- 29. März 2025
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Viele Menschen in Deutschland misstrauen der Bio-Qualität von Lebensmitteln, wissen aber gleichzeitig nur wenig über den Biolandbau. Eine Studie zeigt grossen Handlungsbedarf.
Zulässig ist das EU-Bio-Logo auf Produkten, die zu mindestens 95 Prozent aus Bio-Zutaten bestehen. Bild: zVg
Nur jeder und jede dritte Befragte ist davon überzeugt, dass die in Deutschland verkauften Bio-Produkte tatsächlich Bio sind. Dagegen stimmten gut 40 Prozent der Aussage «Bei Bio wird viel betrogen» eher zu. Und etwa 30 Prozent sind überzeugt, dass Bio «nur Marketing» sei. Knapp 18 Prozent gehen sogar davon aus, dass sich Bio-Produkte und konventionelle nicht unterscheiden.
Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Agrarökonomie der Göttinger Universität gemeinsam mit Kulturanthropolog:innen und Bildungswissenschaftler:innen sowie dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen. Sie haben 2000 Personen befragt für die Studie «Authentizität und Vertrauen bei Bio-Lebensmitteln.» Ziel des viereinhalbjährigen Vorhabens, das vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) gefördert wurde, war es, mehr über das Vertrauen in Bio-Produkte zu erfahren.
Unkenntnis und überhöhte Erwartungen
Die repräsentative Umfrage ergab, dass einem Fünftel der befragten Personen nahezu jegliches Wissen über Bio-Qualitäten fehlt. Rund 60 Prozent der Befragten verfügen nur über Grundwissen zu Prozess- und Produktqualität von Bio-Produkten, wie das deutsche Bundeszentrum für Ernährung per Communiqué bekannt gab. Aus Sicht der Forschenden basiert das Misstrauen der Befragten häufig auf oberflächlichem Wissen, Unkenntnis oder überhöhten Erwartungen und Wunschvorstellungen.
Nach Einschätzung der Studienautorin Antje Risius liegt dies daran, dass Bio zu einem «überhöhten Symbol rundum guter Lebensmittel» geworden sei. Würden die Erwartungen der Bio-Konsumentinnen und Bio-Konsumenten immer wieder enttäuscht, etwa durch in Plastik verpacktes Bio-Gemüse oder weite Transportwege, so könne dies letztlich das Vertrauen in Bio massgeblich schmälern.
Ob Konsument:innen im Geschäft zu einem Bio-Produkt greifen oder nicht, reduziert sich nicht allein, wie bisher angenommen, auf die Frage «Bio oder kein Bio». Vielmehr zeigte sich bei begleiteten Einkäufen, dass das tatsächliche Einkaufsverhalten auch von der konkreten Kaufsituation oder der Produktkategorie abhängt.
Innovative Kommunikationsformate
Um das Vertrauen in die Bio-Qualität zu stärken, reicht es aus Sicht der Forschenden nicht aus, Konsument:innen ausschliesslich auf der kognitiven Ebene anzusprechen. Neben sachlichen Informationen über den ökologischen Landbau und die Kennzeichnung von Bio-Produkten sollten soziale Interaktionen, Werte sowie sensorische Erfahrungen eine wachsende Rolle in der Kund:innenkommunikation spielen.
Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden neben der Website www.biokompetent.de und Erklärfilmen unter anderem zur Kontrolle von Bio-Lebensmitteln innovative Kommunikationsformate wie das kollaborative Planspiel «Apfelkomplott» oder Food-Stories zum Weiterrätseln und Diskutieren entwickelt und erprobt.
In Kurzfilmen geben Akteurinnen und Akteure der gesamten Produktionskette und der Öko-Kontrolle Einblick in ihren Arbeitsalltag und zeichnen ein realistisches Bild des Biolandbaus. Im Rahmen des Projektes zeigte sich, dass die erstellten Medien den gewünschten Effekt erzielten: Sie konnten die Präferenz und das Vertrauen der Konsument:innen in die Produktkette und die Eigenschaften von Bio-Lebensmitteln stärken.
Abschlussbericht des BÖL-Forschungsvorhabens «Authentizität und Vertrauen bei Bio-Lebensmitteln»
Quelle: «Wie hoch ist das Vertrauen in Bio-Lebensmittel?», Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), 26.03.25