die Bäckerei nämlich nur durch eine grosse Glasscheibe getrennt. Und natürlich die freundliche Bedienung durch unser kompetentes Personal». Die Mühle Beck ist eine lokal verankerte Mühle. Regula Beck versucht in ihrer Alltagsarbeit, die regionalen Bäckereien mit der Lieferung von guten Mehlen aus der Region zu unterstützen. Denn das immerwährende Bäckereisterben bereitet ihr auch Sorgen.
Startup setzt auf Natürlichkeit
Am Stand von Nullkommanull konnte man die in diesem Frühling von Guiseppe Reveruzzi aus Pfäffikon lancierten Bouillons degustieren. Er hat die Firma als Startup gegründet und wird auf Anfang 2020 voll auf diese Karte setzen. Bisher hat er noch zu 80% bei einer Bank gearbeitet. Die Bouillon-Töpfchen werden im Zürcher Oberland in den Sorten Gemüse, Rind und Geflügel mit frischen Zutaten produziert und in 160gr-Gläser abgefüllt. Sie enthalten keine Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker sowie auch kein Palmöl. Zudem sind sie gluten- und laktosefrei. Die Gemüsebouillons sind seit Mitte 2019 Bio-zertifiziert.
Unter einem Gemeinschaftsstand von Bio Suisse waren auch noch ca. 12 ProduzentInnen vertreten. Vom Bio-Trockenfleisch, über den Bio-Käse, dem Bio-Brot bis zum FrozenYoghurt aus Bioqualität konnte man sich dort durch degustieren.
Links zu den erwähnten Betrieben und Produkten
www.rottalerauslese.ch/index.php/spezialitaeten/rottaler-zigerchrosi