- 25. Februar 2014
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Ende 2012 gab das FiBL finanzielle Engpässe bekannt. Wie sieht die Situation heute aus? Im zweiten Teil des bionetz.ch-Gastkommentars nimmt FiBL-Direktor Urs Niggli Stellung zu den Entwicklungen und der aktuellen Situation.
Urs Niggli - Wenn wir zurückschauen, hat das FiBL die ganzen Anfänge der Bioforschung und Beratung die ersten 15 Jahre ohne Bundesmittel und mit ganz bescheidenen kantonalen Beiträgen an die Beratung entwickelt. Mit dem Einstieg des Bundes in die Forschung, welche 1990 durch Otto Stich ermöglicht wurde, hat sich das etwas geändert. Doch im wesentlichen wurde der stark zunehmende Bedarf im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) ab 1993 hauptsächlich durch erfolgreiches Akquirieren von Projekten bei den Grossverteilern, bei Stiftungen, bei der EU und bei Bundesstellen finanziert.
Der Bundesbeitrag – sozusagen unsere Sockelfinanzierung – machte 2013 nur noch 25 % aus. Es ist einmalig, dass eine boomende Branche in der Landwirtschaft so schwach mit Bundesmitteln ausgestattet ist. Der FiBL-Stiftungsrat hat diese Situation mehrfach bei verschiedenen Bundesräten und bei BLW-Direktoren thematisiert. In den Jahren 2012 und 2013 hatten wir empfindliche Rückgänge in der Mittelakquisition. Das ist eigentlich etwas normales, da man den Erfolg bei Projekteingaben nicht voraussagen oder erzwingen kann.
Wir waren deshalb gezwungen, Forschungsaktivitäten stillzulegen oder neue Anliegen der Branche nicht anzugehen. Im Juni 2012 wurde im Parlament das Postulat von Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (CVP) eingereicht, welcher eine weitere Stärkung der Bioforschung über das FiBL forderte. Das Parlament, der Bundesrat und das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) haben das Postulat entgegengenommen und es liegt ein positiv befürwortender Bericht vor. Das Prozedere beim Bund dauert jedoch sehr lange und es ist nicht zu erwarten, dass eine definitive Aufstockung vor 2016 erfolgen wird. Die von Nationalrat Müller-Altermatt geforderte Aufstockung beim FiBL beträgt 5 Millionen, was einer Verdoppelung entspricht. Da das BLW und Bundesrat Schneider-Ammann die Schwierigkeiten des kleinen FiBL erkannt haben und gleichzeitig auch seine Funktion im Landwirtschaftlichen Wissens- und Innovationssystem der Schweiz als wichtig erachten, ist geplant, für 2014 und 2015 eine provisorische Zwischenlösung zu finden.
Für das FiBL sehr wichtig ist die Zusammenarbeit mit der gesamten Biobranche. Hauptsächlich mit den Grossverteilern, welche entsprechend ihrer Anteile am Biomarkt in die F&E investieren. Dies ist eine ausserordentlich und weltweit einmalige Situation, welche oft zu wenig gewürdigt wird. Aber auch Bio Suisse ist für uns sehr wichtig. Bio Suisse macht bezüglich den Geldinvestitionen in Forschung, Bildung und Beratung sogar dem grossen Bauernverband etwas vor. Wir sind auch zum Start des neuen EU-Forschungsprogramms im 2014 sehr aktiv. Dazu schreiben wir Forschungsanträge und sind in mehr als 20 europäische Konsortien involviert .. Nicht zuletzt spielt der Biolandbau auch in der Entwicklungszusammenarbeit eine immer wichtigere Rolle. Und da ist das FiBL mit seinen Netzwerken gut positioniert.
Ich bin überzeugt, dass der Biolandbau grosse Sprünge nach vorne machen kann. Dazu muss es uns gelingen, das FiBL als Partner des Schweizer landwirtschaftlichen Forschungs- und Innovationssystems besser zu positionieren und auch für andere Geldgeber weiterhin erfolgreich zu arbeiten.