- 30. April 2023
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Facettenreich war das Programm der achten Lebensmitteltagung (LTM 2023) - und der Saal war wiederum proppenvoll. Die bekannte Fernsehfrau Daniela Lager moderierte gekonnt.
Markus Johann – Im Namen der «Hausherren» bio.inspecta und SQS begrüsste René Eisenring, Leiter Lebensmittel und Verpackung bei der SQS, den vollen Saal. Die Themen drehten sich ums Wasser, um Fälschungen und um den Fachkräftemangel.
Wasserschloss Europas
Wasser war das Thema des ersten Referenten an der Tagung, Christoph Mischet vom interkantonalen Labor AR, AI, SH. Privathaushalte verbrauchten weltweit 12% des Wassers, die Industrie 17% und die Landwirtschaft 69%, sagte er. Der virtuelle Wasserverbrauch pro Person und Tag betrage ausserdem 4200 Liter, darin wären der Verbrauch von Industrie und Landwirtschaft für die Produktion von Lebensmitteln jedoch auch enthalten. Christoph Mischet versicherte, dass das Wasser in der Schweiz immer noch problemlos konsumiert werden könne, jedoch seien die Probleme mit Rückständen leider vielfältiger geworden. Auch der Klimawandel habe wegen steigender Wassertemperaturen, Wasserknappheit und den Gefahren durch Starkniederschläge immer mehr Einfluss auf den Wasserhaushalt der Schweiz. Er legte auch weitere Probleme dar: etwa die Nitratrückstände durch Ausbringung von Stickstoffdünger in der Landwirtschaft. An 15% der Grundwassermessstellen werden dabei die Grenzwerte überschritten. Bis Massnahmen zur Reduktion von solchen Rückständen wirken, könne es 20 Jahre oder mehr dauern. Auch bei den verbotenen Pestiziden wie Atrazin oder Chlorothalonil könne es über 20 Jahre dauern, bis diese abgebaut wären. Die Trinkwasseraufbereitung bei solchen Rückständen sei besonders energieintensiv und teuer. Der Trinkwasser-Schutz – fange also bereits beim Chemikalien-Einsatz an, schloss er sein Referat.
Food Fraud – 10 Jahre nach dem Pferdefleischskandal
In einem nächsten Referat informierte Daniel Imhof, Kantonschemiker vom Labor der Urkantone, über Erfahrungen mit Fälschungen bei Lebensmitteln. Er zeigte dabei die Entwicklungen in den letzten Jahren auf und wies auf ein paar kritische Punkte bei der Auslobung von Lebensmitteln hin. Zum Beispiel bei der Regionalität – diese werde vielfach nicht eingehalten. Oder beim Hinweis auf die Schweizer Verarbeitung, die vielfach geschönt werde. Das Lebensmittelgesetzt habe unter anderem zum Ziel, die KonsumentInnen vor Täuschungen zu schützen. Die meisten Lebensmittelskandale würden über Whistleblower publik gemacht. Am Ende sei das System eben nur so gut, wie die Kontrolle dahinter, meinte Imhof. Darauf folgerte er, dass die Kontrollen intensiviert werden müssten.
Fachkräftemangel – ist das duale Bildungssystem am Ende?
In ihrem Referat ging Natalie Rüedi, Chief Human Ressources Officer und Mitglied der Konzernleitung der Emmi Gruppe, auf den Fachkräftemangel ein. Der Fachkräftemangel sei u.a. auf die falsche Ausrichtung unseres Bildungssystems zurückzuführen. Vielen Jugendlichen würde von ihren Eltern suggeriert, dass sie unbedingt eine akademische Laufbahn anstreben und studieren müssten, ansonsten nichts Gescheites aus ihnen werden würde. Dabei biete das duale Bildungssystem über eine Lehre zu Beginn der beruflichen Laufbahn ebenfalls sehr gute Möglichkeiten, z.B. mit einem späteren Studium an einer Fachhochschule. Gemäss einer Aussage von dem Personalvermittler Manpower werde es bis 2050 einen Fachkräftemangel von 85 Mio. Personen geben. Die Gründe dafür seien vor allem die demographische Entwicklung der Bevölkerung sowie die technologischen Fortschritte. Es würden darum viele Umschulungen nötig werden. 40% der Kernkompetenzen würden sich in den nächsten 5 Jahren sehr verändern. Die Jungen möchten zudem Arbeit und Leben besser verbinden und von einer echten Work-Life-Balance profitieren. Der Arbeitsmarkt der Zukunft verändere sich vom einem Arbeitgebermarkt immer mehr zu einem Arbeitnehmermarkt. Die Arbeitnehmenden werden sich damit ihre Stellen immer mehr aussuchen können. Die Menschen wären darum auch das Wichtigste im Unternehmen, darum lohne es sich, als Arbeitgeber in diese Menschen zu investieren, meinte Rüedi am Schluss von ihrem Referat.
Der nächste Lebensmitteltag findet am 18. April 2024 statt.