Mit 280 Lebensmittelproduzenten ging die sechste Ausgabe des Zürcher Slow Food Market vom 18 bis 20. November über die Bühne. Die Besucher/-innen schätzten den Umzug in die grossen Hallen 3 und 4 der Messe Zürich. Auch unsere Reporterin Berti Kuster war vor Ort und gewärht einen Einblick in ihre Marktnotizen.

Berti Kuster - Bereits wenige Stunden nach Eröffnung des Marktes am Freitag Nachmittag bewegte sich eine bunte Menschenschar durch die Hallen 3 und 4 der Messe Zürich, sehr zur Freude der zahlreichen Aussteller. Die Kriterien für die Zulassung als Aussteller an diesen Anlass sind immer noch eher weit gefasst. Sie lauten: fair produzeirt; traditionell, mit Original-Rohstoffen ohne Zusätze und künstliche Aromen hergestellt und vom Produzenten selbst präsentiert. Die Idee ist einfach: Essen soll Genuss und Ethik miteinander verbinden.

SF Stand Slow Food11 600 Besucher/-innen deckten sich am Slow Food Market Zürich mit guten Produkten und Informationen ein (Fotos: Berti Kuster).

Brot aus dem Holzofen

Bei einigen Marktteilnehmern lohnte es sich besonders, genauer hinzuschauen, so etwa beim Bio-Beck Lehmann. Aus frisch gemahlenem Vollkorn-Mehl, das noch die ganze Urkraft des Kornes mit dem wertvollen Getreidekeimling enthält, stellt der Betrieb täglich verschiedensten Backwaren her und zählt darauf auf die Holzofen-Produktion. Ihr verdanken die Erzeugnisse nicht nur den guter Geschmack, der nachwachsende und CO2 neutrale Rohstoff Holz aus der Regionersetzt auch viel Erdöl. 

Mit den Produzenten ins Gespräch war sehr lohnenswert, jedenfalls soweit diese Deutsch oder Englisch verstanden. Eine lustige Szene gab es an einem Stand aus Italien zu beobachten. Mit dem Dixionaire in der Hand erklärte der Produzent seinen Besucher/-innen, dass sich in seinen hübsch verpackten Tüten getrocknete Kichererbsen befanden und diese in der Toscana angebaut wurden.

Gedörrtes und Eingemachtes

Anders beim Familienbetrieb von Urs und Christine Frühauf in Pfaffnau, wo man im Gespräch viel Interessantes erfahren konnte. Beispielsweise, dass ihre Busch-Bohnen eine alte ProSpecieRara-Sorte seien, in der Umgebung von Pfaffnau gewachsen und schonend bei höchstens 35 Grad getrocknet. Schön präsentierten sich auch die Tüten mit Trockengemüse, ebenfalls aus eigenem Anbau. Bei Frühauf gab noch weitere gluschtige, innovative und nachhaltige Spezialiäten: geschmackvolle getrocknete Apfelringli, Aprikosen, Zwetschgen und Beeren. Und auch in Gläser abgefüllte Wurzelgemüse, Kürbis und Zuchetti curry-süss-sauer eingemacht. Ein Obstgarten mit altem Hochstamm-Baumbestand gehören ebenfalls zum Hof. Darunter weiden Walliser Land-Schafe, eine ursprüngliche, vom Aussterben bedrohte ProSpecieRara-Rasse. Verschiedene Bauernbetriebe in der Umgebung arbeiten zusammen und bilden ein regionales Netzwerk, das sich der Bio-Qualität verschrieben hat. Ihre Produkte bieten die Bauern direkt oder über Biofarm und regiofair einer Bio-Lebensmittel-Plattform an.

Biohotels ennet der Grenze

Im Naturhotel im Kleinwalsertal lässt sich in Ruhe und Langsamkeit die gute Luft und die Natur geniessen. Alte Familienbetriebe zeichnen sich durch Gastgeber-Qualitäten aus, die über das Beherbergen hinausgehen und bieten jedermann die Gelegenheit, sich zu entspannen, zu geniessen und daheimzufühelen. So beispeielswiese im Oswalda Hus bei Joachim Müller und seiner Familie. Er führt ein Bio-Hotel in Riezlern mit entsprechender Bio-Küche und Kräuern aus dem eigenen Garten. Dazu gehört auch eine Saunalandschaft mit Bergpanorama und ganzheitliche Behandlungen mit Naturkosmetik.

Frischer Fisch und feiner Käse

Frischer Fisch CulinariumFrischer Fisch schmeckt noch besser, wenn er aus guter Haltung kommt. Hier die Fischtheke von Culinarium.

Ein Stand bewarb frische Bio-Forellen aus dem Blausee im Berner-Oberland. Dort schwimmen die Fische in reinem Bergquellwasser, länger leben als in konventionellen Zuchten und geniessen erst noch nviel mehr Bewegungsfreiheit.

Feine Käse, ob von der Alp oder aus Rohmilch hergestellt, boten viele Ständen grosszügig zum Probieren an. So würziger, langjährig gereifter Parmesan aus dem Piemont oder frischer Ziegenkäse aus einer kleinen Schweizer Dorfkäserei. Erwähnenswert ist auch der urwürzige Schabziger aus dem Glarnerland. Ein regionales, nach sehr alter, unveränderter Rezeptur hergestelltes Produkt, das für echte Tradition steht.

Meret Bissegger bei Bio Suisse

SF GEmüse BiosuisseAus feinen Biogemüsen und raren Spezialitäten zu kochen, inspiriert nicht nur Meret Bissegger, die am Stand von Bio Suisse ihr Können demonstrierte.

Bei Bio Suisse kochte Meret Bissegger Gemüse aus dem reichhaltigen herbstlichen Saisonangebot – nach neuen und alten Rezepten und zum Teil mit längst vergessenen Ackerfrüchten. Der Stand bot eine farbige Vielfalt von seltenen Genüssen. Auch alte Kartoffelsorten, die gut beschriftet waren, gab es zu entdecken. Mancher Besucher rätselte über den zum Teil unbekannten Namen.

Biowein aus dem Wallis

Aus dem Wallis, genau genommen aus Miege in der Nähe von Siders, war Winzer Rene Güntert nach Zürich gekommen. Seine Biocave ist ein Familienbetrieb mit bestens ausgebildeten Fachleuten, die Spitzenweine produzieren, neu auch vegane. Am Delinat-Stand ging es dagegen etwas laut und hektisch zu und her. Bevorstehende Degustation wurden über Lautsprecher angekündigt, und die Erklärungen zu den ausgesuchten Weinen schallten durch die ganze Halle schallen. Nur schade, dass die verschiedenen Produzenten nicht zu Wort kamen.

Kochbuch Leaf to Root

Das ganze Gemüse, vom Blatt bis zur Wurzel, zu verwenden und möglichst nichts wegzuwerfen, hat durchaus etwas Positives. In der Showküche wurden verschiedene Rezepte aus dem neuen Kochbuch Leaf to root von Esther Kern, Sylvan Müller und Pascal  Haag vorgekocht und auch dem zahlreich erschienen Publikum zum Probieren gereicht. Die fritierte Zwiebelschalen waren eher gewöhnungsbedürftig. Das Hirschtartar aus den Bündner Bergen, mit Frühlingszwiebeln und Zwiebelschalen-Sud übergossen und fein abgeschmeckt, fand jedoch viel Anklang.

pdfMedienbericht Slow Food

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