Am 1. April 2009 ist es definitiv: Jede Biokuh frisst nur noch Bio. Weil das Biofutter knapp und teuer ist, fordern die Biobauern mehr Direktzahlungen.

Von Helene Soltermann, LID


Wo Bio drauf steht, ist auch Bio drin. Diesem Grundsatz müssen die Biokühe künftig zu 100 Prozent gerecht werden. Eigentlich dürfen Biokühe bereits seit Anfang 2008 kein konventionell produziertes Mais oder Raufutter mehr fressen. Weil es aber an bestimmten Futterkomponenten in Bioqualität mangelt, darf das Menu der Biokühe noch bis zum 31. März 2009 aus fünf Prozent nicht biologischen Nebenprodukten der Lebensmittelherstellung bestehen – also zum Beispiel aus Zuckerrübenschnitzel, Melasse, Maiskleber oder unverarbeiteten Kartoffeln. Ab dem 1. April ist jedoch Schluss damit: Biokühe müssen ausschliesslich Biofutter fressen. Die Schweiz passt sich somit definitiv der EU an, von wo die neue Richtlinie stam

Bündner und Oberwalliser fordern mehr Direktzahlungen
Im Kanton Graubünden, dem grössten Biokanton der Schweiz, bereitet die neue Richtlinie den Bauern Sorgen. "Für viele Bündner Biobauern wird die verschärfte Fütterungsvorschrift problematisch, weil die Kosten aus dem Ruder laufen", sagt Alfons Cotti, Präsident des Kantonalverbandes Bio Grischun, und fügt an: "Nicht nur die Fütterungsvorschriften sind strenger geworden, auch andere Richtlinienverschärfungen verursachen Mehrkosten für uns Biobauern."

Die meisten Bündner Biobauern bewirtschaften einen Betrieb im Berggebiet. In den hohen Lagen könne aber kein eigenes Futter wie beispielsweise Mais angebaut werden. Man müsse das Futter vom Tal- ins Berggebiet transportieren. "Weil die Nachfrage nach biologischem Kraftfutter wegen der Richtlinie steigt, ist das Futter bis zu 40 Prozent teurer geworden", sagt Cotti. Bio Grischun hat deshalb an seiner Generalversammlung Ende Februar eine Resolution ans Bundesamt für Landwirtschaft verabschiedet. Darin fordern die Bündner Biobauern eine befristete Erhöhung der Direktzahlungen, um die höheren Kosten durch die verschärften Richtlinien kompensieren zu können. Die Flächenbeiträge für Biobetriebe sollen demnach in den nächsten fünf Jahren von 200 auf 400 Franken pro Hektare erhöht werden.

Die Bündner Biobauern sind nicht allein mit ihrem Anliegen. Auch die Oberwalliser Biobauern haben an ihrer Generalversammlung vom letzten Dienstag, 10. März entschieden, die Resolution zu unterstützen. "Viele Oberwalliser Biobauern sind im hochalpinen Gebiet. Wenn der Winter sechs bis sieben Monate dauert, wird sich der Zukauf von Bio-Kraftfutter negativ auf unser Portemonnaie auswirken", sagt Daniel Ritler, Präsident der Oberwalliser Biobauern. Ritler schätzt, dass Kraftfutter in Bioqualität auch künftig knapp sein wird. "Für Bio-Ackerbauern ist die Produktion von Futtergetreide nicht sehr lukrativ", sagt er. Viel interessanter sei es, Brotgetreide anzubauen.

Austritte in Bern
Auch im zweitgrössten Biokanton Bern schlägt die Verschärfung der Fütterungsrichtlinien zu Buche. "Im letzten Jahr sind im Kanton Bern rund 30 Betriebe – vorwiegend Milchbauern – bei Bio Suisse ausgetreten", sagt Andreas Schneider, Präsident der Bärner Bio Bure. Dies sei teilweise auf die neuen Richtlinien zurückzuführen. Und: "Es wird sicher noch mehr Austritte geben", schätzt er. Wie viele Bauern dem Bio wegen der verschärften Richtlinie den Rücken kehren, werde sich jedoch erst im nächsten Winter zeigen. Jetzt komme der Sommer, da fressen die Kühe Gras auf der Weide. Im Winter werden sie wieder vorwiegend mit Heu gefüttert, auch Kraftfutter steht dann auf dem Speiseplan.

Bei der Schweizerischen Dachorganisation Bio Suisse glaubt man hingegen nicht daran, dass die verschärfte Fütterungsrichtlinie zum Problem wird. "Bis anhin jedenfalls haben wir keine massive Ausstiegswelle der Biobauern beobachten können", sagt Mediensprecherin Jacqueline Forster.

Copyright: Helene Soltermann, LID, Mediendienst Nr. 2857 vom 13.03.2009

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