- 19. April 2017
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Am Workshop «Landwirtschaft und Qualität des Wassers» während des Eco-Naturkongresses von Ende März in Basel, wurde eifrig über die Problematik der Pflanzenschutzmittelrückstände in Gewässern debattiert.
Markus Johann - In der Einleitung stellte Moderator Samuel Vogel klar, dass die Landwirtschaft bewusst in die Natur eingreift – die Frage lautet jedoch, wie? Eva Reinhard, vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), wies in ihrem Kurzreferat darauf hin, dass viel von unserem persönlichen Wasser-Fussabdruck durch Importe entsteht. Sehr viel davon stammt zum Beispiel von Gemüse, das wir aus Spanien einführen. Spanien hat demnach auch einen überdimensionalen Wasserverbrauch. Weiter führte sie aus, dass die Umweltziele der Schweizer Landwirtschaft bisher nicht erreicht werden konnten. Die Belastung der Gewässer mit Nitraten sollte heute bereits um 50 Prozent reduziert sein, es sind jedoch erst 25 Prozent. Die Herausforderungen in der Landwirtschaft sind darum nach wie vor sehr gross. Was soll wie reguliert werden? Soll durch Verbote oder durch Förderungen reguliert werden? Ziel bleibt die standortangepasste Landwirtschaft. «Es ist an vielen Stellen viel gutes Wissen vorhanden, man sollte dies jedoch viel besser nutzen» sagte Reinhard zum Schluss ihres Referates.
Pestizide in den Gewässern
Adrian Auckenthaler, vom Amt für Umweltschutz und Energie des Kantons Baselland, präsentierte Fakten aus den regelmässigen Gewässeruntersuchungen. Der Kanton mit 900 Landwirtschafts-Betrieben und 518 Quadratkilometern Nutzfläche, also 15 Prozent der kantonalen Fläche, weist immer weniger kleine Betriebe auf. «Die ökologischen Ziele für die Gewässer sind klar definiert – es sollen keine unnatürlichen Stoffe darin sein. Es hat jedoch viele Pharmazeutika und Pestizide in den Gewässern, die natürlicherweise darin nicht vorkommen», so Auckenthaler. Sie stellen Pflanzenschutzmittel in immer derselben Konzentration fest. Die Stoffe sind vielfach resistent und nicht abbaubar - wie Atrazin. Obwohl seit 2008 verboten, ist Atrazin immer noch in hohen Konzentrationen feststellbar. Durch diese Rückstände sind chronische Schädigungen der Gewässerorganismen zu erwarten. Bei der Analyse der Fliessgewässer wurden 20 von 38 gesuchten Wirkstoffen nachgewiesen. Als Sofortmassnahmen empfiehlt Auckenthaler die Reduktion des Stoffeinsatzes sowie eine bessere Handhabungen bei der Ausbringung.
Viele Zielkonflikte
Christoph Böbner, Dienstellenleiter des Amtes für Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern, berichtete über die grossen Zielkonflikte in seinem Kanton. Luzern hat 4500 Landwirtschaftsbetriebe, und ist mit 56 Prozent landwirtschaftlicher Nutzfläche einer der drei wichtigsten Landwirtschaftskantone der Schweiz. Die Landwirtschaft trägt 11 Prozent zur gesamten Wertschöpfung des Kantons bei -inklusive der vor und nachgelagerten Stufen. 75 Prozent der Wertschöpfung in der Landwirtschaft stammen aus der Tierhaltung. Die Anforderungen an die Wasserqualität können nicht eingehalten werden, dabei sind die Phosphorrückstände das grösste Problem. Zwar sind diese in den letzten Jahren stetig gesunken, sind jedoch immer noch doppelt so hoch wie zugelassen. «Die Wasserqualität ist zwar besser geworden, jedoch muss der Pestizid-Einsatz unbedingt weiter reduziert werden», so das Fazit von Böbner.
Vorschriften konsequenter anwenden
Aus Sicht von Inge Werner, Leiterin des Ökotoxzentrums Dübendorf/Lausanne, könnten die Rückstände der Pflanzenschutzmittel in den Fliessgewässern schon längst geringer sein. Man müsse einfach die entsprechenden Vorschriften viel konsequenter anwenden. So ginge es auch den sehr stark belasteten Fliessgewässern rasch besser. Friedrich Wulf, ein Vertreter von Pro Natura, wies in der Plenumsdiskussion darauf hin, dass der Fluss Doubs so stark verschmutzt ist, dass kleine Organismen darin kontinuierlich absterben. Dies wegen der grossflächigen Anwendung eines breiten Cocktails an Pflanzenschutzmittelnin der Landwirtschaft. Der Doubs sei zudem so intensiv mit Algen bewachsen, dass die Fische vielerorts nicht mehr laichen könnten. Das Fazit aus diesem Workshop war, dass die Gewässerverordnungen in den Kantonen besser und konsequenter vollzogen werden müssen. Wirksam für die Gewässer wäre dies dann allerdings erst in ein paar Jahren. Zudem wäre wichtig, dass auch weiter in Forschung und Technik investiert würde.